In den sozialen Netzwerken sind schon Fotos in Umlauf, da sitzt Mama am Schreibtisch, das Kind liegt gefesselt und geknebelt am Boden, Titel: "Homeoffice, Tag 6". Tatsächlich ist es für viele Eltern im Moment schwierig, ihre Arbeit zu Hause zu erledigen und zugleich ihre Kinder zu beschäftigen, ob kleine oder große. Kurzarbeit ist zwar keine Dauerlösung, aber im Moment sind die davon betroffenen Eltern klar im Vorteil. Alle anderen müssen sich in diesen Tagen noch mehr als sonst in Multitasking üben. Oder in Kauf nehmen, dass ihre Kinder stundenlang an Smartphones, Tablets, Spielkonsolen hängen. Wenn man ehrlich ist und das schlechte Gewissen ausblendet: Damit sind Kinder am meisten abgelenkt; so ist Homeoffice am besten möglich.
Allein lernen macht keinen Spaß
Es klingt leicht, wenn Lehrer formulieren, Schüler sollten in Zeiten geschlossener Schulen ihre Aufgaben zunehmend selbstständig erledigen, idealerweise in vier Stunden täglich. Die Realität ist aber, dass besonders Grundschüler oder auch Fünft- und Sechstklässler das noch nicht so können wie Größere und dass sich Schüler mit jüngeren Geschwistern unfair behandelt fühlen, wenn sie mehr lernen müssen als die Kleinen. Auch macht vielen das Alleine-Lernen ohne Klasse keinen Spaß. Eltern müssen ihre Kinder häufig drängen, sich endlich an die Aufgaben zu setzen. Und keiner kann unterschiedlich alten Kindern gleichzeitig bei Schulaufgaben helfen. Bei zwei jüngeren Schulkindern wären Eltern also acht Stunden täglich mit Lernhilfe beschäftigt.
Lehrer tun ihr Bestes
Die Lehrer tun bei dem allen ihr Bestes. Sie haben es innerhalb weniger Tage ermöglicht, dass viele Kinder auch zu Hause lernen können. Wenn die technischen Voraussetzungen vorhanden sind, können Schüler sogar an Videochats teilnehmen, in denen Klassenlehrer Kontakt zu ihnen halten, sie motivieren und auch etwas Druck rausnehmen: "Macht, was ihr schaffen könnt, vor allem in Deutsch und Mathe." Dass die Schulen nicht diejenigen sein können, die den Aufgabenumfang minimieren, ist klar. Sie orientieren sich an den Stundentafeln, weil ihnen der sächsische Lehrplan ja trotz Corona im Nacken sitzt. Dessen Erfüllung ist Vorgabe für alle.
Ist der Lehrplan wirklich so wichtig?
Doch je länger diese Krise mit Schulschließungen anhält, desto dringlicher wäre es Sache des Kultusministeriums, darüber nachzudenken, ob der Lehrplan in seiner ganzen Fülle wirklich so wichtig ist. Sollte es in diesen Zeiten nicht mehr darum gehen, dass Familien ohne Stress und Streit zusammenleben können?