Von Frank Fischer
Für Hendrik Fröderking war es eine Premiere. Zum ersten Mal war er mit seinem nicht eben alltäglichen Sortiment von Jena angereist.
„Ich bin auf Empfehlung hier und total begeistert von dieser Atmosphäre.“ Der Töpfer wirbt für Keramikerzeugnisse mit Engobenmalerei: Hier wird die Farbe mit dem Pinsel auf den Tonscherben aufgetragen; es entsteht ein unverwechselbares Ringeldesign. Vom zwei Zentimeter hohen Miniaturgefäß bis zur ein Meter hohen Bodenvase reicht das Angebot. „Wir legen grundsätzlich Wert auf Tonscherben, die wasserdicht sind.“ Das erfordere eine sehr hohe Brenntemperatur, um den Ton richtig aussintern zu können. Die unlackierten Krüge, Backformen, Schüsseln, Teller oder Services behalten ihre natürliche Oberfläche. Einmalig dürfte der selbst erdachte Kirschkernspucknapf auf dem Tippelmarkt gewesen sein. Das große Gefäß sei für die Kirschen gedacht, der daran befestigte, kleine Ableger für die Kerne.
In Göda wird seit Generationen getöpfert
Für das traditionelle Töpferhandwerk stand am Wochenende hingegen Friedemann Oswald. Schon in der fünften Generation arbeitet er für die Töpferwerkstatt in Göda (Kreis Bautzen). Seit 1852 gibt es den Kleinbetrieb, der seit 100 Jahren die Lausitzer Keramik im Bunzlauer Stil herstellt und pflegt. Eine Verfahrensweise, bei der die Tongefäße mit Schwämmchen dekoriert werden.
Die große Kunst der Schwämmeltechnik zeigt sich bei größeren Gefäßen, weil sich trotz ständig wiederholenden Handgriffen am Ende ein gleichmäßig geformtes Bild ergeben sollte. Dass bei der Lausitzer Keramik im Bunzlauer Stil die Farbe Blau dominiert, ist kein Zufall. „Unser Steinzeug wird bei Temperaturen von 1260 Grad gebrannt, und da ist Blau die einzige Farbe, die der Hitze ohne Substanzverlust trotzen kann.“
Der Töpfer mit dem längsten Anreiseweg (630 Kilometer) heißt Bolko Peltner. Er kommt aus Rheinland-Pfalz und ist seit Beginn des Schlesischen Tippelmarktes Stammgast. Zuerst war er allein gekommen, inzwischen wird er von Sohn, Frau, Schwiegermutter und Schwägerin begleitet.
„Meine Eltern sind in Schlesien geboren und haben in ihrer neuen Heimat in Rheinland-Pfalz die schlesische Töpferkunst wieder aufleben lassen“, berichtet er. „Ich habe mich auf Anhieb in die für mich schönste Stadt Europas verliebt. In die Architektur und in Menschen, die sich als sehr gastfreundlich erwiesen haben.“ Da auch der Umsatz stimmt, sei der Tippelmarkt jedes Jahr ein Riesenerlebnis für ihn.