Stinkt der Görliwood-Bus wirklich so sehr?

Den "Stinker" nennt ihn Kurt Bernert im Stadtrat und schimpft auf die neue Görlitzer Touristenattraktion: den knallroten Görliwood-Doppelstockbus. Seit Pfingsten startet er viermal täglich vom Obermarkt aus seine Runde durch die Stadt. Um die Stadthistorie geht es unterwegs, aber auch um die Filmstadt Görlitz. Mehrere Drehorte werden angefahren. Unter anderem der Untermarkt, quasi der Dreh- und Angelpunkt, wenn es um Drehs in Görlitz geht.
Dafür hat der Bus trotz seiner Größe die Genehmigung, über die Neißstraße hinauf zum Untermarkt und über die Weberstraße schließlich aus der historischen Kernstadt wieder hinauszufahren. Laut Kurt Bernert - einem der SZ-"Menschen des Jahres" 2019, weil er sich stets für die Umwelt engagiert und fürs Müll sammeln an der Neiße bekannt ist, fürchten Anwohner den Moment, wo der Bus kommt. Wegen der "extremen Geruchsbelästigung", wie er sagt. Fünf Minuten, bevor der Bus kommt, würden Anwohner die Fenster schließen. Ob die Stadt denn da nichts machen könne, wollte der Mann wissen.
Bus hat grüne Plakette
Bürgermeister Michael Wieler hielt die Antwort im Stadtrat knapp. Es gebe keine Handhabe, schließlich sei ja nicht die Stadtverwaltung für die Zulassung der Fahrzeuge zuständig. Auf SZ-Nachfrage bestätigt die Stadt die Ausnahmegenehmigungen zum Befahren der Neißstraße und der Fußgängerzone am Postplatz, "da dies für sein touristisches Konzept erforderlich war und es keine Versagungsgründe gab". Der Betreiber vom Görliwood Entdecker habe die Route aus unternehmerischer Sicht gewählt, um interessante Filmdrehorte zeigen zu können. Beim Bus handele es sich um ein für den öffentlichen Verkehr zugelassenes Fahrzeug. Er dürfe somit, wie jedes andere zugelassene Kraftfahrzeug, öffentliche Straßen und Plätze unter Beachtung der StVO uneingeschränkt befahren.
Der Mann, der hinter dem Görliwood-Bus steht ist Stefan Menzel. Er hatte die Idee und hat sein Vorhaben auch umgesetzt - trotz einiger Anlaufschwierigkeiten, weil es mit der Stadt einen Disput um die Rechte am Markennamen "Görliwood" gab. Inzwischen ist das per Nutzungsvertrag allerdings geregelt. Dass es nun neuen Ärger geben soll, freut ihn wenig. Die Diskussion um den Gestank könne er nicht recht nachvollziehen, sagt Menzel. Der Bus habe einen Dieselpartikelfilter und eine grüne Plakette, mehr könne man nicht machen mit einem alten Fahrzeug wie diesem. Die Alternative eines Umbaus auf Elektroantrieb komme aus finanziellen Gründen nicht infrage. "Da geht es um 200.000 Euro, das steht in keinem Verhältnis."
An den Wochenenden fast immer ausgebucht
Stattdessen hofft er auf mehr Verständnis, immerhin käme der Bus nur viermal am Tag vorbei, und sei wenige Augenblicke später schon wieder verschwunden. "Auf dem Untermarkt halten wir kurz, um etwas zu erzählen. Da wird der Motor extra ausgemacht." Die Touristen jedenfalls freut es. Einen reichlichen Monat gibt es die Görliwood-Entdecker-Tour inzwischen und Stefan Menzel als Initiator ist genauso wie die Betreiber Schwarz-Reisen hochzufrieden. Die Wochenenden seien nahezu komplett ausgebucht und auch unter der Woche sei der Bus stets gut gefüllt.