Von Eva Wagner
Mysteriöse Anrufe erhielten in den vergangenen Tagen etlicher Bautzener – angeblich im Auftrag des größten deutschen Kabelnetzbetreibers Kabel Deutschland. Dabei wurden die Angerufenen aufgefordert, einen neuen Vertrag für digitales Fernsehen abzuschließen. „Sonst bleibt der Bildschirm demnächst dunkel“, lautete das Schlagwort, das zahlreiche Menschen verunsicherte.
Auch bei André Giebelhäuser und Uwe Oertel von der Bautzener Kabelgesellschaft Comtec klingelte das Telefon. Viele Kunden wollten wissen, ob sie tatsächlich neue Verträge eingehen müssen. Das Unternehmen arbeitet mit Kabel Deutschland zusammen. „Wir bekommen die Signale für unser komplettes analoges sowie digitales Angebot von diesem Anbieter geliefert“, sagt André Giebelhäuser.
Im Gegensatz zum analogen Anschluss zeichnet sich das digitale Fernsehen durch eine größere Programmvielfalt und die bessere Bildqualität aus. Einen Zwang, auf die neue Technik umzusteigen, gibt es jedoch nicht. Zwar strebt die Bundesregierung bis 2010 die komplette Digitalisierung im Land an, doch die regionalen Betreiber wollen parallel an der unkomplizierten analogen Übertragungsweise festhalten. Zumindest bis 2010 kommen daher auf die Analog-Nutzer keine zusätzlichen Kosten zu. „Das wurde uns von Kabel Deutschland zugesichert“, sagt André Giebelhäuser.
Derzeit können die Comtec-Kunden das normale analoge Angebot sowie das Digital-Angebot von ARD und ZDF für acht Euro im Monat nutzen. Weitere digitale Angebote gibt es gegen einen Aufpreis.
Um den Verkauf dieser Zusatzpakete geht es in den Telefongesprächen, glaubt Uwe Oertel. Nach seiner Vermutung stecken Vermarktungs-Agenturen hinter den Anrufen. Diese setzten auf Panikmache, um zu Vetragsabschlüssen zu kommen. Vor zwei Jahren habe es das gleiche Problem schon einmal mit dem Verkauf von „Premiere“-Abos gegeben. Damals seien die Werber sogar von Tür zu Tür gezogen.
Auch Klaus Rosenkranz, Pressesprecher von Kabel Deutschland Sachsen, kennt die Beschwerden. Schon vor einem halben Jahr hätten von Kabel Deutschland beauftragte Callcenter Gerüchte über die Abschaltung des analogen Systems verbreitet. „Da wurden Dinge suggeriert, die von uns nie in Auftrag gegeben wurden“, sagt Rosenkranz.
Aus den ersten Vorfällen wären damals personelle Konsequenzen gezogen worden. Wenig später habe man das Telefonmarketing für Produkte sogar gänzlich eingestellt. Wie es zu den neuen Anrufen kam, könne er bislang nicht nachvollziehen. „Auf jeden Fall distanzieren wir uns von solchen Einschüchterungen“ , sagt Klaus Rosenkranz.
14 Tage Kündigungsfrist
Doch auch wer sich unwissentlich auf ein Abo eingelassen hat, kann noch reagieren. „Es handelt sich hier um ein Fernabsatzgeschäft. Der Kunde hat also ein 14-tägiges Widerrufsrecht“, sagt Dirk Mittrach von der Verbraucherzentrale Bautzen. In den Unterlagen, welche Kabel Deutschland zum Vertragsabschluss aussendet, müsse sich ein Informationsblatt mit Daten zum Widerruf finden lassen. Nach Rücksprache mit der Comtec Bautzen solle man dann den Widerruf schriftlich an die angegebene Adresse schicken – und zwar per Einschreiben mit Rückschein.