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Feuerwehrwagen löscht den Durst auf kühle Drinks

Es klirrt und kramt in der hinteren Garagenecke. Andreas Wengel wuchtet einen Wasserkasten beiseite und schaut auf. „Ach hallo, schon da?!“, ruft er. Wieder da ist er selbst, der Barmann vom „Prinz“, Ex-Barmann korrekterweise.

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Von Nadja Laske

Es klirrt und kramt in der hinteren Garagenecke. Andreas Wengel wuchtet einen Wasserkasten beiseite und schaut auf. „Ach hallo, schon da?!“, ruft er.

Wieder da ist er selbst, der Barmann vom „Prinz“, Ex-Barmann korrekterweise. Im Herbst hat er seinen Laden in der Alaunstraße verkauft. Fast rund um die Uhr war er dort im Einsatz, fünf Jahre lang, morgens einkaufen, abends hinterm Tresen. „Es war genug, ich wollte was anderes, eigentlich reisen ...“, sagt er.

Also suchte er ein Wohnmobil – und fand ein Feuerwehrauto. Eigentlich fand er viel mehr, nämlich den Plan für sein neues Leben: Eine mobile Bar, ein Lokal auf Rädern.

Feuer unterm Hintern

„Die Kneipe war verkauft, die Stammgäste hatten sich verstreut, mein Hund war gestorben“, erzählt Andreas, „da saß ich zu Hause, keiner rief an, und ich hab gedacht: So fühlt sich einer mit Hartz IV, der nicht weiß, wie’s weitergeht.“

Doch der gelernte Küchenmeister und Barkeeper wusste. Jedenfalls in dem Moment, als er die glänzend rote Karosse des Magirus Faun sah – ein Löschwagen Baujahr 1963, einst ausgemustert von der Feuerwehr Schurbach bei Hof. „Ich hatte ihn im Internet gefunden und ein paar Stunden zu lange überlegt, da war er schon weg.“ Doch siehe da, kurz darauf stand das Feuerwehrauto wieder im Netz, zum gleichen Preis. „Der Käufer wollte damit nach Kanada auswandern und hatte die hohen Überführungskosten nicht bedacht.“

Andreas nutzte seine zweite Chance. „Tja, und nun hab ich die Carmen.“ Carmen, so heißt die Feuerwehr. Aber nicht, weil sie rot ist, wie Carmens Kleid, sondern weil sie, so sagt Andreas, „Feuer unterm Hintern“ hat. Jedenfalls hatte sie das, als auf einer ihrer ersten Fahrten die Standheizung für Stichflammen unterm Bodenblech sorgte.

Auf der Straße ist Carmen eher behäbig. Sie hat 80 PS und fährt höchstens 75 Kilometer pro Stunde. „Und sie schluckt zehn Liter“. Aber was soll’s, „sie muss ihr Geld eh selbst verdienen“, sagt Andreas und meint, seine Feuerwehr solle ihren Preis mit ihren Engagements bezahlen und auch sonst fließe ja jeder Cent in ihren Tank und in den Ausbau der Mobilbar. Mit zwei Kühlschränken, einem Grill, einer Zapfanlage, Schränken für die Gläser und einem Tresen zum Montieren ist sie schon gut ausgestattet.

Carmen bleibt sicher nichts schuldig. Zusammen mit Andreas ist sie die Attraktion auf Festen, Firmenfeiern und privaten Partys. Auch dann, wenn ihr Fahrer einfach nur eine Runde durch die Stadt dreht und den Oldtimer bestaunen lässt, so wie am Sonnabend beim Florianstag in Dresden.

Nicht schlecht gestaunt haben auch die Kollegen der Feuerwehr Schurbach. Andreas Wengel hat sie angerufen, um ihnen zu sagen, dass er jetzt ihren Wagen fährt. „Sie haben mich gleich eingeladen zu ihrer Feier am Herrentag. Da muss ich natürlich hin, aber ohne die ganze Barausstattung, es geht ja schließlich um’s Auto.“

Leuchten in den Augen

Nur ein Mal bekam der fahrende Barmann negative Resonanz, von einem Feuerwehrfan. Der sah in der feuerroten Kneipe das schlechte Image der ewig trinkenden Feuerwehrleute bekräftigt. „Dabei bringe ich so vielen Leuten Freude damit“, verteidigt sich Andreas. Die leuchtenden Augen der Kinder und auch vieler betagter Freunde historischer Löschfahrzeuge geben ihm Recht. „Ich erhalte und pflege den Magirus“, sagt er, „ein solches Auto braucht jemanden wie mich.“

www,burnout-mobilbar.de