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Feuerspucker, Gaukler und Knochenschnitzer

Mehr als 7000 Besucher erleben bei schönstem Wetter auf Schloss Burgk die achte Auflage des Oster-Spectaculums.

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Von Thomas Morgenroth

Eine Ziege wurde arbeitslos und dachte: Was mach‘ ich bloß! Da kam eine andere vorbei, und sie gründeten eine Ziegelei.“ Holger Hopfenstreich streckt seine Zunge raus und Max von Gluchowe verdreht die Augen: Das Publikum auf dem gut gefüllten Schlosshof in Freital Burgk lacht und feiert das thüringisch-sächsische Duo Pampatut. Mit eigenen und geborgten Sprüchen, Witzen und brachialkomischen Liedern, die sie übrigens exzellent auf Laute und Drehleier begleiten, gehören die beiden Männer zu den unterhaltsamsten Darstellern des 8. Oster-Spectaculums in Freitals kultureller Oase.

Musik und Handwerk

Die mehr als 7000 Gäste, so viel zählte Veranstalter Thomas Szymkowiak vom Projektzentrum Dresden, erlebten bei sommerlichen Temperaturen erneut ein rundum gelungenes Fest mit überzeugender mittelalterlicher Anmutung auf hohem Niveau. Jongleur Lumpaci aus Dresden zum Beispiel unterhält die Schaulustigen mit fingerfertigen Gaukeleien, die Feuerspucker des Trios Inferno aus Bautzen zeigen eine nicht ganz ungefährliche Show, und die Musiker des Trios Wolgemut aus Berlin spielen Musik wie aus einer anderen Welt, die sie auf einer selbst gebauten Harfe, einer schwedischen Tastengeige und einer Bassfidel zum Besten geben.

Während sich im Park die böhmischen Ritter der Gruppe Hartigo aus Usti nad Labem zum Gaudi des Volkes gegenseitig ihre Rüstungen zerdellen, flanieren Männer, Frauen und Kinder an den mehr als fünfzig Ständen und Buden entlang, an und in denen Handwerker nicht nur ihre Produkte verkaufen wollen, sondern auch ihre oftmals vergessenen Künste vorführen.

Wie der Knochenschnitzer Jens Bartsch aus dem fränkischen Lichtenberg, der mit einfachsten Werkzeugen aus Knochen und Geweihen von Hirschen und Rindern Amulette, Haarnadeln, Flöten oder Messergriffe fertigt. „So etwa wurde das im 9. Jahrhundert im skandinavischen Raum gemacht“, erklärt Bartsch und lässt den mittels Strick betriebenen Handbohrer surren.

Wie er legen die meisten seiner in Freital mitwirkenden Kollegen Wert auf ein authentisches Mittelalter, alles soll möglichst so sein, wie es den Überlieferungen nach gewesen sein könnte. Das gefällt Karin Schilka aus Altenberg: „Das Flair ist toll“. Sie lässt sich bei Sylvia Hildebrandt eine weiße Glasperle machen, die später Teil eines Ohrringes werden soll. Die Prozedur dauert ihre Zeit: Die Handwerkerin aus Woltersdorf bei Berlin arbeitet mit Holzkohle und Blasebalg, so wie vor eintausend Jahren.

„Die Atmosphäre in Freital ist besser als auf anderen Märkten“, sagt Karin Schilkas Freund Emanuel Hauske aus Dippoldiswalde. „Es gibt hier nicht so viele Fressbuden, dafür aber singende Menschen, die durch das Publikum ziehen.“ Und dabei deftige Komplimente verteilen, wie Max von Gluchowe: „Liebes arschgelecktes Volk.“