Von Tobias Wolf
Noch vor zwei Wochen präsentierte sich Peter Hänel als neuer Werftinvestor. Sogar einen Auftrag habe er an Land gezogen, sagte er damals. Ob die von ihm mitbegründete Werft-Genossenschaft tatsächlich zum Zug kommt, ist derzeit fraglich.
Es klingt wie ein echter Hoffnungsschimmer für die insolvente Laubegaster Werft. Eine Genossenschaft will den seit Ende März geschlossenen Traditionsschiffbauer übernehmen. Sechs Gesellschafter, darunter Handwerksfirmen aus Dresden und Chemnitz, wollen das Unternehmen ab 1. Juni wieder auf Kurs bringen. In der Öffentlichkeit haben vor allem die frühere CDU-Landtagsabgeordnete Gesine Matthes und Genossenschafter Peter Hänel aus Blasewitz in den vergangenen Wochen für diese Pläne geworben.
Was zunächst überzeugend wirkt, weckt auf den zweiten Blick große Zweifel. Ausgerechnet Hänel, der die Firma Stahl- und Feineisenbau Hänel betreibt, hat offenbar selbst Finanzprobleme. Früheren Mitarbeitern zufolge hat er seit Monaten keinen Lohn ausgezahlt. Seit 29. April liegt deshalb eine Strafanzeige wegen Betrugs gegen ihn vor. Es sei das letzte Mittel gewesen, um an seine ausstehenden Gehälter zu kommen, sagt Ex-Mitarbeiter Christopher Przygoda. „Ich war gezwungen, das Arbeitsverhältnis zu kündigen, weil ich kein Geld mehr bekommen habe.“ Mehrfach ließ sich der Metallbauer seine Mahnungen an Hänel von diesem schriftlich bestätigen – erfolglos, bis jetzt. Für den 23-Jährigen geht es um knapp 6 000 Euro.
Der junge Familienvater ist auf das Geld angewiesen. Als er seinem Ex-Chef erklärt, dass er sich die Windeln für seinen einjährigen Sohn nicht mehr leisten kann, bietet Hänel 100 Euro in bar an, anstelle das Gehalt zu überweisen, beklagt Przygoda. Für seinen ehemaligen Kollegen Jan Balcerkiewicz sieht es nicht besser aus. Auch er hat bei Hänel gekündigt, weil er kein Geld mehr bekommen hat, und wartet ebenfalls auf rund 6 000 Euro Bruttogehalt – vier Monatslöhne. Zu erreichen ist der Metallbau-Unternehmer für seine Ex-Angestellten nicht mehr. Deshalb haben sie Insolvenzgeld bei der Arbeitsagentur beantragt. Es sind nicht die einzigen Probleme. Im Mai vergangenen Jahres hatte Hänel einen Auftrag für ein Bauprojekt mit knapp 200 Wohnungen in Striesen erhalten. Für rund die Hälfte davon sollte er Balkone liefern, erhielt laut Auftraggeber deshalb einen Vorschuss von etwa 200 000 Euro. Bis Oktober sollte alles fertig sein. „Zum angesetzten Liefertermin hatte er noch nicht einmal das Material eingekauft, sagt Bauleiter Jörg Schmidt*. „Als wir Herrn Hänel noch vor Fertigstellungstermin klarmachten, dass er nun endlich liefern muss, stellte er sich plötzlich tot und ging auch nicht mehr ans Telefon.“ Später habe Hänel geschrieben, dass bis Dezember alles erledigt sei, dann bis Januar. Im Februar verlor der Bauträger die Geduld und entzog Hänel den Auftrag. Der Vorschuss sei bis heute nicht zurückgezahlt, so Schmidt. Die teils fertigen Balkone würden zudem schwere Mängel aufweisen – ein Schaden von 110 000 Euro. Hänel habe versprochen, nach einem Immobilienverkauf Ersatz zu leisten. „Die Notarverträge über den Verkauf seiner Grundstücke liegen uns vor, doch das Geld haben wir nicht erhalten“, sagt Schmidt. „Herr Hänel ist ein äußerst unzuverlässiger Geschäftspartner, der getroffene Vereinbarungen nicht einhält.“
Dass er Schulden hat, räumt Peter Hänel auf Anfrage der Sächsischen Zeitung ein. Probleme auf einer großen Baustelle hätten die Insolvenz der Hänel Stahl- und Feineisenbau GmbH 2010 verursacht, bei der er als Produktionsleiter Angestellter seines Sohnes war. Die Insolvenz habe sich auch auf seine eigene Firma „Stahl- und Feineisenbau Hänel Inhaber Peter Hänel“ ausgewirkt. „In der Folge kam es zu Zahlungsschwierigkeiten gegenüber Mitarbeitern und Geschäftspartnern“, so Hänel. Ein großer Teil der Rückstände sei getilgt. Die restlichen Forderungen würden permanent abgetragen. Bei seinen früheren Angestellten und dem genannten Bauträger ist jedoch noch nichts eingegangen. Wie Hänel unter diesen Umständen in die Laubegaster Werft einsteigen will, ist unklar. Insolvenzverwalter Franz-Ludwig Danko bestätigt zwar, dass die Genossenschaft ein Angebot vorgelegt habe. Das beziehe sich aber nur auf den Kauf einzelner Maschinen und nicht auf das Grundstück, was mehr als eine Million Euro wert sein soll. „Für eine Übernahme und Wiederaufnahme des Werftbetriebs am jetzigen Standort ist dieses Angebot keine Grundlage“, sagt Danko. Es gebe noch weitere Interessenten für die Werft. Mit diesen gebe es Gespräche. Allerdings müssen auch andere potenzielle Investoren ein nachhaltiges und schlüssiges Konzept vorlegen können, so Danko.
*Name auf Wunsch von der Redaktion geändert