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Es geht wieder los

Weißwasser ist besonders und soll es bleiben. Entdeckungen und Gedanken zu einer Stadt zwischen den Welten. Heute: Frühlingserwachen nach Corona.

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Nach Corona heißt es: neue Wege gehen.
Nach Corona heißt es: neue Wege gehen. © Sebastian Gollnow/dpa

Frühlingserwachen, der Wonnemonat Mai öffnet die Schleusen. Nach verlängertem Zwangs-Winterschlaf blühen die ersten „Pflänzchen“. Es gibt wieder Tierpark, Glasmuseum, Broilereck, Waldhaus, Friedens-Eiche und wie sie alle heißen – auf Abstand zwar, aber es gibt sie. Kultur-Veranstaltungen sollen bald folgen. War dieser „Shut-down“ nur ein verlängerter, seltsamer Winter-Traum, nach dem man sich jetzt müde den Schlaf aus den Augen reibt und wieder von vorn beginnt?

Wollen wir unseren vor-coronalen Gewohnheiten nachgehen, wäre das wohl kein guter Weg. Klar, „früher war nicht alles schlecht“. An nichts mangelte es uns. Im Übermaß und in der ständigen Verfügbarkeit der Dinge ging uns jedoch die Wertschätzung für die alltäglichen Waren verloren (#Klopapier). „Billiger ist besser.“ Lokales Kleingewerbe kann in dieser Logik schlecht mithalten, wenn große Unternehmen durch Kostenvorteile und Massenfertigung die Preise drücken und online allgegenwärtig verfügbar machen. Wir haben keine lokale Wirtschaft? Dann sollten wir die, die wir noch haben, zuallererst mal unterstützen und nicht billig ausschließlich online kaufen. Die Stadtverwaltung Weißwasser greift gemeinsam mit Partnern hierfür sogar mit bis zu tausend Zehn-Euro-Corona-Gutscheinen unter die Arme.

Die Hürde von der Couch zum Veranstaltungsort ist nicht unüberwindbar

Ähnliche Wertschätzungs-Muster lassen sich im Bereich Kunst und Kultur wahrnehmen: Das Erleben, Unterhaltung, Spaß, Spiel, Freude, Spannung – die komplette Bandbreite an Emotionen lässt sich bequem vom heimischen Sofa aus konsumieren, teilweise nur wenige Klicks entfernt. Der Thrill, die Action finden überall woanders statt, nur nicht vor der eigenen Haustür. Wer sich die Veranstaltungen in Weißwasser anschaut, sollte jedoch feststellen, wie vielfältig das Programm, im „Normalbetrieb“ über das Jahr gesehen, ausfällt: Verschiedene Initiativen, Formate für unterschiedliche Zielgruppen.

Das ist eine Grundkonstellation, die sich andere Kleinstädte nur wünschen können. „Nichts los hier“ gehört hier dennoch oft zum Umgangston. Um die unüberwindbare Hürde von der Couch zum Veranstaltungsort einzudampfen, erweitern insbesondere während der Zeit der Beschränkungen Vereine und Kultur-Schaffende in Weißwasser ihre Angebote um digitale Formate: Aus der Hafenstube wurden regelmäßig DJ-Livestreams gesendet; die Station junger Techniker und Naturforscher bietet Online-Mitmach-Aktionen und Lern-Formate an; die MedienStube WSW entwickelte Podcast-, Interview- und Tutorial-Formate ...

Wird das den Wind aus den Segeln der „Hier-ist-nix-los“-Fraktion nehmen? Geschenkt! Denn die Unterstützung von lokalem Gewerbe, Gastronomie, Kunst und Kultur ist ein individueller Selbstzweck. Das erste Kaltgetränk der Wahl in der Bar des Vertrauens, ein gemeinsames Essen mit Freunden im Lieblings-Restaurant, ein durchtanzter Abend, ein Konzert, die unterschiedlichen Gerüche im Tierpark: echtes, hautnahes Erleben da draußen wird wieder möglich. Die damit verbundenen Eindrücke und die bleibenden Erinnerungen an schöne Momente machen das Leben reicher. Also lasst uns die Freiheit nutzen, dieser Sammlung nachzugehen. Lasst uns rausgehen, unterstützen und von dem Erlebten erzählen, auf dass die Optimisten wieder lauter werden.

Unser Autor Patrick Pirl lebt seit 2017 wieder in der Lausitz. Mit seiner Partnerin hat er das Projekt 1NITE TENT ins Leben gerufen und arbeitet im Bereich Kultur- und Veranstaltungsmanagement in Weißwasser. Hier erzählt er von seinen Beobachtungen zu gesellschaftlichen und kulturellen Dynamiken in der Region.

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