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„Es gibt nichts von der Stange“

Ab heute gibt die Messe Haus 2013 Interessierten Rat. Dort finden sie auch das passende Energiekonzept fürs Eigenheim.

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Von Bettina Klemm

Christian Micksch hält viel von Solarenergie. Keine Frage, dass an seinem Privathaus die Sonne für Strom sorgt. Er ist seit 2007 der Geschäftsführer der Sächsischen Energieagentur Saena und gibt sein Wissen professionell weiter. Ab heute beraten Micksch und seine Mitarbeiter auf der Baumesse Haus 2013 im Ostragehege die Besucher. Neben dem Messestand haben sie 40 Fachvorträge für die vier Ausstellungstage vorbereitet.

„Wer neu baut oder sein Haus von Grund auf saniert, trifft Entscheidungen für die nächsten 30 bis 50 Jahre“, sagt er. So machen die Kosten fürs Planen und Bauen etwa ein Viertel der Gesamtausgaben eines „Hauslebens“ aus. Ein weiteres Viertel ist für Ersatzinvestitionen erforderlich. „Knapp die Hälfte aller Ausgaben fällt auf Energiekosten“, schätzt Micksch ein. Steht das Haus einmal, seien diese nur noch in geringem Maße zu beeinflussen.

Das hat er auch persönlich beherzigt. Als er 1997 neu baute, hat er sich für ein Niedrigenergiehaus entschieden, das war damals in die Zukunft gedacht. „Neben der Fotovoltaikanlage sorgt eine Solartherme für warmes Wasser, im Haus gibt es eine Lüftungsanlage zur Wärmerückgewinnung“, sagt er. Regenwasser nutzt er für die Toilettenspülung, für den Garten und für die Waschmaschine. „So haben wir bei 150 Quadratmetern Fläche im Jahr nur etwa 450 Euro Kosten für Heizenergie und Warmwasser“, sagt der 57-jährige Maschinenbauingenieur.

Es tobt ein Kampf der Interessen

Inzwischen gibt es Häuser, die ohne zusätzliche Energiezufuhr auskommen und in seltenen Fällen sogar mehr Energie produzieren, als die Bewohner benötigen. Auf der Messe werden zahlreiche Angebote unterbreitet. Doch Micksch warnt, es tobe ein Kampf um die Verteidigung einzelner Interessen. Die Bundesregierung fördert das Dämmen der Häuser mit preiswerten Styroporplatten. Selbst die Zeitschrift „Capital“ kritisiert diese Art der Dämmung mittlerweile als Sondermüll.

Micksch rät in jedem Fall zu einer gründlichen Beratung, um das passende Konzept zu finden. „Es gibt nichts von der Stange“, warnt er. Die Beratung lässt sich der Freistaat einiges kosten: 1,7 Millionen Euro zahlt er pro Jahr für seine Energieagentur. Die 16 Mitarbeiter beraten die Bauwilligen – etwa 4 000 im Jahr – kostenlos. Sie haben zudem eine Bauherrenmappe mit allen wichtigen Fakten zusammengestellt. Der dicke Aktenordner wurde modellhaft für die Städte Plauen und Zwickau vorgelegt. Andere Städte, darunter auch Dresden, werden gebeten, die örtlichen Ansprechpartner zu ergänzen.

Micksch favorisiert Passivhäuser ohne aktives Heizungssystem. Viel Weitsicht habe diesbezüglich beispielsweise die Bauherrengemeinschaft an der Böhmischen Straße in Dresden gezeigt. Auch sogenannte Sonnenhäuser produzieren mittels Solarenergie drei Viertel ihres benötigten Bedarfs. Ein bis zwei Festmeter Holz reichen aus, um die Differenz auszugleichen. Selbst Wärmepumpen lassen sich heute mit Photovoltaikstrom betreiben. „Die Anlagen machen heute locker 30 Jahre mit. Die Stromkosten betragen rund zwölf Cent pro Kilowattstunde“, rechnet der Energieexperte vor. Die Entwicklung des Strompreises kennt seit 2004 nur eine Richtung – nach oben. Auch die Preise fürs Heizöl haben sich verdreifacht. „Wir hatten im vergangenen Jahr die höchsten Benzin-, Diesel- und Heizölpreise aller Zeiten“, schätzt Micksch ein.