Von Miriam Schönbach
Sein Handwerk bekommt Rüdiger Merbt praktisch in die Wiege gelegt. Denn mit einem knappen halben Jahr schlummert er genüsslich auf den weichen Papierschnipseln eines Abfallkorbs, während sein Vater in den Grafischen Großbetrieben in Dresden seiner Arbeit nachgeht. „Damals habe ich zum ersten Mal Druckereiluft gerochen“, sagt der künftige Geschäftsführer des Lausitzer Druck- und Verlagshauses.
Doch so geradlinig wie es auf den ersten Blick aussieht, verläuft sein Weg nicht. Erst nach etlichen Abstechern ist der gebürtige Dresdner nun beruflich angekommen. Die Zeit des Ausprobierens ist vorüber. „Mit dem Unternehmen zu bestehen ist die größte Herausforderung“, sagt der 42-Jährige.
Vor neun Jahren wechselt er in den väterlichen Betrieb in Bautzen. Claus Merbt, ein Urgestein der Polygrafie, wie sein Sohn ihn nennt, kommt 1988 in die Stadt, um auf der Töpferstraße ein Druckereizentrum zu verwirklichen. Die Wende verhindert dieses Wahnsinnsprojekt. Stattdessen übernimmt der Senior gemeinsam mit Irmgard Scholze die Geschäfte der ehemaligen Nowa-Doba-Druckerei.
Irgendwann Mitte der 90er Jahre äußert Claus Merbt den Wunsch, dass er das Lausitzer Druck- und Verlagshaus gern in die Hände von einem seiner drei Söhne zu legen. Der Gedanke fällt bei Rüdiger Merbt auf fruchtbaren Boden, denn die 1996 gegründeten Büros für Zeitarbeit in Dresden laufen ohne Probleme. Es ist Stillstand – und den mag er gar nicht.
Diese Ruhelosigkeit hatte ihn bereits beim Mauerfall die Koffer packen lassen, auf der Suche nach einem neuen, anderen Leben ohne Grenzen. „Mich hielt hier nichts mehr. Es gab nur die Angst, dass sich der eiserne Vorhang schnell wieder schließen könnte“, sagt er.
„Mach’ was draus’“ – diese Devise gibt ihm sein Vater mit auf den Weg – und vielleicht sind diese Worte das Lebensmotto von Rüdiger Merbt geworden, erst recht seitdem er zur Druckerei-Mannschaft gehört. Die neuen Aufgabe dort lernt er von der Pike auf, gleich am ersten Arbeitstag muss die Inventur bewältigt werden. Betriebliche Abläufe stehen genauso auf dem Plan wie die persönliche Betreuung der Kunden. Fließend erhält er immer mehr Verantwortung, wird in die Investitions- und Entwicklungsüberlegungen einbezogen.
Der Stabwechsel von den Senioren zu den Junioren, zu denen auch Scholze-Enkel Robert Czyzowski gehört, ist also bestens vorbereitet. „Wir möchten gern, den erfolgreichen Weg fortsetzen und auf den Erfahrungsschatz meines Vaters kann, werde und muss ich auch in Zukunft nicht verzichten“, sagt der Unternehmer, der gerade noch einmal die Schulbank drückt. In den nächsten zwei Jahre absolviert er bei der Industrie- und Handelskammer Dresden den Fachkaufmann für Marketing.
Dafür verzichtet der bekennende Afrika-Weltenbummler auch erst einmal auf weitere Reisen zum schwarzen Kontinent.
„Dort ticken die Uhren einfach anders als bei uns. Die Menschen sind wesentlich gelassener, die Tierwelt ist faszinierend“, sagt er. Von seinen abenteuerlichen Streifzügen aus den vergangenen 15 Jahren gibt es inzwischen mehrere tausend Bilder. Denn der Fotoapparat fehlt bei keinem Ausflug in die Weiten des südlichen Afrikas.
Um den Kopf frei zu bekommen, muss Rüdiger Merbt aber nicht unbedingt ins Flugzeug steigen. Mit dem Mountainbike macht er Touren um den Bautzener Stausee. Wenn mehr Zeit ist, liebt er es, sich im Cunewalder Tal bergauf und bergab zu verausgaben.
Wunderbar entspannen kann sich der Selbstständige auch beim Kochen. „Am Anfang war es Selbsterhaltungstrieb. Inzwischen ist es meine heimliche Leidenschaft“, sagt er schmunzelnd. Gern greift Rüdiger Merbt auf die Kochbücher von Tim Mälzer zurück. Seine Art zu kochen, gefällt dem Hobby-Gourmet, der freitags gern groß einkaufen geht, um sich dann die Schürze umzubinden, um die Gerichte der kommenden Woche zu kreieren. Sein Gulasch soll schon manchem geschmeckt haben und selbst an grüne Klöße wagt er sich.
In Vergessenheit allerdings geraten alle Passionen für einen kleinen Knirps. Der acht Monate alte Enkel ist der ganze Stolz des jungen Opas.