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Es war richtig, das Video zu zeigen

Zu den Vorgängen in Österreich schreibt SZ-Redakteurin Karin Schlottmann: Es ging keineswegs nur um eine private Angelegenheit.

Von Karin Schlottmann
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Ein Video, das Österreichs Rechtspopulisten Heinz-Christian Strache über Nacht aus dem Amt fegte.
Ein Video, das Österreichs Rechtspopulisten Heinz-Christian Strache über Nacht aus dem Amt fegte. © dpa/SZ

Selten zuvor ist ein Politiker nach Medienberichten so rasch aus dem Amt gefegt worden wie der Österreicher Heinz-Christian Strache. Sein skandalöses Verhalten ließ keine andere Konsequenz zu als Rücktritt und Neuwahlen. Ein journalistischer Coup war das Video aber nicht. 

Deutsche Medien haben die heimlichen Aufnahmen von Unbekannten bekommen und sie erst nach aufwendiger Echtheitsprüfung gezeigt. Auch wenn die Öffentlichkeit bisher nicht weiß, wer Strache in die Falle gelockt hat, war es richtig, das Video zu veröffentlichen. 

Die Aufnahmen zeigen einen Vizekanzler und FPÖ-Chef, der vor der Wahl zu bisher beispiellosen korrupten Geschäften mit dubiosen russischen Oligarchen bereit war. Dieses Filmmaterial hat das antidemokratische und skrupellose Denken des Politikers offen gelegt. Journalisten haben die Vorgänge nicht manipuliert, sondern die Wirklichkeit abgebildet, wie sie ist.

Natürlich billigen Gerichte nicht immer die Verwendung von Aufnahmen, die durch die Verletzung von Rechten Dritter zustande gekommen sind. Es ist Aufgabe der Medien, vor einer Veröffentlichung abzuwägen, was schwerer wiegt: Die Privatsphäre eines heimlich gefilmten Politikers oder die Interessen der Bürger, über schweren Machtmissbrauch informiert zu werden. In diesem außergewöhnlichen Fall sprechen die Argumente für Transparenz. Ein Regierungsmitglied, das für ein bisschen Wahlkampfhilfe zu jeder Schandtat bereit ist, sollte sich nicht auf den Datenschutz berufen.