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Extrem-Sportler finden bei Niesky eine neue Basis

Eine Tauchschule bei Niesky kooperiert mit dem Club in Görlitz, Polizeitauchern und Extremsportlern. Ziel ist es, die Region als Tauchparadies künftig besser zu etablieren.

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Von Wulf Stibenz

Ein Helium-Luft-Gemisch verhindert, dass Thomas Szagunn in über 60 Meter Tiefe stirbt. „Mit einer normalen Ausrüstung kann man unmöglich so tief hinab“, sagt der Tauchlehrer der gleichnamigen Tauchschule bei Niesky. Hier in einem unscheinbaren See, der volksmundlich Wetro genannt wird, geht es tief hinab. Sehr tief – 40 bis 60 Meter sind möglich. Und das macht diese Tauchbasis für immer mehr Extremsportler interessant.

In Deutschland gibt es wenige Regionen, die so gut für Spezialtaucher geeignet sind, wie die Lausitz. Aufgrund des Bergbaus und der Eiszeit sind hier geologische Formationen entstanden, die Trainingsbedingungen vor der Haustür bieten, wie sie sonst nur in Norwegen, in den USA oder in Ostrussland zu finden sind: Große Tiefen, klares Wasser, eisige Kälte. Für Taucher auf der Suche nach einem Revier bedeutet „vor der Haustür“ 300 oder 400 Kilometer fahren. „Etwa 70 Prozent der Taucher hier sind aus Polen oder der Tschechei“, sagt Szagunn. Aber auch der Polizeitauchsport kommt hierher – dazu gehören nicht nur Polizisten, aber auch.

Die Gäste der Wetro-Tauchbasis wollen vor allem eines: Möglichst tief hinab, neue Herausforderungen und eine perfekte Organisation rundum. Die ist für Taucher so wichtig, wie der „zweite Mann“ beim Tauchgang – der so genannte Buddy. „Tauchsport ist eine ernste Sache – da geht es immer auch um Leben oder Tod“, sagt Szagunn, ohne Angst machen zu wollen. Aber Tauchen mit Pressluft und Technik, oder wie jetzt mit einem speziellen Luftgemisch und Extratechnik für große Tiefen ist eine Extremsituation, die mit Bedacht und Können gemeistert werden muss.

Dass das positive Eigenschaften – von Verantwortung bis Selbstbeherrschung fördert, weiß Szagunn. Jetzt will er neben den laufenden Sozialprojekten mit der Polizei – bei der junge Kriminelle Verantwortung für sich und ihr Handeln lernen – auch Kindern den Tauchsport nahe bringen. Deshalb kooperiert Szagunn intensiv mit dem Tauchsportclub Görlitz. Das hat Vorteile: „Wir können auch in der Görlitzer Schwimmhalle trainieren und erreichen mehr Kinder und Jugendliche.“ Die will nämlich Szagunn und sein Tauchteam an den speziellen Sport heranführen. Er setzt sich für den Tauchsport in der Lausitz über die Region hinweg ein.

Ohne Probleme sind solche Projekte nicht zu haben. „Von Verwaltungen werden wir kaum ernst genommen“, sagt Szagunn. Sei es, wenn auf die Tauchbasis ein neues Gebäude errichtet werden soll. Sei es, wenn er sein Können für Projekte anmeldet. „Wir hätten unter anderem für den Berzdorfer See ein Gutachten erstellen können, ob und wo sich dort der Tauchsport lohnt“, erzählt er von möglichen touristischen Vorhaben. Eine Antwort hat es nicht gegeben.

Trotzdem möchte er den Tauchsport etwas mehr in den Breitensport bewegen. Euphorisch ist in dieser Frage Armin Christgen nicht gerade. Der Vize des Kreissportbundes Oberlausitz sagt, dass es drei Tauchvereine und -clubs im kreislichen Bund gebe: Zittau, Görlitz und Weißwasser. „Aber Massentauchsport wird es in absehbarer Zeit wohl nicht geben“, sagt Christgen. Jedoch erkenne auch er das Potenzial dieser „speziellen Sportart“.

Unterdessen sucht sich Szagunn andere touristische Partner – im Ausland. Jüngst hat er eine Reise für sächsische Taucher nach Norwegen organisiert. „Das Interesse war groß“, sagt er. Bei dem einwöchigen Trip haben die Teilnehmer ein Wrack in 70 Meter Tiefe erkundet. Für die Taucher ein unvergessliches Erlebnis – aber ohne die Ausbildung vor Ort in der Lausitz unmöglich durchzuführen.

www.tauchschule-szagunn.de