SZ + Dresden
Merken

Falsche Polizisten in U-Haft

Die Kriminellen gehörten zu einer Bande, sagt die Staatsanwaltschaft. Sie drohten mit Gefängnis im Ausland.

Von Christoph Springer
Teilen
Folgen
Zwei Mitglieder der Bande mussten in Untersuchungshaft.
Zwei Mitglieder der Bande mussten in Untersuchungshaft. © Symbolfoto: dpa/Sven Hoppe

Sie gaben sich als Polizisten aus, waren aber dreiste Betrüger. Die Polizei hat einen Türken und drei Deutsche überführt, die zu einer Trickbetrüger-Bande gehören. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Dresden die vier mutmaßlichen Täter angeklagt. Allein von einem Opfer erbeuteten sie 112.500 Euro.

So liefen der Trickbetrug: Der 46-jährige Türke, ein Landsmann von ihm und mindestens drei weitere Täter haben vor etwa einem Jahr beschlossen, Deutsche mit einer gefälschten Telefonnummer anzurufen und ihnen mit Problemen zu drohen, die nur dann gelöst werden können, wenn die Opfer Geld auf vermeintliche Treuhandkonten überweisen. Dieses Geld sollte danach abgehoben und in die Türkei gebracht werden, so die Ermittler weiter.

Ab dem Januar 2019 setzten die Kriminellen ihren Plan in die Tat um. Innerhalb von drei Monaten riefen sieben Mal Opfer in ganz Deutschland, unter anderem in Hamburg und Bielefeld, aber auch in Dresden. Sie gaben sich als Polizeibeamte aus und erzählten, dass ihnen wegen eines bestehenden Haftbefehls die Auslieferung in die Türkei bevorsteht. Nur mit einer Geldzahlung auf ein Treuhandkonto könne das noch gestoppt werden.

Ein Opfer ging auf die Forderung ein und überwies insgesamt 112.500 Euro. Ein weiteres Opfer der Betrüger büßte 12.500 Euro ein. Bei vier weiteren Betrugsversuchen verlangten die Anrufer Beträge zwischen 22.000 und 42.000 Euro, die Angerufenen wurden aber misstrauisch und zahlten nicht.

Der 46-jährige Türke war in der Bande für den Geldempfang zuständig und organisierte den Geldtransport in die Türkei. Ein 52-jähriger Deutscher, der zu der Bande gehören soll, stellte sein Konto für den Empfang der Geldüberweisungen zur Verfügung. Dann hob er das Geld ab und gab es einem 64-jährigen Deutschen, der es wiederum an den Türken weiterreichte, haben die Ermittlungen ergeben. Ein 53-jähriger Deutscher war demnach dafür zuständig, die Herkunft des Geldes und dessen Verwendung zu verschleiern.

Der Türke und der 53-jährige Deutsche sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Die anderen mutmaßlichen Bandenmitglieder mussten noch nicht ins Gefängnis, weil keine Haftgründe Vorlagen, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Das heißt, es besteht zum Beispiel nicht die Gefahr, dass sie flüchten könnten.

Das Landgericht Dresden muss nun über die Eröffnung des Hauptverfahrens und die Zulassung der Anklagen entscheiden. Dann wird ein Termin für die Verhandlung gegen die Angeklagten festgelegt.

Drei weitere Täter, darunter der aus der Türkei stammende Chef der Bande, sitzen in der Türkei in Untersuchungshaft.

Abonnieren Sie unseren kostenlosen Newsletter "Dresden kompakt" und erhalten Sie alle Nachrichten aus der Stadt jeden Abend direkt in Ihr Postfach.

Mehr Nachrichten aus Dresden lesen Sie hier.