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Fast 100 Jahre werden in Altendorf Ziegel gebrannt

Das kleine Altendorf hat auch Industriegeschichte geschrieben.

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Von der Altendorfer Ziegelei ist nur noch ein Symbol übrig geblieben, der unter Denkmalschutz stehende achteckige Schornstein, oder die Esse, wie man hier sagt. Von der Ziegelei-Familie Pieschel lebt in der „Altendorfer Ziegelei“ noch Rita Maschwitz, die Urururenkelin des einstigen Begründers der Ziegelfertigung in Altendorf. 1847, vor 160 Jahren, gründete August Gottfried Pieschel auf seinen Feldern am oberen Ende des Goldgründels die Altendorfer Ziegelei. Schon zwanzig Jahre später waren die Lehmvorkommen dort erschöpft. Sein Sohn Friedrich August Pieschel errichtete eine neue Ziegelei bei Lehmvorkommen auf seinen Feldern in der Nähe des Kiefrichts, am jetzigen Standort. Für seine neue Ziegelei, die erst 1881 durch ein Wohnhaus ergänzt wurde, erwarb er sogar die Erlaubnis zum Ausschank von Branntwein an die Fuhrleute. Zehn Jahre später verpachtete er, möglicherweise aus gesundheitlichen Gründen, die Ziegelei an den Ziegelmeister Hüttel.

Dann 1882, also vor 125 Jahren, übernahm nach seinem Tode sein ältester Sohn Hermann die Ziegelei mit etwas zugehörigem Feld. Er ließ 1897 eine neue, moderne Ziegeleianlage bauen. Den sogenannten „deutschen Ofen“ ließ er abbrechen. Die neue Anlage war ein kontinuierlich arbeitender „Parallel- Ringofen“ des Systems „Dannenberg“ mit 16 ringförmig angeordneten, gewölbten Brennkammern, die durch einen in sich geschlossenen Brennkanal untereinander und mit einem 35 Meter hohen Schornstein verbunden waren. Die Kammern konnten kontinuierlich beschickt und geräumt werden. Die Anlage einschließlich Presse wurde mit Dampf betrieben. Im November waren die Bauarbeiten abgeschlossen. Später wurden das jetzt noch stehende Wohnhaus und ein neuer Trockenschuppen hinzugefügt. Die Anlage arbeitete etwa 45 Jahre lang. Die Ziegelei war ein wichtiger Arbeitgeber für Altendorf. Im 2. Weltkrieg, knapp 100 Jahre nach der Errichtung der ersten Ziegelei am Goldgründel, wurde der Ziegeleibetrieb eingestellt. Die Lehmvorkommen waren erschöpft, und die Männer waren im Krieg. Der letzte Ziegeleibesitzer war Arthur Pieschel. Sein Sohn ist durch einen Verkehrsunfall früh gestorben. So ist auch der Name Pieschel aus Altendorf verschwunden. Nach der Wende verkauften die Pieschel-Nachfolger das Anwesen.

(Zusammengestellt von Karl-Heinz Prescher; Quelle: Dorfchronik Irmtraud Hille)