Neues Ferienparadies in Schirgiswalde

Schirgiswalde. Drei kleine Häuser, die ein ganzes Dorf bilden. Eine chaotische, farbenfrohe Welt für sich. Bauernhof, Natur, spielende Kinder. So wird der Fantasie-Ort Bullerbü beschrieben, mit dem Buchautorin Astrid Lindgren Kinderherzen höher schlagen lässt. Und so sollen sich auch Ferien auf dem ehemaligen Haase-Hof an der Adolph-Kolping-Straße in Schirgiswalde anfühlen. "Chaotisch schön", wie Gutshof-Leiterin Anja Haschke es zusammenfasst.
Stolz führt sie durch die neu entstandene Anlage, die am Mittwoch ab 14 Uhr von den ersten Himmelfahrts- und Pfingsausflüglern in Beschlag genommen wird – und zu diesem Anlass bereits vollständig ausgebucht ist. Nach Gästen aber sieht es momentan noch nicht aus. Überall wuseln Handwerker, werden Kissen geschüttelt und Flatterbänder entfernt. "Noch reichlich 24 Stunden. Mit Schlafen wird es eng", sagt Anja Haschke am Dienstagvormittag nach einem raschen Blick auf die Uhr.
Elf ganz unterschiedliche Ferienwohnungen sind in dem Drei-Seiten-Hof entstanden, den das Unternehmer-Ehepaar Torsten und Regine Starke eher zufällig erworben hat. "Die Starkes haben hier Land gekauft, den Gutshof haben sie für den obligatorischen einen Euro mit erworben und fanden ihn nach einem ersten Durchgang zu schade zum Abreißen", erzählt Anja Haschke. Sie selbst kann sich noch gut an ihren ersten Besuch im entkernten Rohbau erinnern: "Ich hab gedacht, hier fällt gleich die Decke ein."

Familie Starke integrierte den Gutshof in ihr Unternehmen Dorfwaldbach, zu dem auch die Bergbaude auf dem Bieleboh und die Kulturfabrik in Schönbach gehören. Auf der Website heißt es: "Ein Familienprojekt für die ländliche Genussvielfalt."
Es gehöre aber auch noch ein sozialer Aspekt dazu, betont Anja Hascke und erklärt: "Max, der Sohn der Starkes, kam mit Down-Syndrom auf die Welt. Sie wollen nicht, dass er nur in einer Behindertenwerkstatt arbeiten kann und haben auch deswegen dieses Projekt initiiert. Menschen mit Down-Syndrom sollen in Zukunft an allen drei Standorten eingesetzt werden, zum Beispiel beim House-Keeping, im Garten oder in der Wäscherei." Auch ein Wohnprojekt für mehrfach behinderte Menschen sei in der Kulturfabrik geplant.
Wohnen mit Flieder und Sonnenhut
Auf dem ehemaligen Gutshof in Schirgiswalde aber stehen die Ferien im Mittelpunkt, und die sollen möglichst unvergessen bleiben. Dazu hat das Team rund um Regine Starke und Anja Haschke allerhand Detailverliebtheit bewiesen. "Jede der Wohnungen ist zum Beispiel nach einer Pflanze benannt, die hier auf dem Hof wächst, und auch in deren Farbtönen gestaltet", erzählt Anja Haschke.
Überhaupt gibt es in dem verwinkelten Gemäuer kaum einen Blick, der dem anderen gleicht: Überall wurde altes Gebälk erhalten. Die Wand der ehemaligen Scheune ist in den modernen Treppenaufgang integriert. Alter Feldstein blitzt von weißen Wänden hervor. Auch die Wohnungen gleichen sich kaum. Während die Flieder-Wohnung in der ehemaligen Blockhütte Ruhe und Gemütlichkeit ausstrahlt, besticht die Sonnenhut-Wohnung durch einen großen Wohn-Ess-Bereich und mondänes Raumgefühl dank offener Decke und Galerie. Wie viel Geld in die Runderneuerung des Gutshofes investiert wurde? "Genau kann ich das gar nicht sagen, aber es war kostentechnischer Wahnsinn", sagt Anja Haschke.
Zwischen 39 und 105 Quadratmetern sind die Appartements groß. 37 feste Betten stehen darin. Bei Bedarf kann für bis zu 52 Personen erweitert werden. Im Schnitt kostet eine Wohnung 90 Euro pro Nacht – etwa 20 Euro pro Person.

Im Preis inklusive ist das Bullerbü-Gefühl, das auf dem Gutshof in Schirgiswalde zum gültigen Leitbild erklärt wurde. Auf dem ehemaligen Mistplatz kann künftig gegrillt, bei schlechtem Wetter im Spielzimmer Tischfußball gespielt oder im großen Gemeinschaftsraum gekocht werden. Echtes Bauernhof-Gefühl versprühen die sieben Pferde, die noch immer im alten Pferdestall wohnen. Neuzugang Johnny lebt sich momentan ein. "Er wird dann als Hofpferd auch unseren Gästen zur Verfügung stehen. Es soll dann beispielsweise Picknick mit Pferd geben", verspricht Anja Haschke.
Von solch kleinen, unscheinbaren Erlebnissen, sagt sie, sollen ihre Gäste zehren: "Uns ist es wichtig, den Blick auch mal auf die Schönheit der Kleinigkeiten zu lenken. Bei einem gemeinsamen Lagerfeuer zum Beispiel, einem aufmerksamen Spaziergang im Wald oder einem Spieleabend mit der Familie."