Von Annett Heyse
Die Zahl, die auf der Homepage der Wilsdruffer Feuerwehr zu sehen ist, zeugt von viel Arbeit, vor allem aber von hohem Bedarf: Zu 75 Einsätzen rückten die Kameraden im vergangenen Jahr aus. Darunter waren technische Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen, Brände, Tierrettung aber auch das Junihochwasser. 75 Einsätze, die gerade einmal von 32 Feuerwehrmännern absolviert wurden. Denn auf diese Anzahl ist die Wilsdruffer Stadtwehr mittlerweile geschrumpft. „Wir brauchen dringend neue Leute“, sagt daher Wehrleiter Siegfried Sautner.
Weil von selbst keiner kommt, geht die Freiwillige Feuerwehr nun den umgekehrten Weg: 200 Männer und Frauen, die zwischen 20 und 30 Jahre alt sind, hat man angeschrieben. Vor allem handelt es sich um Wilsdruffer, die in den vergangenen Jahren zugezogen sind. Sie sind am Sonnabend, den 29. März, zu einem Schnuppertag eingeladen. Die Gäste sollen sich dabei nicht nur das Feuerwehrhaus von innen anschauen. „Wir zeigen die Technik, berichten über Einsatzbereiche, führen ein paar Sachen vor und erläutern die Ausbildungsmöglichkeiten“, zählt Sautner auf.
Die Zielstellung ist klar: Man wolle Interesse wecken und den einen oder anderen jungen Wilsdruffer zum Mitmachen bewegen. „Wenn wir ein bis zwei Leute gewinnen können, sind wir schon froh“, sagt der Wehrleiter. Vor allem werden Männer und Frauen gesucht, die auch am Wohnort arbeiten und so tagsüber die Einsatzbereitschaft mit absichern können.
Bisher rekrutierte Siegfried Sautner seine Leute vor allem aus der Jugendwehr. Doch die goldenen Zeiten sind vorüber. Derzeit machen in der Wilsdruffer Jugendwehr gerade noch 15 Schüler mit, die zwischen zehn und 16 Jahre alt sind. Zehn Prozent pro Jahr würden maximal hängenbleiben, rechnet der Wehrleiter vor. „Das reicht nicht, um die alters- oder berufsbedingten Abgänge zu kompensieren.“
Die meisten Schüler verlassen ohnehin mit knapp 18 die Wehr, weil Ausbildung und Freundin wichtiger sind oder weil sie das Interesse verlieren. Das ist die eine Seite. Die andere ist, dass die Ansprüche an die Feuerwehrleute steigen. Die Technik wird komplexer, die Ausbildung anspruchsvoller. „Nur den Schlauch Richtung Feuer halten, ist nicht“, betont Siegfried Sautner. Vielmehr müsse man mitdenken, gut rechnen können, sich Sicherheits- und Dienstvorschriften gewissenhaft einprägen. Dazu käme natürlich eine gute körperliche Fitness. Nicht jeder begeisterte Jugendfeuerwehrmann sei daher mit 18 reif genug, ins wahre Feuerwehrleben zu wechseln. Was Sautner nicht sagt, sich Interessierte aber denken können: Wilsdruffs Feuerwehr hat oft genug bei Unfällen auf der A 4 zu tun. Allein der Gedanke daran, hinein in einen schweren Verkehrsunfall geworfen zu werden, dürfte viele abschrecken. Das weiß auch der Wehrleiter. „Bei der Feuerwehr macht doch heute nicht mehr jeder alles“, versucht er, derartige Gedanken zu verscheuchen. Vielmehr spezialisiere sich nach der Grundausbildung jeder auf einen der drei Bereiche technische Hilfeleistung, Brandbekämpfung oder ABC-Gefahrengut. Ohnehin würden Neulinge erst einmal schrittweise an die Aufgaben herangeführt, also zunächst Nebentätigkeiten erledigen. Sautner: „Wir brauchen bei den Einsätzen auch Leute, die beispielsweise absperren, sich um die Technik kümmern, aufräumen.“ So nach und nach wachse man dann in die Aufgaben hinein.
Alles schön und gut, aber wenn der Schnuppertag vorüber ist und am Ende kein Interessent hängen bleibt? Sautner zuckt die Schultern. „Dann können wir uns wenigstens nicht vorwerfen, nichts unternommen zu haben.“ Oder man schaut noch mal in die alten Karteien: Zum Jahresanfang holte man einen Kameraden zurück, der vor Jahren schon aus der Feuerwehr ausgeschieden war. Der Mann ist 66.