Von Heike Stumpf
Wer in der Selbsthilfewerkstatt Hübler an der Chemnitzer Straße 97 durch eines der großen Tore in den Werkstattraum tritt, der ist schon an der Zapfsäule vorbeigelaufen. Gleich neben einem der Rolltore hängt ein Schlauch mit einer Zapfpistole daran. Viel mehr ist es eigentlich nicht, was die Tankstelle ausmacht.
Manfred Hübler, der mit seinem Sohn Dennis diesen Service anbietet, lächelt. Denn schon mancher Kunde, der vielleicht das Bild an herkömmlichen Tankstellen erwartete, hat ihn angesichts der kleinen Tankstation ungläubig angeschaut.
Rohstoff wächst vor Haustür
Dabei setzen die Hübler-Männer große Erwartungen und Hoffnungen in den alternativen Kraftstoff, der nicht nur theoretisch, sondern immer mehr auch praktisch auf den Feldern ringsum wächst.
„Mit Rapsöl fahren heutzutage nicht mehr nur Landwirte. Auch mehr und mehr Speditionen rüsten aus Kostengründen um“, berichtet Manfred Hübler. Er sieht in dieser Form der Alternativenergie vor allem ein Sparpotenzial für Vielfahrer. „Ich empfehle die Umrüstung in erster Linie den Handwerksbetrieben, deren Mitarbeiter viel mit Fahrzeugen unterwegs sind“, so der Tankstellenbetreiber. Aber auch für den privaten Vielfahrer rechne sich bei einem aktuellen Preis von nicht einmal 90 Cent pro Liter die Umstellung. Auch Hübler selbst füllt seinen Tank neben Diesel mit Rapsöl – und ist damit zufrieden.
Raffinerie steht in Sachsen
Ehe das Öl aus den goldgelb blühenden Pflanzen allerdings durch die Zapfpistole läuft, müssen die geernteten Ölsaaten gereinigt und gepresst werden. Die hiesige Tankstelle bezieht ihre Ware aus einer Raffinerie aus Sachsen. Die Anfahrtswege für die Rapsöllieferanten sind also kurz.
Doch wie sind die Hüblers überhaupt auf die Idee gekommen, diese Form der Alternativenergie zu nutzen und das auch anderen anzubieten? „Wie haben die Entwicklung auf diesem Gebiet schon über einige Jahre hinweg verfolgt. Angesichts der vielversprechenden Aussichten und des immer größer werdenden Sparzwangs, dem Unternehmen wie Private unterliegen, haben wir uns entschlossen, in diese Rapsöltankstelle zu investieren“, schildert der Senior-Chef.
Neue Wege zum Kosten sparen
Er gibt gern zu, dass auch das zweite, zuerst eingerichtete Standbein des seit 71 Jahren existierenden Familienbetriebes der um sich greifenden „Geiz-ist-geil“-Manier entgegenkommt. Die Hüblers betreiben eine Selbsthilfewerkstatt. Ihre Devise: Zwei linke Hände hat niemand. „Jeder kann verschiedene Arbeiten an seinem Fahrzeug selbst ausführen. Dafür stellen wir mehrere Hebebühnen und eine Auswahl an Grundwerkzeug zur Verfügung“, erläutert Hübler. Die Stunde Miete sei um einiges günstiger als der Stundenlohn in herkömmlichen Werkstätten.
„Wir haben überlegt, wie jeder einen Teil hoher Kosten sparen kann und gehen dafür jetzt neue Wege“, sagt Manfred Hübler.