Farbe für den Bauwagen
Von Nadine Steinmann
Arnsdorf. Neugierig schaut ein Wildschwein hinter einem Baum hervor und beobachtet die Szenerie, die sich vor ihm abspielt. Denn auf einer Lichtung sind die Waldwichtel fleißig am Arbeiten, schleppen Baumstämme und versuchen sich beim Angeln – wenn auch ziemlich erfolglos, denn statt eines Fisches ist nur ein Schuh am Haken des Wichtels zu sehen. Diese und noch viele weitere, kleine Details sind auf dem Bauwagen der Arnsdorfer Kita Am Karswald zu finden. Dieser steht seit mittlerweile vier Wochen an seinem Bestimmungsort im Karswald, wurde mithilfe der Firma Auto-Walther an die richtige Stelle transportiert. Und auch die kleinen Mitglieder der Waldwichtelgruppe haben ihr neues Domizil schon in Beschlag genommen, nutzen den Bauwagen vor allem vormittags.
Drei Jahre lang hat es gedauert, bis der Bauwagen nutzbar war. Zahlreiche Eltern haben sich für das Projekt engagiert und eingesetzt. So musste beispielsweise die Innenverkleidung erneuert, ein Ofen sowie Mobiliar angeschafft werden. Doch nun ist es fast geschafft, der Wagen steht inmitten des Karswaldes, nur fünf Minuten Fußweg von der Kindertageseinrichtung entfernt. Was bisher noch gefehlt hat, war der passende Anstrich für das alte Gefährt. Doch auch dieser Aufgabe hat sich mittlerweile jemand angenommen: der 21-jährige Marvin Meier aus Dresden.
Wildschwein und Waldwichtel
Marvin studiert derzeit im dritten Semester Produktdesign an der Hochschule für Technik und Wirtschaft. Dem Bauwagen versucht er, neben dem Studium und der Arbeit, einen neuen Anstrich zu verpassen. Ehrenamtlich versteht sich. „Ich habe nur darum gebeten, dass die Kita die Materialkosten bezahlt“, erklärt der Student. Und mit Materialkosten sind Spraydosen gemeint: In den unterschiedlichsten Farben und Tönen, denn blau ist schließlich nicht einfach nur blau.
Doch wie kommt ein junger Dresdner dazu, einen Bauwagen in Arnsdorf zu verschönern? „Ich habe den Wagen über eine Facebook-Seite gefunden. Eigentlich wurden dort Möbel für die Innenausstattung gesucht. Aber ich dachte mir, dass der Bauwagen auch einen neuen Anstrich gebrauchen könnte“, so Marvin Meier. Also nahm er Kontakt mit Kita-Leiter Andreas Reupert auf, schickte ihm eine Skizze mit seinen Ideen und schon hatte er den Auftrag sicher in der Tasche.
Aus Thüringen nach Dresden
Seit September versucht er nun wöchentlich an dem Bauwagen weiter zu sprayen, die erste Seite ist bereits komplett fertig – mit dem Wildschwein und dem angelnden Waldwichtel. Nun fehlt nur noch die zweite Seite, die ebenfalls eine große Fläche und somit viel Platz bietet. Hier ist schon grob der Schriftzug „Waldwichtel“ zu sehen. „Bisher habe ich 18 Stunden benötigt“, erzählt Marvin, der vor seinem Studienbeginn in Dresden in Thüringen lebte. Das Kuriose: Bevor er in die sächsische Landeshauptstadt zog, hatte er mit Sprayen noch nichts zu tun, hat erst vor anderthalb Jahren damit begonnen. „Wenn man für etwas brennt, klappt es einfach“, berichtet der 21-Jährige lächelnd. Bis Ende Oktober möchte er mit der Gestaltung des Bauwagens fertig sein.