Von Madeleine Friedrich
Arnd Wendler und seine Familie haben in den letzten Monaten immer wieder an jene Aufnahmen gedacht, die von ihnen im englischen Urlauberort Penzance von einem Google-Auto aus gemacht worden sind. „Kürzlich hat mein Junior im Internet den Ort Penzance bei Google Street View eingegeben und uns erkannt“, erklärt Arnd Wendler aus Schönbach.
Obwohl die Gesichter von ihm und seiner Familie unscharf gemacht–auf Neudeutsch „verpixelt“ – worden sind,haben ihn auf Nachfrage bereits mehrere Bekannte auf dem Bild erkannt. Nun stehen ihre im vergangenen Sommer geschossenen Fotos für alle Welt sichtbar auf der Homepage von Google Maps. Sauer ist Arnd Wendler jedoch keineswegs, dass nun jeder im Netz sieht, wo Familie Wendler an einem unbestimmten Tag in Penzance bei Orangensaft und Kaffee in einem Hotel gefrühstückt hat. „Wir haben genau gewusst, dass wir für Google fotografiert werden, als damals das Fahrzeug mit dem riesigen Kameraturm an unserem Hotelfenster vorbei fuhr“, so der Familienvater.
Die Kritik an Google Street View ist derzeit groß: Die einen stört es, wenn sich weltweit jeder auf der Internetseite von Google Maps ansehen kann, ob der eigene Vorgarten gepflegt ist und in welcher Umgebung er lebt. Es ist ja auch so einfach: Auf der Google-Map-Seite das gelbe kleine Männchen auf jene Stelle der Landkarte ziehen, von der Fotos angesehen werden sollen. Schon geht die Reise durch Straßenzüge und Einkaufsmeilen los.
Einige Menschen sehen in dem Veröffentlichen von Bildern von Privathäusern samt Angabe der Adresse einen Eingriff in ihre Privatsphäre und widersprechen der Veröffentlichung ihres Hauses per E-Mail oder Brief. Wer aber in Deutschland auf dem Land lebt, der muss sich nicht sofort entscheiden, ob er sein Bild im Netz weiter verfremden lässt. Das deutsche Dorfleben wurde bisher schließlich noch nicht aufgenommen.
Die Vorteile überwiegen
Für Arnd Wendler überwiegen eindeutig die Vorteile des Online-Landkarten-Angebots: „Das ist doch hoch interessant für Touristen, wenn man sich schon vorher ansehen kann, wie es am Urlaubsort aussieht“, so Wendler, der sich oft über verschiedene Gegenden vorab informiert. Er freut sich, dass Google Deutschland ab Herbst endlich auch für Deutschland virtuelle Rundgänge anbietet. In den 20 größten deutschen Städten, darunter Görlitz, hat der Google-Konzern dafür monatelang Bilder aufgenommen. Alles in allem war der England-Urlaub im Juni letzten Jahres für Familie Wendler in mehrerer Hinsicht aufregend: In der Nacht vor ihrem Google-Fotoshooting haben sie eine Hotelevakuierung hinter sich gebracht: Drei Uhr morgens fanden sie sich mit den anderen Hotelgästen im Nachtgewand an der britischen Strandpromenade wieder. Glücklicherweise entpuppte sich das Ganze als falscher Feueralarm.