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Fan mit Helfer-Herz

Jenny Brix hat den ersten Bruckheimer-Fanclub der Welt gegründet – in Riesa.

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Von Jane Pabst

Schwarz, weiß, rot und blau – Jenny Brix liebt diese Farben. Doch oft begegnet sie nur schwarz oder weiß. Nämlich dann, wenn es um ihre Herzensangelegenheit geht: um Hollywood-Regisseur Jerry Bruckheimer. Als ein Radio-Moderator dessen Streifen „Lone Ranger“ vernichtend aburteilte, sah sie rot. „Er sagte nur, er habe den Film nicht gesehen, aber er sei Müll“, erzählt die 51-Jährige. Viele Medien hätten diesen Film massiv verrissen. Und genau gegen diese Ungerechtigkeit kämpft Jenny Brix jetzt an. Mit dem weltweit ersten und einzigen Bruckheimer-Fanclub. Gegründet in Riesa.

Die US-Flagge hängt über ihrem Schreibtisch. Ein Konterfei des Blockbuster-Regisseurs („Fluch der Karibik“, „Armageddon“, „Top Gun“) steht auf ihrem Schreibtisch. Auf den beiden Monitoren ist die Internetseite www.bruckheimer-fanclub.de geöffnet. Hier pflegt sie täglich bis zu zwei Stunden die Inhalte. Über die Filme und das Leben von Jerry Bruckheimer. „Mich fasziniert sein gesamter Werdegang“, sagt sie. Ihre braunen Augen strahlen. „Als einer der wenigen Internetseiten haben wir sein korrektes Geburtsdatum veröffentlicht“, erklärt sie stolz. Dafür scheut sie auch keine aufwendigen Recherchen. Als Werbetexterin und Autorin versteht sie ihr Handwerk.

Schreiben gegen Probleme

„Ich habe über die Hochschule in Arizona, an der er studiert hat, das richtige Geburtsjahr erfragt“, so Jenny Brix, die in der Zeitung nur mit ihrem Künstlernamen erscheinen will. Unter dem hat sie bereits einige Bücher veröffentlicht. „Leben mit Borderline“, „Odyssee durch eine Kindheit“, „Böse Überraschung nach der Hochzeit“ und „Stationen einer Trinkerkarriere“ lassen ein bewegtes Leben vermuten. „Ja, meine verstorbene Mutter war Alkoholikerin, meine beiden Söhne entwickelten aufgrund der belastenden familiären Situation Borderline und eine bipole Störung“, berichtet sie. Mehr möchte sie nicht darüber sagen. Lieber schreibt sie ihre gesammelten Erfahrungen auf. „Es sind Ratgeber-Bücher“, erklärt sie und noch viel mehr als das. Das Schreiben half der zweifachen Mutter, all diese Probleme zu verarbeiten. Nun will sie selbst helfen. „Ich habe selber sehr viel Ungerechtigkeit erfahren und bin da sehr sensibel, wenn sie anderen widerfährt“, erklärt sie entschieden.

Schon zu Schulzeiten habe sie sich für Außenseiter eingesetzt, kämpfte als Klassensprecherin für die Belange ihrer Schulkameraden. Später arbeitete sie als FDJ-Sekretärin in der SED. „Bis ich 1988 mein Parteibuch abgab, weil ich merkte, was in dieser Partei alles schief läuft“, erklärt die gelernte Kürschnerin. Die Wende brachte auch in ihr Leben viele Wendungen. Eine zweite Ausbildung zur Wirtschaftskauffrau, eine dritte als Kauffrau Wohnungswirtschaft, ein Fernstudium der Belletristik und Sachtexte. Brix ersucht sich als Immobilienmaklerin, wechselt in den Journalismus, arbeitet als Bürokraft für eine Fahrschule, macht sich mit einem Lebensmittel-Geschäft selbstständig und ist nun als Texterin tätig. „Ich bin ein Steh-auf-Männchen“, sagt sie über sich.

Und das sei ihrer Meinung auch der von ihr so geschätzte und verehrte Hollywood-Regisseur. „Auch er hat schon viele Rückschläge einstecken müssen und steht immer wieder auf“, meint Jenny Brix. Sie sieht sich als seine Unterstützerin, die sein filmerisches Gesamtwerk ein Stück weit als Kulturerbe betrachtet. „Denn er hat historische Sachen wie bei „Pearl Harbor“ bearbeitet, sich an gesellschaftskritische Themen wie bei „Gegen jede Regel“ und „Spiel auf Sieg“ herangewagt“, erklärt sie. Auch scheue er sich nicht vor aktuellen Problematiken zurück, wie das Konzept der neuen „CSI“-Reihe beweise, in der es um Internetkriminalität gehen soll. Jenny Brix wirft die langen Haare in den Nacken, streckt sich und zieht ihr schwarzes Shirt gerade. Darauf ist Jerry Bruckheimer zu sehen. Darunter ein Zitat von ihm: „Erfolg ist die Kombination aus Fleiß und ein wenig Glück“, gibt Jenny Brix wieder. Etwas versonnen schaut sie auf den blauen Asia-Fächer an der Wand. Demnächst wird dieser ersetzt durch ein Foto vom Filmset von Fluch der Karibik. „Da unterhält sich Jerry Bruckheimer gerade mit Johnny Depp“, beschreibt sie. Wie gern würde auch sie einmal mit dem Regisseur sprechen. Warum er Psychologie studiert hat, würde sie ihn fragen und, wie er in seinem Alter noch so fit sein kann. Dann wäre die Welt des Fans aus Riesa um einige Farben reicher.