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„Es fehlt das Besondere auf der Kesselsdorfer“

Im SZ-Interview spricht Karin Woittennek vom Gewerbeverein über Probleme an der Magistrale und das baldige Jubiläum.

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© André Wirsig

Früher hieß sie Wilsdruffer Straße, heute Kesselsdorfer Straße. 110 Jahre ist es mittlerweile her, dass die zentrale Verbindungsachse zwischen Löbtau und Gorbitz ihren heutigen Namen bekam. Ein Grund zum Feiern: Im September soll es zum Jubiläum ein großes Fest geben. Doch entlang der Magistrale gibt es auch Probleme. Über diese spricht Karin Woittennek vom Gewerbeverein Kesselsdorfer Straße, der die Jubiläumsfeier im Herbst organisiert, im SZ-Interview.

Ein Blick in die Vergangenheit: So sah die Kesselsdorfer Straße Anfang der 1990er-Jahre aus. Foto: Waltraut Kossack
Ein Blick in die Vergangenheit: So sah die Kesselsdorfer Straße Anfang der 1990er-Jahre aus. Foto: Waltraut Kossack

Frau Woittennek, es tut sich derzeit viel auf der Kesselsdorfer. Neben dem Dreikaiserhof wird zum Beispiel ein großes Wohn- und Geschäftshaus gebaut. Grund zur Freude bei Ihnen?

Es ist nicht immer zur Freude der Gewerbetreibenden, falls dort zum Beispiel etwas reinkommt, was es auf der Straße schon gibt. Oder größere Ketten, die die Kleinen verdrängen. Solche Neubauten beobachten wir daher auch immer mit Skepsis. Insgesamt geht die Entwicklung aber in eine gute Richtung.

Auch weil Löbtau, gerade bei Jüngeren und Familien, immer beliebter wird?

Der Zuzug ist auf jeden Fall spürbar. Es wird schon schwierig, hier überhaupt eine Wohnung zu finden. Für die Bünaustraße hat sich schon der Name „Familienmeile“ eingebürgert.

Klingt doch aber nach perfekten Bedingungen für Einzelhändler?

Das Problem ist, dass es in der Innenstadt viel zu viel Gewerbefläche gibt. Oder auch am Stadtrand wie im Elbepark. Man hat dort natürlich alles zusammen, was auf der Kesselsdorfer eben nicht gegeben ist. Hier gibt es kein Kaufhaus, wo sich alles bündelt. Heutiges Einkaufen ist mit früher nicht vergleichbar. Da war die Kesselsdorfer die Straße schlechthin, wenn man etwas brauchte. Das ist sie leider nicht mehr.

Gerade, was die Vielfalt angeht, gäbe es vielleicht Nachholbedarf. Bekannt ist die heutige Kesselsdorfer ja vor allem als „Bäckermeile“ ...

Wir können natürlich keinen Einfluss nehmen, wer ein Geschäft bezieht. Den Eigentümern ist das auch egal. Hauptsache, die Fläche ist vermietet. Früher haben wir öfter mal den Kontakt zu Eigentümern gesucht, aber die Zeit dafür ist begrenzt. Es fehlt derzeit das Besondere. Schade ist es zum Beispiel um den Teeladen, der kürzlich schließen musste. So etwas Spezielles, Einmaliges braucht es. Läden, für die man extra auf die Kesselsdorfer geht. Und nicht 08/15.

Immerhin könnte der geplante Boulevard an der Haltestelle Tharandter Straße die Kesselsdorfer mehr beleben.

Dazu gehen die Meinungen auseinander. Manche fürchten auch, dass Autofahrer einen Bogen um die Straße machen, weil sie glauben, hier nicht mehr durchzukommen. Schade ist aber zum Beispiel, dass die Stadt uns beim geplanten Wochenmarkt nicht unterstützt hat. Leider hat sie keine Flächen zur Verfügung gestellt. So etwas hätte die Straße auf jeden Fall belebt.

Dennoch gibt es auch Positives zu berichten. Zum Beispiel das für September geplante Fest, da die frühere Wilsdruffer Straße vor 110 Jahren ihren heutigen Namen „Kesselsdorfer Straße“ bekam.

Genau. Kerstin Reck vom Modegeschäft „gg Prezzo“ hatte mal recherchiert und vorgeschlagen, deshalb ein Fest auf die Beine zu stellen. Inzwischen steht auch der Termin fest. Es wird vom 5. bis 7. September stattfinden.

Steht auch schon das Programm für das Jubiläum fest?

Am 6. September wird es zum Beispiel einen Festumzug mit einem Fanfarenzug und einer Torwand geben. Der soll von der Wendel-Hipner-Straße bis runter zur Tharandter Straße führen, wo die Festwiese sein wird. Es gibt auf jeden Fall schon viele Zusagen und Pläne von den Händlern. Das Klebwerk (Anm.: Geschäft auf der Löbtauer Straße) will zum Beispiel mit einem Sportbootteam kommen. Wir stecken aber noch mitten in den Vorbereitungen. Dazu treffen wir uns regelmäßig zum Stammtisch.

Das Gespräch führte Tobias Hoeflich.

www.kellei.de