Morgens halb acht vor der Grundschule. Eltern rollen mit den Autos an, halten kurz, lassen die Kinder raus springen, sagen tschüss, fahren weiter. So was geht schnell und macht für sich noch kein Verkehrsproblem.
Zebrastreifen zugestellt
Das Ganze mal 127 Schüler, innerhalb einer Viertelstunde macht allerdings ein gewaltiges Verkehrsproblem und eine echte Gefahr für die Kinder, gemessen an den paar Metern Straße vorm Schulgebäude. Eben dort führt ein Zebrastreifen über die Fahrbahn. „Da laufen die Schüler drüber auf dem Weg zum Unterricht“, sagt Schulleiterin Iris Lehmann, „der Fußgängerüberweg muss immer gut einsehbar sein. Wenn die Eltern aber bis auf den Streifen fahren, ist er für die Kinder nicht mehr einsehbar.“
Die Bitte an Autofahrer, den Fußgängerüberweg vor Unterrichtsbeginn nicht vollzustellen, kommuniziert die Schule jedes Jahr wieder auf allen Kanälen. „Die geltenden Verkehrsregeln“, so die Schulleiterin, „sind eigentlich klar: Halten nicht auf dem Fußgängerüberweg und nicht im Kreuzungsbereich.“ Aber es hilft nichts: Eltern, die den Nachwuchs zur Schule bringen, sind rücksichtslose Wiederholungstäter, ohne jegliches Schuldgefühl und für kein gutes Argument zugänglich. Und weil das so ist, fährt die Stadt seit geraumer Zeit alles auf, um die Eltern zum richtigen Parkverhalten zu erziehen. Als bei der letzten Stadtratssitzung das Thema Verkehrssicherheit vor der Grundschule angesprochen wurde, stellte sich heraus, dass alle Sanktionen bislang erfolglos blieben. Bürgermeister Harry Güldner (CDU): „Ich sehe keinen Grund, dort irgendwas zu regeln, denn es ist alles bereits geregelt.“ SPD-Stadtrat Heimo Schroth meinte: „Es ist klar, dass wir hier die Leute nur übers Portemonnaie erziehen können.“ Aber wie? Man könnte dort öfter mal blitzen, meinte Heiko Zscheile (FWG). Aber schnell fahren könne dort ohnehin niemand. Aus demselben Grund bringe es auch nichts, die Lindenstraße zur 30er-Zone zu erklären, war die einhellige Meinung der Stadträte. Und auch die städtische Politesse käme kaum zum Zug, denn es handelt sich um Haltende, nicht um Falschparker.
Tun lässt sich also seitens der Stadt wenig. Schulleiterin Lehmann hofft, dass Ermahnungen wenigstens etwas bringen. „Ich versuche, die Eltern darauf hin zu weisen, wenn ich so was sehe. Denn sie geben damit den Kindern ein schlechtes Beispiel. Und das ausgerechnet vor der Schule.“ Christina Keilholz