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Knallroter Bus fährt zu Görlitzer Drehorten

Ein Jungunternehmer geht mit der Idee einer Filmtour per Doppelstockbus an den Start. Vorher aber wurde wegen der Marke Görliwood hart mit der Stadt gerungen.

Von Daniela Pfeiffer
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Schwarz-Reisen-Chef Patrick Schultze mit Fahrer Klaus.
Schwarz-Reisen-Chef Patrick Schultze mit Fahrer Klaus. © Nikolai Schmidt

Ja sind wir hier in London? Nein, in Görlitz. Wenn auch der rote Bus an die Londoner Doppelstockbusse erinnert. Görlitz hat jetzt auch so einen. Ab Pfingsten kann man mit ihm eine Stadtrundfahrt zu Drehorten machen. Die Idee stammt von Unternehmer Stefan Menzel, der den Görlitzern unter anderem durch Boats and Friends an der Neiße, den Nieskyern auch vom Holi Festival und vom Weigersdorfer Faceclub ein Begriff sein könnte.  

Schwarz-Reisen fährt den roten Bus

Görliwood ist ein cooles Thema, findet der 31-Jährige. Zwar gibt es schon einiges dazu, beispielsweise den neuen "Walk of Görliwood" oder die Filmstadtführung von Karina Thiemann. Aber das sind alles Dinge, die Touristen oder auch Einheimische zu Fuß machen können. Ein derartiges Angebot auf vier Rädern gibt es noch nicht. Also warum nicht machen, dachte sich Menzel und ging dafür eine Kooperation mit dem Bus- und Reiseunternehmen Schwarz Reisen ein, das seinen Sitz in Hähnichen bei Niesky hat. Hier hat der Cabrio-Bus, der in den 1980er Jahren gebaut wurde und vorher der Stadt Magdeburg gehörte, in den vergangenen Tagen auch gestanden und eine Rundum-Erneuerung bekommen - unter anderem eine Bar im Untergeschoss und eine komplett neue Außengestaltung.

Einmal rückwärts in die Brüderstraße - fürs Fotoshooting wurde natürlich ein schöner Ort in der Altstadt angesteuert. Vom Obermarkt aus startet der Bus ab Pfingsten seine Rundfahrten. Insgesamt bietet er 60 Fahrgästen Platz.
Einmal rückwärts in die Brüderstraße - fürs Fotoshooting wurde natürlich ein schöner Ort in der Altstadt angesteuert. Vom Obermarkt aus startet der Bus ab Pfingsten seine Rundfahrten. Insgesamt bietet er 60 Fahrgästen Platz. © Nikolai Schmidt

Hier sind die Shilouetten wichtiger Görlitzer und Zgorzelecer Gebäude zu sehen, die Peterskirche etwa, oder das Dom Kultury, das Kaufhaus, die Muschelminna. Und eben der markante Schriftzug "Görliwood Entdecker". Dieser war in den vergangenen Tagen und Wochen Stein des Anstoßes für einen Zwist mit der Stadt - genauer gesagt mit der Europastadt GörlitzZgorzelec (EGZ), die sich im Auftrag der Stadt um die touristische Entwicklung von Görlitz kümmert und sich vor einigen Jahren die Marke Görliwood hat eintragen lassen. 

Stadt stellt die Bedingungen zur Görliwood-Marke

Dritte können da nicht einfach kommen und eigene Ideen unter dem Oberbegriff Görliwood umsetzen, wenn das nicht mit der EGZ abgestimmt ist. Es bedurfte mehrerer Gespräche zwischen Menzel und der EGZ, um sich zu einigen. Geschäftsführerin Andrea Behr erklärt: "Wir sind froh, wenn es solche Ideen gibt. Aber die Markenrechte liegen bei uns und wir stellen die Bedingungen, wie man mit dem Begriff Görliwood verfahren darf. Es geht uns hier darum, die Qualität der Marke sicherzustellen. Wir haben sie schließlich über Jahre mit großem Aufwand aufgebaut."   

Den besten Blick über die Stadt. Bei schönem Wetter wird das Cabrio-Dach einfach zurückgeschoben und man kann die Aussicht genießen.
Den besten Blick über die Stadt. Bei schönem Wetter wird das Cabrio-Dach einfach zurückgeschoben und man kann die Aussicht genießen. © Nikolai Schmidt

Offenbar legte Stefan Menzel das anfangs etwas anders aus, es gab mehrere Gespräche mit der EGZ, mehrere Angebote, unter welchen Bedingungen Menzel den Namen nutzen darf. Erst das letzte Angebot, das am Dienstag unterbreitet wurde, brachte offenbar den Durchbruch. Demnach sei er frei in der Gestaltung, die Inhalte müssten aber mindestens 50 Prozent Filmanteil haben, so Menzel, der eine Mischung aus Altstadt, Stadtgeschichte und Film plant. Und die Tour muss vorher von der Stadt abgenommen werden.

Denn an jeder Station, an der der Bus hält, wird den Passagieren vom Band etwas zum Gebäude und zum hier gedrehten Film erzählt. Die Stimmen kommen von Synchronsprechern - die ganz großen Namen sind noch nicht dabei, aber Menzel liebäugelt mit solchen. "Wir wollen erstmal anfangen. Das Konzept kann sich noch verändern." Zudem soll es einen Flyer geben, der Informationen noch einmal zusammenfasst. Auch nach Polen führt die Tour. 

Bus soll die Neißstraße herunterfahren

Die Route ist etwas ungewöhnlich, führt sie doch über Straßen und Plätze, die für den Verkehr normalerweise nicht freigegeben sind, wie dem Postplatz und die Neißstraße. Stefan Menzel räumt ein, hier noch nicht alle Genehmigungen in der Tasche zu haben, bei den entsprechenden Gesprächen sei ihm aber gesagt worden, dass nichts dagegen spreche. 

Wenn nun also alle Fragen und Unstimmigkeiten geklärt sind und es einen Lizenzvertrag zwischen EGZ und Stefan Menzel gibt, kann es Pfingsten mit den ersten Touren losgehen. Das Interesse scheint riesig. Kaum drehte der Bus am Montag eine Proberunde und hielt an der Brüderstraße zum Fotoshooting, gingen die ersten vier Buchungsanfragen ein. Außerdem wurde die Sache gleich zum Thema in den sozialen Netzwerken

Zu sehen sein wird der Filmbus künftig auf dem Obermarkt. Denn hier, vor der Dreifaltigkeitskirche, ist sein Startpunkt. Ein Aufsteller weist darauf hin, ebenso auf die Abfahrtszeiten, die Stefan Menzel mit 10, 12, 14 und 16 Uhr angibt. 

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