Von Angelika Hoyer
Trotz guter Kinderbetreuung hinken die ostdeutschen Länder bei der Familienfreundlichkeit hinterher. Das geht aus dem Familienatlas 2005 hervor, den jetzt das Bundesfamilienministerium vorlegte. Um die Unterstützung für Familien, aber auch für Pädagogen beim Umgang mit Eltern und bestimmten Problemen zu verbessern, soll es im Landkreis ein neues Projekt Familienbildung geben. Dessen Träger, der Deutsche Kinderschutzbund, und das Internationale Begegnungszentrum St. Marienthal hatten am Mittwoch zur Informationsveranstaltung nach Zittau eingeladen.
Gekommen waren Vertreter von Kindereinrichtungen, Schulen, Bildungsträgern und Organisationen, wie der Awo und der Diakonie. Viele hatten vor einem Jahr in Seifhennersdorf an der ersten Projektentwicklungswerkstatt teilgenommen und wollten nun wissen, was aus den Ideen von damals geworden ist. Im Haus „Blauer Elefant“ des Kinderschutzbundes verfolgten aber auch die Mitglieder des kreislichen Jugendhilfeausschusses die Berichte über den Zwischenstand nach den Monaten der Vorarbeit.
Von ihrer Entscheidung wird es abhängen, ob der Landkreis zwei Personalstellen für die Familienbildung aus seinen Mitteln finanziert. Das Anliegen selbst unterstützen bereits die Fachleute im Kreisjugendamt. Sie sehen es als sinnvoller an, die Entwicklung der Kinder in den Familien zu fördern, als diese im schlimmsten Fall später in Heimen betreuen zu müssen.
Seit zwei Jahren läuft das Projekt Familienbildung bereits auf ehrenamtlicher Basis. „Schon bei den ersten Kursen für Eltern haben wir festgestellt, dass die Leute froh sind, mal über Erziehungssorgen mit jemandem reden zu können und guten Rat zu bekommen“, sagt Projektkoordinator Steffen Blaschke. Zu häufig gelte das noch als ein Makel, nach außen hin wird über Schwierigkeiten nicht gesprochen. Genau dort will man bei der Familienbildung ansetzen. Erzieher und Lehrer sollen in die Lage versetzt werden, dort, wo sie Defizite bei der Erziehung vermuten, das Gespräch mit den Eltern zu führen und ihnen Hilfe anzubieten. „Wir bieten keine breit gefächerten Kurse, zu denen dann vielleicht keiner kommt, sondern wir kommen bei Interesse auch mal zu den Lehrern einer Schule oder den Eltern einer Einrichtung“, skizziert Steffen Blaschke eines der künftigen Arbeitsfelder der Familienbildung.
Schon längere Zeit bieten Fachkräfte des Kinderschutzbundes Zittauer spezielle Hilfestellungen für Eltern an. Die mehrwöchigen Kurse sind gefragt. Aufenthalte für Familien in einem eigens für sie errichteten Gästehaus gehören auch zum Spektrum des Internationalen Begegnungszentrums. Beide Einrichtungen bringen zudem ihre Räumlichkeiten und die Fachkenntnis ihrer Mitarbeiter in das Projekt Familienbildung ein.
Und das, da ist sich Projektkoordinator Blaschke sicher, „läuft mittelfristig auch darauf hinaus, dass wir als Region familienfreundlicher werden.“ Die nächste Veranstaltung in diesem Rahmen ist eine Fachtagung zur Gewaltbelastung in Familien im April.