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Es summte kräftig in den Wäldern

In der Dresdner Heide wurden in den Jahren 1288 bis 1420 verbreitet Bienen gezüchtet.

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Von Siegfried Bannack

In einer der ältesten Urkunden zur Geschichte der Dresdner Heide ist zu lesen, dass Markgraf Friedrich der Jüngere von Meißen am 1. Oktober 1288 dem Kloster Altzelle für das Seelenheil des Ritters Heinrich von Aue fünf Sturnacen Honig aus dem Dorf Langebrück, auf welche Ullrich von Aue und Heinrich von Wehlen zu des Klosters Gunsten verzichtet hatten, überwiesen hatte. Mit Sturnacen, Sturnise oder Störnitze wurde ein altes Flüssigkeitsmaß bezeichnet, das etwa einen halben Eimer fasste und dessen Name vom wendischen „styrnacen“, das heißt „vierzehn“ abzuleiten ist.

Aus dieser Nachricht ist ersichtlich, dass schon damals die Bienenzucht in der Dresdner Heide, ebenso in den umliegenden Dörfern, sehr umfangreich gewesen sein muss. In Klotzsche beispielsweise wird 1577 ein Matthes Opitz genannt, der als „Bienenvater“ und privilegierter Bienenzüchter des Kurfürsten bekannt war.

Großer Bedarf an Honig

Es bestand in jenen Zeiten wegen Gewinnung des für den Gottesdienst viel verbrauchten Wachses, denn aus dem Bienenwachs wurden die Kerzen gezogen, auch zum Ersatz des damals noch unbekannten Zuckers ein großes Bedürfnis nach Honig. Man ließ die Bienen, die Zeideln genannt wurden, in hohlen Baumstämmen ansetzen. Letztere nannte man „Byten“, auch „Beuten“. Markgräfliche „Zeidler“ oder „Zeidelmeister“, wie ein solcher 1235 in Übigau bekannt war, dürften die Aufsicht über die Bienenwirtschaft geführt haben.

Aber auch Bauholz wurde damals in der Dresdner Heide geschlagen: Am 16. Oktober 1394 wurde Elisabeth, die Gemahlin Markgraf Wilhelms des Einäugigen von Meißen, mit dem Schlosse und der Stadt Dresden nebst der Heide „beleibdingt“. Ihr war dabei zugestanden worden, eventuell so viel Holz, als sie zu Baulichkeiten am Meißner Schlosse benötigen würde, aus der Dresdner Heide zu entnehmen. Am 29. Januar 1401 schenkte Markgraf Wilhelm dem Franziskanerkloster zu Dresden in Anbetracht seiner Bedürftigkeit so viel liegendes, dürres und windbrüchiges Holz aus der Dresdner Heide, als es jährlich brauche. Außerdem wies er den Dresdner Förster wegen der Herausgabe des Holzes an. Zugleich fügte der Markgraf dieser Bewilligung acht Pfund Wachs bei, das von dem aus der Dresdner Heide gewonnenen Honig alljährlich dem Kloster zur Herstellung von Kerzen abgegeben werden sollte.

Bienenwachs verarbeitet

Am 7. April desselben Jahres eignete Markgraf Wilhelm dem Frauenkloster zu Seußlitz unter anderem acht Pfund Wachs von dem Honig zu, „der in der Heide zu Dresden fället“. 1408 hielt Markgraf Friedrich der Streitbare eine Hofjagd in der Heide ab. Von dem dabei erlegten Wild verehrte er dem Dresdner Rat einige Stücke, die bei einem festlichen Gelage verzehrt wurden. Im Jahre 1409 unternahmen die fürstlichen Frauen eine Fahrt nach der Dresdner Heide, vermutlich zu einer Jagd mit Falken. Bei der Rückkehr wartete ein Ehrentrunk von rund 400 Litern Bier. Den hatten Dresdner Bürger gespendet.

Am 18. August des Jahres 1420 wurde dem Augustinerkloster zu Altendresden (jetzt Dresden-Neustadt) ein größeres Stück der Heide vom Landgrafen Friedrich von Thüringen zur Holznutzung überlassen. Die Grenze dieser Parzelle lief von der Mordgrundbrücke aus die Bautzner Straße entlang zum Läusehübel, von da vor Bühlau hinab in den Rochwitzer (jetzt Loschwitzer) Grund und dem Bache folgend abwärts nach Loschwitz, dann an der Elbe flussabwärts bis zur Mündung des Steiggrundbaches und an letzterem aufwärts zum Ausgangspunkt zurück.

Quelle: Dr. Georg Pilk „Daten zur Chronik der Dresdner Heide“ in „Ueber Berg und Thal“, Februar 1894.

Der Autor, Siegfried Bannack, ist Historiker und unter anderem Mitglied im Freundeskreis Heimatgeschichte Lausa-Weixdorf und Umgebung.