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Falken und Bussarde beginnen ihre Jagd auf Feldmäuse

Was tut sich gerade auf Feld und Flur? Die SZsagt es Ihnen jede Woche.

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Von Hermann Thomas

Wie ausgeräumt begegnet uns die Feldflur bei einem Spaziergang oder einer Fotopirsch im eisigen Ostwind. Doch Mäusebussarde und Turmfalken die hier ihrer Mäusejagd nachgehen, wird man schon bald über der Feldflur entdecken. Die betreiben sie entweder mit der Ansitzjagd von einem Baumast, Leitungsmast oder einer Sitzkrücke aus, oder sie rütteln über der Feldflur. Da man sie ziemlich regelmäßig sehen kann, muss es noch ansehnliche Bestände von Feldmäusen geben. Während die Hamster mindestens die intensive Feldbearbeitung nicht ausgehalten haben, hilft den Feldmäusen ihre enorme Vermehrungsrate, sich nach jedem Erntegang und jeder Ackerbearbeitung wieder auszubreiten.

So ist es interessant, die Jagdstrategie der Bussarde und Falken zu beobachten. Beide Arten können überall dort über dem Mäuserevier auf der Stelle rütteln, wo keine Ansitzäste vorhanden sind und von oben sehen, ob und wo sich die begehrten bepelzten Nahrungspakete aufhalten. In der noch schneelosen Landschaft sind sie von oben von den Greifen besonders gut zu erkennen. Dem schnellen Angriff aus der Luft haben sie keine Abwehrstrategien entgegen zu setzen, so finden die nordischen Bussarde, Turmfalken und Raubwürger am Tage wie auch Eulen und Käuze zur Nacht ihre auskömmliche Nahrung.

Ein Turmfalke benötigt an einem Wintertag ein Viertel seines Körpergewichtes von 200 bis 250 Gramm als Nahrung. Das sind etwa 50 Gramm Mäusefleisch und entspricht zwei bis drei Mäusen. Ein einziges Mäusepaar kann allerdings im Jahr bis zu 2000 Nachkommen haben. Dem wirken Bussarde und Falken, aber auch Fuchs und Wiesel, Raubwürger und Eulen mehr oder weniger wirkungsvoll entgegen.

Jeder 3. oder 4. Jagdflug der Falken ist nur von Erfolg gekrönt, aber bei der Mäusemenge, die es anscheinend gibt, bleibt noch viel Freizeit übrig, um dem Fotografen für die SZ als Modell zu dienen. Es ruht auf den Resten der Maisstängel inmitten seines Nahrungsreviers entspannt aus und beäugte mich rückwärts über die Schulter blickend genau so neugierig wie ich dieses Turmfalkenweibchen. Ich war allerdings viel weiter von ihm entfernt, als es das Foto suggeriert. Außerdem saß ich im Pkw den in dieser Form als Fototarnung viele Tiere nicht als Gefahr betrachten. Offensichtlich war der Falke auch satt. Nach der Färbung ein ausgewachsenes Weibchen, das sicher schon einige Winter hier verbracht hat. Turmfalken können knapp 20 Jahre alt werden, aber von den im Mäusefangen noch ungeübten Jungen überleben nur 50 Prozent ihren ersten Winter. Ausgewachsene Männchen hätten einen blaugrauen befiederten Kopf und wären eine Kleinigkeit leichter als die Weibchen. Im Sommer können wir sie vielleicht beide in Seußlitz in den Steinbruchwänden unterhalb des „Bösen Bruders“ beobachten.

Hermann Thomas hält für die SZ-Leser Ausschau nach Tieren und Pflanzen in der Region. Der promovierte Diplombiologe aus Strehla war Hochschul-Dozent und hat mehrere Fachbücher veröffentlicht.