Von Udo Lemke
Trotz des Wetters – die Stimmung auf dem Großenhainer Flugplatz ist gut: Bei den Fahrern, weil sie froh sind, hier wieder einmal ein Rennen fahren zu können. Bei den Gästen, weil es viel zu sehen gibt, nicht nur an der Strecke, sondern auch auf dem Platz, bei den Teams mit ihren Maschinen. Und selbst die Veranstalter sind nicht ganz unzufrieden. Angesichts von grauen Wolken und immer wieder einsetzendem Regen sind die etwa 1 000 Zuschauer für Mike Mikoleiczyk noch ein relativer Erfolg. „Sie müssen ja bedenken, dass die Leute aus einem Umkreis von 100 bis 150 Kilometern zu uns kommen, und wenn es früh regnet, machen sich viele gar nicht erst auf den Weg.“
Die Zeiten, in denen sich 5 000 oder 6 000 Besucher auf dem Großenhainer Flugplatz zur Supermoto, der Internationalen Deutschen Meisterschaft, drängten, oder gar zur Europameisterschaft wie in den Jahren 2000 und 2001, sind allerdings lange vorbei. Das hat verschiedene Ursachen. Die Supermoto, bei der Rennen mit einem Straßen- und einem Geländeteil ausgetragen werden, hat nach dem Aufschwung der letzten 15 Jahre die Unterstützung der Motorrad-Hersteller verloren, erklärt Fahrer David Stute aus Hamburg. „Uns gehen ja überall die Strecken aus“, sagt er. Die Supermoto-Fahrzeuge, bei denen Geländemotorräder mit Straßenbereifung gefahren werden, haben sich am Markt nicht durchgesetzt. Außerdem passe der Motorsport wohl nicht mehr so recht ins wachsende ökologische Bewusstsein, vermutet der Hamburger Rennfahrer. Aber eines ist für ihn klar: „Kämpft um diesen tollen Platz, wir sind gern hier.“
Das mit dem Platz ist allerdings so eine Sache. „Wir fahren seit Jahren nur auf Sicht und die ist auch noch schlecht. Es ist schlimm, wir haben uns abgewöhnt, langfristig zu denken und zu planen“, erklärt Heiko Arndt. Er hat gemeinsam mit Jürgen Frömmel vor 20 Jahren die ersten Rennen organisiert. Sein Fazit, was die Zusammenarbeit mit den wechselnden Flugplatzbetreibern betrifft, fällt nicht besonders positiv aus. „Unser Geld hat man gern genommen, aber am Flugplatz ist seit zwanzig Jahren nichts mehr gemacht worden, er wird nur auf Verschleiß gefahren.“
Er verweist auf Wasserpfützen, die auf den Betonfeldern stehen. Das Wasser müsste eigentlich ablaufen. Der Regen des Wochenendes hat bei Heiko Arndt Erinnerungen an 2010 geweckt, da musste die Supermoto nach der Hälfte der Zeit abgeblasen werden, weil die Aquaplaninggefahr einfach zu groß für die Fahrer geworden war. „Wer bis drei zählen kann, der weiß, dass man solch ein großes Flugplatzgelände nicht mit einer kleinen Gesellschaft unterhalten kann.“
Wenn der Flugplatz wie geplant geschlossen wird, „kann es sein, dass es vorbei ist mit dem Sport“. Der zog in seinen besten Tagen um die 200 Fahrer aus bis zu 13 Ländern nach Großenhain. An diesem Wochenende sind es immerhin noch 120 Fahrer aus sieben Ländern. Dazu gehört auch die 16-jährige Kim Adlhart aus Mattighofen in Österreich. Sie hat mit ihrer rund 100 Kilogramm schweren Maschine in der Klasse S 3 den dritten Platz erkämpft, und dass, obwohl ihr rechter Ellbogen von einem Sturz noch geschient ist. „Wir sind letztes Jahr schon hier gewesen. Es ist eine schnelle Strecke, und ich liebe schnelle Strecken.“ Auf immerhin bis zu 140 Kilometer pro Stunde beschleunigt sie ihre Maschine auf dem Beton der Landebahn.
Die Unsicherheit, die über den Großenhainer Supermoto-Rennen liegt, ist natürlich der Tatsache geschuldet, dass niemand so recht weiß, wann der Betrieb auf dem Flugplatz eingestellt wird, weil dieser ja bekanntlich einem Industriegebiet Platz machen soll. Aber Heiko Arndt gibt sich optimistisch. „Auch wenn ihr keine Flugzeuge mehr abheben, muss das nicht heißen, dass es keinen Motorradrennen mehr geben wird.“ Zumindest im kommenden Jahr soll das so sein. Mike Mikoleiczyk: „Dass 2015 hier wieder die Supermoto stattfindet, ist sicher, wie das Amen in der Kirche.“