Fährt "Clevershuttle" wirklich so clever?

Schneller als die Straßenbahn werde ich allemal sein. Noch rechne ich mir gute Chancen aus, als ich am Schillergarten mein Handy aus der Tasche hole und ein „Clevershuttle“ buchen will. Das sind Elektroautos, die neuerdings zwischen 12 Uhr mittags und 2 Uhr oder 4 Uhr nachts in Dresden unterwegs sind. Die Fahrer sind festangestellt und haben einen Personenbeförderungsschein. Wie Taxis kutschieren sie Fahrgäste von A nach B. Mit dem Unterschied, dass sie möglicherweise einen kleinen Umweg nehmen, um einen zweiten Kunden einzuladen, der in dieselbe Richtung fahren will.
Indem ich mir den Wagen teile, muss ich vielleicht etwas auf meinen Abholdienst warten und bin ein paar Minuten länger unterwegs. Dafür verlangt Clevershuttle weniger Geld als ein normales Taxi und fährt umweltfreundlich durch die Gegend. Also: Die App herunterladen, einmalig Name und Mailadresse angeben und ein Zahlungsmittel hinterlegen – in meinem Fall ist das Paypal. Schon sehe ich auf dem Display den Teil der Stadt, in dem gerade clevere Shuttles verfügbar sind. Blasewitz ist dabei. So weit so gut.

Ich gebe Start- und Zieladresse ein und sehe noch vor Fahrtantritt den Preis. Reichlich acht Euro soll ich zahlen für den Weg zum Haus der Presse – mehr als ein Stundenticket für Bus und Bahn zwar, aber allemal günstiger als ein Taxi. Passt.
Los geht’s, denke ich. Doch Clevershuttle enttäuscht mich schon in der nächsten Sekunde. Anstatt die Buchung zu beenden, muss ich lesen: „Sorry, gerade kann kein Shuttle schnell genug bei dir sein.“ Mmm, und nun? Eine Information, wann wieder ein Auto verfügbar sein wird, bleibt mir die App schuldig. Aber aufgeben ist auch keine Option, sage ich mir.

Ich probiere es nach zwei Minuten noch einmal, und nach fünf Minuten, und nach zehn Minuten. Bloß gut, dass ich keinen Termin habe. Sonst wäre ich längst ins Schwitzen geraten. Trotzdem, nach einer Viertelstunde gelange ich langsam zu der Überzeugung, dass es mit meinem Clevershuttle nichts mehr wird. Ich muss mich geschlagen geben, noch bevor die Kollegen das Ziel erreicht haben. Schade und so gar nicht clever!
Ich frage bei Clevershuttle nach, was los war. „Wir sind begrenzt in der Anzahl unserer Autos“, erklärt mir ein Sprecher der Bahn-Tochter. Dresden habe im Rahmen des Personenbeförderungsgesetzes zunächst nur 25 Wagen zugelassen – eine Maßnahme, um dem ÖPNV nicht zu schaden, wie es heißt. „Wir sind jetzt mit der Situation konfrontiert, dass wir nicht alle Buchungsanfragen bedienen können.“ Im Sommer wolle man einen Versuch wagen und mit der Dresdner Stadtverwaltung über mehr Autos verhandeln. Schon vorher sollen die Clevershuttles bereits um 8 Uhr in den Tag starten.
Unterwegs sind die weiß-grünen Fahrzeuge derzeit schon in Berlin, München, Leipzig, Hamburg, Frankfurt am Main und Stuttgart. Rund 1,3 Millionen Gäste sind laut Unternehmensangaben schon chauffiert worden. Bei der Hälfte aller Elektro-Fahrten kamen Fahrgemeinschaften zustande. Eine gute Sache für die Umwelt, wenn mich am Ende auch wirklich ein Auto abholt. Sandro Rahrisch
Die App fürs Clevershuttle gibt es im Google Play Store und im App Store.
Schneller geht‘s nicht

Vor Beginn der Challenge war ich mir siegessicher, zumindest was die Dauer meiner Fahrt betreffen wird. Am Schillergarten nutze ich mein Smartphone und wähle die Nummer von der Dresdner Taxigenossenschaft. Nach einer Minute in der Warteschleife habe ich problemlos ein Taxi zu meinem Standort bestellt. Kurz darauf erreicht mich die Nachricht, mein Taxi sei unterwegs plus dem Autokennzeichen des Fahrzeugs. Knapp sieben Minuten später holt mich der Taxifahrer ab, die Fahrt zum Haus der Presse kann starten. Der Weg entlang des Elbufers dauert nur zehn Minuten, aber kostet mich satte 18,40 Euro, ohne das Trinkgeld, was zusätzlich gezahlt wird. Auch wenn der Komfort – Abholung und Absetzung am gewünschten Ort sowie Ausstattung des Fahrzeugs – im Taxi unschlagbar ist, sprengt der Preis den Rahmen. Wer im Taxi sparen will, reist bestenfalls nicht allein, so können die Fahrtkosten geteilt werden. Nicht zu vergessen, eine Garantie für eine schnelle Ankunft gibt es nicht, denn im Stadtverkehr kann es immer zu Behinderungen kommen. Isabell Köhler
Zwei Erledigungen auf dem Weg

Die Sonne kitzelt die Nase, es ist Frühling. Da machen die paar Schritte vom Schillergarten zur nächsten Straßenbahnhaltestelle richtig Spaß. Ich habe mir vorgenommen, nicht zu rennen. Nicht bei einer grünen Ampel und auch nicht zur Straßenbahn. Also lasse ich die 6 fahren, die mit mir den Schillerplatz Richtung Haltestelle überquert. Ich hatte ohnehin vor, auf dem Weg schnell noch Geld abzuheben und mir etwas gegen den kleinen Hunger zu kaufen. Das können die anderen nicht. Die Bahn ist weg, aber nach genau zehn Minuten kommt die nächste. Reichlich 15 Minuten bin ich jetzt unterwegs, verrät mir die Handy-Stoppuhr. Kurz darauf klingelt das Telefon. Die Taxifahrerin ist schon am Ziel. Damit habe ich gerechnet, ich gondele entspannt in Richtung Innenstadt. Mein Fahrschein kostet 2,40 Euro. Das ist unschlagbar, denke ich mir, während die Bahn in die Neustadt fährt. Dieser Umweg auf die andere Elbseite kostet etwas Zeit. Nach 36 Minuten bin ich am Ziel. Wäre ich zur Bahn gerannt, hätte ich noch zehn Minuten gespart. Christoph Springer