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Fahrerlaubnis mit 17 gefragt

Verkehr. Rund die Hälfte der Führerscheinanträge werden inzwischen von Jugendlichen gestellt, sagt die Kreisverwaltung.

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Von Heiko Engel

Im Freistaat dürfen seit März auch 17-Jährige Auto fahren, eine bundesweite Neuregelung macht es möglich. Nach gut einem halben Jahr Erfahrung ziehen Bautzener Straßenverkehrsamt und Dresdner Wirtschaftsministerium Bilanz: Der Führerschein mit 17 boomt, im Landkreis wie in Sachsen. Trotzdem, das Angebot gilt bis auf weiteres als „Modellversuch“, sagt Ministeriums-Sprecherin Lea Mock. Die Verkehrsbehörden wollten testen, ob so die Unfallzahlen bei jugendlichen Fahranfängern gesenkt werden können. Bis Ende 2010 läuft der Versuch, dann ist der Bundestag am Zug: Die Parlamentarier müssen entscheiden, ob der Führerschein mit 17 endgültig im Gesetz verankert wird.

Im Landkreis melden sich monatlich gut 70 Jugendliche beim Straßenverkehrsamt, die Fahren lernen wollen. Rund die Hälfte aller Führerscheinanträge werden inzwischen von ihnen gestellt, informiert die Behörde. Aber natürlich ist klar: „Auch die Eltern müssen unterschreiben“, betont Amtsleiter Hans-Jürgen Pfeiffer. Und noch etwas ist anders: Jugendliche dürfen nur ans Steuer, wenn ein Erwachsener daneben sitzt, im Landkreis sind das oft Eltern oder Großeltern.

Grundsätzlich gilt, dass die Begleitperson mindestens 30 Jahre alt sein und fünf Jahre über einen Pkw-Führerschein verfügen muss. „Außerdem dürfen keine Alkohol- oder Drogeneinträge vorliegen und in der Verkehrssünderkartei nicht mehr als drei Punkte verzeichnet sein“, sagt Pfeiffer. Den Antragsboom erklärt sich der Behördenchef mit dem nahen Abitur, er weiß aus Gesprächen mit Jugendlichen und Eltern: „Der Stress soll entzerrt werden.“ Bisher kamen Prüfungen und Führerschein oft zusammen.

Um dieser Doppelbelastung zu entgehen, sitzt auch Monique Regett aus Cunewalde bei Dieter Kroll in der Fahrstunde. Ende September, Anfang Oktober wird sie die Fahrerlaubnis wohl in der Tasche haben. Die erste Hürde hat die junge Frau bereits genommen, am Dienstag absolvierte sie die theoretische Prüfung – mit null Fehlerpunkten. „Das ist überdurchschnittlich“, sagt der Bautzener Fahrlehrer. „Zwischen 30 und 40 Prozent der Teilnehmer fallen meistens durch.“ Die 17-Jährigen zeichnete sich insgesamt durch gute Leistungen aus, beobachtet Uwe Großer von der Prüforganisation Dekra. Das liege möglicherweise am Ehrgeiz, sie wollten es den Älteren einfach zeigen. Außerdem fehle der Abistress. Bei der praktischen Prüfung allerdings schnitten die Jugendlichen nicht besser ab, rund ein Drittel müssten noch einmal antreten, schätzt Großer. Dies entspreche dem Durchschnitt. Der Bautzener Dekra-Chef Karl Bernhardt freut sich über den Führerschein mit 17. Er könnte zu mehr Verkehrssicherheit führen. „Das ist eine ganz gute Sache. Jugendliche sammeln Erfahrungen, während ein Erwachsener dabei ist.“

Unfallzahlen gehen zurück

Ob junge Fahrer tatsächlich in Zukunft vorsichtiger unterwegs sind, ist noch unklar, der Modellversuch in Sachsen startete ja erst im März. Daran wird es auch liegen, dass die Polizei bisher keine Verstöße gegen die Begleitpflicht registrierte. In Niedersachsen liegen seit einigen Monaten Forschungsergebnisse zur Verkehrssicherheit vor, dort gibt es den Führerschein mit 17 bereits seit April 2004. Die Experten stellten in ihrer Studie fest: Nachdem Jugendliche mit 18 Jahren allein ans Steuer durften, verursachten Teilnehmer aus dem Modellprojekt 40 Prozent weniger Unfälle als andere junge Fahrer, die wie üblich den Führerschein machten. Die Zahl der verhängten Bußgelder war um zwei Drittel niedriger.