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Feuerwehrleute suchen Zukunftsmodelle

Tagsüber ist kaum einer zum Löschen vor Ort. Eine Studie will Lösungen finden. Doch die Probleme im Landkreis bleiben weiter bestehen.

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Von Katja Schlenker und Gabriel Wandt

Berufswunsch Feuerwehrmann – das war einmal. Viele Wehren haben Schwierigkeiten damit, tagsüber einsatzbereit zu sein. Die Gründe dafür sind vielfältig. Auf einer Brandschutzkonferenz wurde jetzt die Studie „Zukunft Brandschutz“ vorgestellt, die Lösungen anbietet, die nicht nur dem Landkreis Görlitz helfen soll. Doch können die Vorschläge wirklich etwas verändern?

Problem 1: Feuerwehrleute für den Einsatz vor Ort fehlen

Immer weniger Menschen leben im ländlichen Raum. Und jene, die noch hier leben, werden immer älter. Zudem arbeiten die jüngeren außerhalb, sind mitunter die Woche über nicht zu Hause. Nachts, an Feiertagen und Wochenenden gibt es hingegen kaum Probleme.

Lösung 1: Ehrenamtliches Engagement mehr anerkennen

Um hier gegenzusteuern, solle zum einen das ehrenamtliche Engagement bei der Feuerwehr wieder mehr anerkannt werden. „Es stimmt nicht, dass ehrenamtliche Tätigkeiten abnehmen“, sagt Anwalt Klaus Hardraht, der zum Arbeitskreis „Zukunft Brandschutz“ gehört. „Die Zahlen sind in den vergangenen Jahren beinahe inflationär gestiegen.“ Das Problem sei oft, dass man für seinen Einsatz bei der Feuerwehr belächelt werde. Wenn man etwa bei einer Feier plötzlich aufspringt und zum Einsatz stürmt, statt mit der Familie beisammen zu sitzen. Da müsse man sich den ein oder anderen Spruch anhören, dass man verrückt sei, für andere sein Leben zu riskieren, sagt Karsten Saack, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes Sachsen.

Problem 2: Menschen werden zu wenig informiert

Wie verhalte ich mich bei einem Brand? Was kann ich tun, um mich im Ernstfall zu schützen? Viele wissen es nicht. „In den meisten Schulen gibt es derzeit keine hinreichenden Informationen zum präventiven Brandschutz“, erklärt Gerd Preußing, Leiter der Feuerwehr in Weißwasser. Generell werde in den Schulen wenig über die Feuerwehr informiert, welche Aufgaben sie hat, wie sie arbeitet.

Lösung 2: Feuerwehr zum Unterrichtsthema machen

Der Themenkomplex „Brandschutz, Gefahrenabwehr und Selbstschutz im Katastrophenfall“ soll in den Schullehrplan aufgenommen werden. Jedoch nicht nur für die Grundschulen, sondern auch für Mittelschulen und Gymnasien. Das kann aber nur das Sächsische Kultusministerium herbeiführen. Dass sich der Kontakt zu den Kindern auszahlt, bestätigt Andreas Gampe, von der Brandschutzbehörde in Ebersbach-Neugersdorf. In der Jahngrundschule habe man lange die AG Brandschutz gehabt. Und auch die Schkola-Kinder seien erst kürzlich im Gerätehaus zu Besuch gewesen. Die AG ist dieses Jahr allerdings ausgefallen: Es gab zu wenig Interessenten.

Problem 3: Nachwuchs bei der Feuerwehr fehlt

Durch den generellen Bevölkerungsrückgang ist auch die Zahl der Kinder gesunken, die sich in der Jugendfeuerwehr engagieren. Es fehlt also an Nachwuchs, der in die Erwachsenenfeuerwehr wechselt und für den Einsatz bereit steht. Zumal die Jugendlichen, die sich für die Feuerwehr begeistern, oft für Ausbildung und Studium die Heimat verlassen müssen.

Lösung 3: Unterstützungseinheiten sollen aushelfen

Sogenannte Unterstützungseinheiten städtischer Feuerwehren sollen den Ortsfeuerwehren der umliegenden Gemeinden bei Einsätzen helfen, schlägt die neue Studie vor. Zum Beispiel gibt es in Zittau eine Feuerwehr, die auch aus hauptamtlichen Kameraden besteht. Dadurch sind die Zittauer auch unter der Woche tagsüber einsatzbereit. Eine Unterstützungseinheit ist in Weißwasser geschaffen worden, nun wurde sie auch für Görlitz oder Zittau ins Gespräch gebracht.

Vorläufiges Fazit: Die Vorschläge helfen dem Südkreis kaum weiter

Zittaus Wehrleiter Lothar Reichbodt sieht derzeit noch keinen Handlungsbedarf. Er will sich die Erfahrungen ansehen, die im Norden mit den neuen Einheiten gemacht werden. Auch Andreas Gampe von der Ebersbacher Feuerwehr sieht in den neuen Einheiten nichts wirklich Neues: Die Wehren helfen sich schon jetzt gegenseitig, erklärt er. So wollen es ja auch jetzt schon die gesetzlichen Vorschriften. Jedoch: Als Ende November in Großschönau ein Feuer dicht am Pflegeheim ausbrach und in kürzester Zeit 31 Feuerwehrleute aus drei Wehren vor Ort waren, war Wehrleiter Fabian Hälschke froh, dass der Einsatz am Abend stattfand. Tagsüber, so vermutete er, wäre es schwieriger geworden, schnell genug so viele Einsatzkräfte zusammenzurufen. Und Orten wie Großschönau nützt eine Unterstützungseinheit in Zittau wenig: Die Kameraden würden viel zu lange brauchen, um im Ernstfall rechtzeitig vor Ort zu sein. Die Stadt Löbau wiederum hat überhaupt keine hauptamtlichen Feuerwehrleute, die für eine Unterstützungseinheit aber nötig wären, um die Hilfe zu gewährleisten. Auf ein Wort