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Evangelische Oberschule muss Pause machen

Bei der Sanierung der alten AOK an der Elisabethstraße geht es jetzt erst mal nicht weiter. Mit Corona hat das nichts zu tun, sondern mit Geld.

Von Susanne Sodan
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Pläne und Schlüssel in der Hand. Aber jetzt geht es mit der Sanierung der alten AOK, die zur Evangelischen Oberschule werden soll, erst mal nicht weiter.
Pläne und Schlüssel in der Hand. Aber jetzt geht es mit der Sanierung der alten AOK, die zur Evangelischen Oberschule werden soll, erst mal nicht weiter. © Nikolai Schmidt

Dem unsanierten Bau an der Jakob-Böhme-Straße/Elisabethstraße sieht man gar nicht so ohne Weiteres an, dass er 1854 erbaut wurde  - als Königliche Bank. Sogar der Tresorraum ist noch erhalten. Ein paar Geldscheine oder Goldbarren darin hätte dem Evangelischen Schulverein auch ganz gut in den Plan gepasst. Er möchte in dem Gebäude die Evangelische Oberschule einrichten. Doch jetzt muss er erst einmal pausieren. 

Bis zuletzt gehofft

Bis zuletzt hatten Cornelia Maiwald-Immer und die anderen Mitglieder vom Evengelischen Schulverein gehofft. Sie hatten im August einen Antrag auf Schulbau-Förderung bei der Sächsischen Aufbaubank (SAB), also beim Freistaat, gestellt. Nun aber kam letztlich die Absage, erzählt Cornelia Maiwald-Immer. 

Die Evangelische Oberschule wurde 2015 gegründet. Sie befindet sich in Königshufen nahe dem Klinikum. Und möchte in die Görlitzer Innenstadt ziehen. Schon vor Längerem hatte der Schulverein ein Auge auf die alte AOK an der Jakob-Böhme-Straße geworfen. Das Gebäude gehörte dem Freistaat, stand lange nahezu leer.

Das Senckenberg-Museum hatte dort noch ein Depot. Leicht soll es nicht gewesen sein, das Gebäude zu erwerben. "Der Kaufvertrag war eine zähe Verhandlungsmasse", schrieb der Schulverein auf seiner Internetseite, als es letztlich geschafft war: "Aber das lange Hoffen und Bangen hat sich gelohnt. Ende August konnten wir den Kaufvertrag unter­zeichnen." Dazu ein Foto mit Ministerpräsident Michael Kretschmer, der einen symbolischen Schlüssel übergibt. 

Erste Arbeiten auf dem Gelände an der Jakob-Böhme-Straße fanden schon statt. Um Platz zu schaffen, mussten Ende Februar einige Bäume weichen.
Erste Arbeiten auf dem Gelände an der Jakob-Böhme-Straße fanden schon statt. Um Platz zu schaffen, mussten Ende Februar einige Bäume weichen. © Nikolai Schmidt

Etwa eine halbe Million Euro hat der Schulverein seither aus Eigenmitteln in das Gebäude gesteckt, für den Kauf, für Bauplanungen, Gutachten, erste Arbeiten. Sehr sportlich, so beschreibt Cornelia Maiwald-Immer den Weg zum Umzug in die Innenstadt bisher. Anfang März hatte das Senckenberg-Museum Ausstellungsstücke und anderes, was in der alten AOK lagerte, in ein neues Depot an der Cottbuser Straße gebracht. 

Eines der Ausstellungsstücke des Senckenberg-Museums, die kürzlich noch in der alten AOK lagerten. Sie wurden in ein neues Depot in der Innenstadt West gebracht. Der Maulwurf nicht, er wurde verschenkt.
Eines der Ausstellungsstücke des Senckenberg-Museums, die kürzlich noch in der alten AOK lagerten. Sie wurden in ein neues Depot in der Innenstadt West gebracht. Der Maulwurf nicht, er wurde verschenkt. © Nikolai Schmidt

Bodenbeschaffenheit sorgte für Verzug

"Ein bisschen waren wir trotzdem in Verzug geraten", erzählt Cornelia Maiwald-Immer. Wegen des Ergebnisses von Bodenerkundungen. Für die neue Evangelische Oberschule waren zwei Klassenzimmer im Keller geplant, erklärt sie.

Aber die Untersuchungen der baulichen Voraussetzungen ergaben: So wie gedacht, geht es nicht. Tatsächlich seien so große Veränderungen in den Plänen nötig gewesen, dass dem Schulverein geraten wurde, den Bauantrag noch mal neu einzureichen. "Das haben wir auch gemacht und rechnen in den kommenden Tagen mit der Genehmigung." 

"Erst mal können wir nicht weiterbauen"

Aber auch wenn die vorliegt, "können wir erst mal nicht weiterbauen", sagt Cornelia Maiwald-Immer.  Ziel für das Frühjahr wäre es gewesen, Baufreiheit herzustellen,  "wir hätten gerne weitere Ausschreibungen gestartet." Theoretisch könnte der Schulverein bis zu einer bestimmten Bauphase weiterarbeiten, ohne, dass es förderschädlich wäre, erklärt Cornelia Maiwald-Immer. Aber dafür müsste der Schulverein hohe Darlehen aufnehmen. Ohne Förderzusage - bei der SAB wäre es um 60 Prozent gegangen - möchte der Schulverein dieses Risiko nicht eingehen. 

Bei der Schulbau-Förderung der SAB waren mehr Anträge eingegangen als Gelder zur Verfügung standen. Ungewöhnlich ist das nicht. "Wir hatten trotzdem gehofft, dass wir beim ersten Versuch noch mit reinrutschen." Warum das nicht geklappt hat, scheint mehrere Gründe zu haben, zumindest sind mehrere Punkte in der Begründung der Ablehnung angeführt, erzählt Cornelia Maiwald-Immer, darunter schulnetzplanerische Kriterien. Neu einreichen muss die Evangelische Oberschule ihren Antrag nicht, "wir erhalten ihn aufrecht." Damit geht er in die nächste Runde - im Herbst. 

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