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Heiliger Zufall

Die Zittauer Fastentücher sind in vielerlei Hinsicht Raritäten. Mehrfach standen sie kurz vor ihrer Zerstörung und sind doch bis heute erhalten.

Von Birgit Grimm
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Das Große Zittauer Fastentuch von 1472
Das Große Zittauer Fastentuch von 1472 © SZ-Archiv / Mario Heinke

Martin Luther war dagegen. Für den großen Reformator war ein Fastentuch, mit dem die Katholiken in der Fastenzeit den Altar verhängten, um auch mit den Augen zu fasten, nichts weiter als „päpstliches Gaukelwerk“. Die Kunde von Luthers Lehre war bis in die letzte Dorfkirche gedrungen, und in Zittau gründete sich 1521 eine evangelisch-lutherische Kirchgemeinde. Doch Wittenberg war weit und das Fastentuch von 1472 wohl zu groß und zu schön, um es im Speicher vergammeln zu lassen. Noch 200 Jahre sollte es den Zittauern die Fastenzeit anzeigen. Verschönern? Erträglicher machen? Die Zittauer Gemeindemitglieder jedenfalls ließen sich 1573 sogar noch ein zweites Fastentuch anfertigen. 

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