SZ +
Merken

Fenster aus Rammenau schützen vor Dieben

Fenster sind oft Schwachstellen an Wohnhäusern. Das kann sich ändern – auch mithilfe vom Staat.

Teilen
Folgen
© Regina Berger

Von Stefan Schramm und Carolin Menz

Es ist der Albtraum eines jeden Mieters oder Hausbesitzers: Ein Einbruch ins eigene Zuhause. Meist können sich ungebetene Gäste mit nur wenigen Handgriffen Zutritt in eine Wohnung verschaffen. Das Team des Rammenauer hat etwas dagegen – spezielle Fenster, die es Dieben ziemlich schwer machen dürften. „Viele ältere Fenster sind ohne größerem Aufwand und Lärm zu knacken“, sagt Andreas Langhammer. Der Geschäftsführer des Rammenauer Fensterwerks weiß, dass es im Bereich Sicherheitsfenster großen Renovierungsbedarf gibt – auch in der Region. „Derzeit gibt es verstärkt Anfragen bei uns, welche Möglichkeiten es gibt, Fenster sicherer zu machen“, so Andreas Langhammer.

Viele Fenster genügen nicht den neuesten Sicherheitsstandards. Die sind nach einer DIN-Norm sechsstufig definiert. Um ein Fenster der geringsten Widerstandsklasse (RC 1) zu öffnen, reicht manchmal schon ein starker Fußtritt. Üblich sei dem Fensterspezialisten zufolge die Verwendung bis zur Klasse 3, ab 4 handele es sich schon um einen Hochsicherheitsbereich. „Im Eigenheim macht der Einbau ab Klasse 2 Sinn“, sagt Jan Jeschke, Vertriebsleiter im Fensterwerk Rammenau. Die Rammenauer bieten unter anderem Fenster mit mehreren Verriegelungspunkten im Rahmen und einer durchbruch- und durchstoßsicheren Verglasung an. Natürlich sind sie teurer als herkömmliche Fenster – doch machen es Einbrechern deutlich schwerer. Wer seine alten Fenster nicht komplett austauschen will, kann sicherheitstechnisch auch nachrüsten – zum Beispiel mit Aufbohrschutz im Griff. Effektiv sei es auch schon, Sicherheitsfenster nur im Erdgeschoss einzubauen.

Auch in den Werkstoffen gibt es Unterschiede: Fenster aus einem möglichst harten Holz sind weitaus sicherer als Kunststofffenster, sagt Andreas Langhammer. Ein paar Hundert Euro Preisunterschiede gibt es da allerdings. Entscheiden sich Kunden zu einer Erneuerung der Fenster, sollten sie es im Ganzen tun – Glas und Rahmen müssen Sicherheitsstandards genügen. Modernstes Glas nützt nichts, wenn sich der Rahmen blitzschnell eintreten lässt.

Zur finanziellen Unterstützung solcher Projekte hatte Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU), zugleich Vorsitzender der Bund-Länder-Bauministerkonferenz, zuletzt einen Vorstoß gewagt. Seine Idee: Wer schlecht gesicherte Türen und Fenster nachrüstet, bekommt Geld aus den staatlichen Fördertöpfen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur Wohnungsbausanierung – vergleichbar mit der Abwrackprämie für Pkw. Wie das genau ablaufen kann, ist allerdings noch nicht klar. „Die Ausschüsse der Konferenz sollen dazu Vorschläge entwickeln“, sagt Bastian Fermer vom Innenministerium. Im Herbst stehe das Thema dann auf der Tagesordnung.

Hintergrund ist die hohe Anzahl an Wohnungseinbrüchen. In ganz Sachsen wurden laut aktueller Kriminalitätsstatistik im vergangenen Jahr 6 511 Einbrüche in Wohnungen gemeldet, 2012 waren es sogar 6 840. Diebstahl bleibt damit einer der häufigsten Straftaten – auch im Landkreis. 2012 wurde 248-mal in Wohnungen eingebrochen, 144 Fälle wurden aufgeklärt. Zum Vergleich: Drei Jahre zuvor ereigneten sich 23 Einbrüche weniger, doch in 145 Fällen konnten die Täter ermittelt werden (64 Prozent). 2011 gab es im Kreis sogar 279 Fälle.

Deshalb seien gezielte Anreize für verbesserten Einbruchschutz im Wohnbereich nötig, so Minister Ulbig. Die bisherige Förderungspolitik zielt in erster Linie auf energetische und soziale Gesichtspunkte ab. Die Versicherungswirtschaft begrüßt Ulbigs Vorschlag. „Bereits heute gewähren Anbieter Nachlässe für die Hausratversicherung, wenn mechanische und elektronische Sicherungen vorhanden sind“, so Kathrin Jarosch vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft.