Fahrstuhl für die Platte in Döbeln Nord

Döbeln. Von den sogenannten Punkthäusern, Plattenbauten aus DDR-Zeiten, stehen in Döbeln Nord einige. Für die Vermieter sind sie Problemfälle. Sie haben sechs statt der üblichen fünf Geschosse und keine Aufzüge. Sie haben keine Balkone und sind zudem ungünstig geschnitten. Auf jeder Etage gibt es zwar eine große Dreiraumwohnung, aber auch vier Einraumwohnungen. Für die seien nur sehr schwer Mieter zu finden, sagt Dirk Förster-Wehle, Leiter Immobilienmanagement der TAG Wohnen.
Die TAG hat sich gleich zwei dieser Problemfälle angenommen, um in der alte Platte moderne Wohnkonzepte auszuprobieren. Seit November werden die Häuser Am Holländer 15 und 16 für rund zwei Millionen Euro umgebaut. Sie stehen auf der höchsten Stelle in Döbeln Nord Rücken an Rücken und bieten eine fantastische Aussicht auf das Umland.
Die Bedingungen für den Umbau sind günstig. Von den ursprünglich 60 Wohnungen sind nur 23 vermietet. Die Bauleute haben genügend Baufreiheit. „Wir hatten die Häuser schon lange auf dem Schirm. Für die Mieter ist es anstrengend. Aber es entsteht für sie auch ein Mehrwert“, sagt Förster-Wehle.

Was für ein Mehrwert das ist, das lässt sich schon von außen ablesen. In die Fassade sind zusätzliche Öffnungen gebrochen worden. Dort werden in einigen Wochen Balkontürme vor die Fassade gesetzt. Das sind Stahlkonstruktionen mit Betonböden, erklärte Projektleiter Michael Köckritz.
Jede Wohnung wird einen Balkon bekommen. Manche sogar zwei. Denn die TAG wird im Punkthaus viele der kleinen Wohnungen zusammenlegen. Daraus entstehen Zweiraumwohnungen mit größeren Bädern, die sich erheblich besser – vor allem an ältere Leute – vermieten lassen.
Die TAG schafft auch einige große Fünfraumwohnungen, indem Einraum- und Dreiraum-Wohnungen zusammengelegt werden. Diese Wohnungen haben um die 117 Quadratmeter Fläche, zwei Bäder, ein großes Wohnzimmer mit Küche. Aus der alten Küche wird ein Kinderzimmer. Der Mietpreis wird um die fünf Euro pro Quadratmeter kalt liegen, schätzt Förster-Wehle. Für kleinere Wohnungen liege der Mietpreis pro Quadratmeter etwas höher.
Ein paar der kleinen Einraumwohnungen bleiben auch nach dem Umbau noch übrig. Das liegt daran, dass etliche der Wohnungen vermietet sind und in die Umgestaltung nicht mit einbezogen werden können. Aber die kleinen Wohnungen seien attraktiv für junge Leute. Außerdem könnten sie später immer noch umgebaut werden.
„Wir wollen ein durchmischtes Haus“, sagte Förster Wehle. Altere Leute sollen neben Familien wohnen. Damit das funktioniert, bekommen Häuser Aufzüge. Und zwar außen. Das habe den Charme, dass keinen Wohnflächen geopfert werden müssen.
Allerdings muss die TAG bei den Aufzügen einen Kompromiss eingehen. Durch die Bauart der Häuser enden sie jeweils auf der halben Treppe. Aber mit diesen wenigen Stufen in die Wohnung kämen auch die meisten älteren Mieter klar, sagte Förster-Wehle.
Behindertengerecht sind die Wohnungen damit allerdings nicht. Bis Ende Juli sollen die Arbeiten abgeschlossen werden. Als nächstes werden voraussichtlich Anfang Juni die Balkone aufgebaut.
Die TAG verzeichnet derzeit Zuzug in Döbeln Nord, Die Wohnungsgesellschaft hatte in den vergangenen Jahren in etliche Wohnblöcke investiert. Für eine bessere Nahversorgung hatte das Unternehmen auch einen neuen Einkaufsmarkt errichtet. „Es gibt Leute, die auf dem Land ihr Haus verkaufen und nach Döbeln Nord in eine Wohnung ziehen“, erzählt Michael Köckritz.
Der Umbau ist derzeit das größte Bauvorhaben der TAG in Döbeln. Gegen Ende des Jahres könnte aber vielleicht schon mit dem nächsten Großvorhaben begonnen werden, sagte Förster Wehle. Die TAG plant schon lange den Umbau ihres Wohn- und Geschäftsobjektes an der Johannis- und Zwingerstraße. Ob mit dem Vorhaben begonnen wird, hänge von der Höhe der Baupreise ab.
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