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Familie wünscht sich einen neuen Kühlschrank

Volkmar Zocher ist erst seit wenigen Tagen wieder zu Hause. Er war in der Medizinischen Akademie in Dresden und wurde dort am Hals operiert: Lymphdrüsenkrebs. Ein Tumor wurde entfernt. „Ich habe die Sache zunächst auf die leichte Schulter genommen“, sagte der 47-jährige Nossener.

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Von Dieter Hanke

Volkmar Zocher ist erst seit wenigen Tagen wieder zu Hause. Er war in der Medizinischen Akademie in Dresden und wurde dort am Hals operiert: Lymphdrüsenkrebs. Ein Tumor wurde entfernt. „Ich habe die Sache zunächst auf die leichte Schulter genommen“, sagte der 47-jährige Nossener. Sein Hals war geschwollen, er dachte, dass gibt sich schon wieder. „Ich wollte auch die zehn Euro Praxisgebühr sparen“, so Zocher. Doch als die Schmerzen immer stärker wurden, ging er zum Hausarzt. Untersuchungen bei Fachärzten bestätigten die schwere Krankheit. „Fast jeden Tag muss ich jetzt zur Bestrahlung ins Krankenhaus. Ich hoffe, dass alles gut ausgeht.“. Seine Frau Marion lässt sich die Sorge um ihren Mann nicht anmerken: „Es wird schon wieder.“

Doch nicht nur die Krebserkrankung belastet die Familie schwer. Marion und Volkmar Zocher sind seit mehreren Jahren arbeitslos, bekommen Hartz IV. „980Euro erhalten wir im Monat, da ist das Geld für unsere 18-jährige Tochter Denise schon mit dabei“, sagt Frau Zocher. Da bleibt nicht viel übrig zum Leben. Für Miete, Heizung, Strom und Versicherungen geht ein Großteil des Geldes drauf. „Wir suchen in den Supermärkten nach Schnäppchen, um über die Runden zu kommen“, sagt die Kleidungsfacharbeiterin. Ihren Mann ärgert, dass die Preise für Brennmaterial angezogen haben. „Wir heizen noch mit Holz oder Kohle. Da wird unser Budget weiter geschmälert.“

Anschaffungen sind derzeit nicht drin. „Gern würde ich meiner Frau wieder mal ein Paar neue Schuhe kaufen oder eine Hose“, sagt Volkmar Zocher, der Teilschlosser gelernt hat und später viele Jahre als Gleisbauer und Melker tätig war.

Die Wohnungseinrichtung stammt noch aus DDR-Zeiten, der Kühlschrank wird es wohl auch nicht mehr lange mitmachen. In Urlaub war das Ehepaar schon seit vielen Jahren nicht mehr.

300 Bewerbungen geschrieben

Beide haben sie in den vergangenen Jahren insgesamt über 300Bewerbungen auf Stellenangebote geschrieben. „Nur Absagen – das deprimiert“, sagt Volkmar Zocher. Er und seine Frau absolvierten schon mehrere ABM-Stellen, Ein-Euro-Jobs oder Lehrgänge. „Wir möchten endlich mal eine feste Stelle haben“, sagen sie. Marion Zocher würde sich riesig über eine Umschulung zur Bürokauffrau freuen.

Von der Gesellschaft fühlen sich Zochers im Stich gelassen, zumal auch ihre 20-jährige Tochter Nicole, die Wirtschaftsassistentin gelernt hat, nach ihrem Lehrabschluss 2007 noch keine Arbeit hat. Ihr Sohn Sven (26) war einige Zeit ohne Job, schult jetzt zum Berufskraftfahrer um. Sohn Renè hat eine befristete Stelle als Hausmeister.