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Fahrradhändler rüsten gegen Einbrecher

Viele Läden im Südkreis bekommen oft ungebetenen nächtlichen Besuch. Bei mancher Beute geht's um viel mehr als bloß einen Versicherungsschaden.

Von Markus van Appeldorn
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Jens Jankowski verkauft in seinem Zittauer Laden "JJ Bikes" auch Fahrräder aus eigener Herstellung.
Jens Jankowski verkauft in seinem Zittauer Laden "JJ Bikes" auch Fahrräder aus eigener Herstellung. © Archiv Rafael Sampedro

Wenn Jens Jankowski daran denkt, was Einbrecher und Diebe in den letzten Monaten in seinem Laden angestellt haben, fallen ihm nur drei Worte ein: "Wahllos. Sinnlos. Besoffen." Jankowski betreibt an der Reichenberger Straße in Zittau seinen Fahrradladen "JJ Bikes". Allein 2018 schlugen unbekannte Täter dreimal bei ihm zu. Der Schaden ist enorm. "Für 10.000 Euro kamen Fahrräder weg. Die Reparaturen der Fenster haben 20.000 Euro gekostet", rechnet Jens Jankowski vor. Kaum etwas ist bei Dieben so beliebt wie Fahrräder. Mit 37 Prozent Anteil an der Gesamtkriminalität ist der Diebstahl ohnehin gewissermaßen das Standarddelikt in der Kriminalitätsstatistik der Polizei. Und jeder siebte Fall im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Görlitz (Kreise Görlitz und Bautzen) bezeichnet einen Fahrraddiebstahl. Die Zahlen sind stark rückläufig, aber die Statistik zählt für das Jahr 2016 immerhin beinahe 2.000 Fälle. Häufig ein Delikt der Beschaffungskriminalität, sagt die Polizei und teilt damit die Einschätzung des Zittauer Fahrradhändlers. 

Exklusives Einzelstück gestohlen

Jens Jankowski und seine Händlerkollegen haben jetzt aufgerüstet gegen Einbrecher. "Ich habe nach dem letzten Einbruch im Dezember zusammen mit dem Vermieter und der Versicherung die Fenster einbruchssicher gemacht", sagt Jankowski. Alarmanlage und eine Kamera im Laden habe er schon lange installiert. "Die wirken aber nur abschreckend", sagt er. Oft seien die Täter bei der Auswahl ihrer Beute völlig wahllos. "Die haben sogar schon Mülleimer mitgenommen", erzählt er. Besonders für ihn geht es auch um existenzielle Schäden, die keine Versicherung abdeckt. Jankowski handelt nämlich nicht nur mit Fahrrädern, sondern stellt auch selbst welche her. Bis zu 13.000 Euro kosten seine exklusiven Mountainbikes der Marke "Whitestone". Eines dieser Räder im Wert von 8.000 Euro verschwand beim letzten Bruch. "Da ist jedes Teil ein Unikat, für Diebe absolut unverkäuflich", sagt er. Jankowskis Problem: Ihm fehlt das kostbare Fahrrad als wichtiges Test- und Vorführ-Exponat bei für sein Geschäft so wichtigen Messen. Ende März zum Beispiel wollte er es an seinem Stand auf der Fachmesse "For Bikes" in Prag zeigen. "Da steht man dann mit leeren Händen auf der Messe und das ist natürlich auch ein Wettbewerbsnachteil", sagt er. So einfach mal auf die Schnelle neu bauen kann er das vollgefederte Mountainbike nicht: "Allein die Bremsen haben eine Lieferzeit von 14 Monaten." Jens Jankowski ist genervt: "Ich will einfach bloß leben und mich nicht mit viel Geld vor Einbrüchen schützen müssen", sagt er.

Digitale Technik gegen Einbrecher

Erfahrung mit Einbrechern hat auch die Großschönauer Fahrradhändlerin Viola Knobloch. Innerhalb weniger Tage gab es im Februar in ihrem Laden gleich drei nächtliche Einbruchsversuche. Bei einem Einbruch in der Vergangenheit kam mal ein Mountain-Bike für 2.000 Euro weg. Knobloch hat moderne Smartphone-Technik installiert - mit Überwachungskamera und Alarmanlage. "Der Alarm wird aufs Handy gemeldet", sagt sie. Beim letzten Einbruchsversuch lieferte die Kamera Bilder von einem "sportlichen jungen Mann", sagt sie - die Fahndung blieb bisher erfolglos. Und im letzten Jahr habe ein Unbekannter einen Pflasterstein ins Schaufenster geworfen und versucht einzubrechen. "Ich habe ihn noch gesehen, er ist in Richtung tschechischer Grenze weggelaufen. Das war schon dreist", erzählt sie. Teuer kommen Diebe und Einbrecher auch Marco Bretschneider zu stehen, der in Eibau seinen Laden "Radsport Oberlausitz" betreibt. "Zum letzten Mal waren Einbrecher im September bei mir. Da haben sie einen Schuppen aufgebrochen aber nichts mitgenommen", sagt er. Sogar am hellerlichten Tage hat man ihm mal drei Fahrräder gestohlen, die abgeschlossen vor dem Geschäft standen. Auch er hat aufgerüstet - nicht ganz freiwillig: "Ich habe neue Türen eingebaut und die Alarmanlage erneuert. Das hat die Versicherung verlangt."

Die Tipps der Polizei

Eine Häufung von Einbrüchen in Fahrradgeschäfte lasse sich kriminalstatistisch nicht belegen, teilt die Polizeidirektion Görlitz auf SZ-Anfrage mit. Nach Erkenntnissen der Ermittler würden Täter ihr Diebesgut oft auch in Einzelteilen auf Flohmärkten oder auch über das Internet verkaufen. Regelmäßig seien dabei Rahmennummern unkenntlich gemacht oder Rahmen und andere Baugruppen umlackiert. Die Polizei rät Fahrradkäufern, besonders auf solche Umstände zu achten und die Finger davon zu lassen. "Der Kauf eines Fahrrades auf Flohmärkten oder per Internet bietet unkalkulierbare Risiken", teilt Polizeisprecher Thomas Knaup mit. Fahrradbesitzern - besonders solchen teurer Räder - rät die Polizei zu massiven Stahl- oder Kettenschlössern. "Drahtseilschlösser einfacher Qualität stellen für Bolzenschneider oft kein Hindernis dar", so Polizeisprecher Knaup. Das Fahrrad solle auch immer an einem festen, unverrückbaren Gegenstand angeschlossen werden.

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