Von Frank Fischer
Die vier Vorstandsmitglieder vom finnischen Stromversorger Pohjolan Voima Oy (PVO) waren sichtlich beeindruckt von den gewaltigen Turbinen. Auf diesem Spezialgebiet hat die Welt derzeit auch nichts besseres zu bieten als die Produkte aus dem Görlitzer Siemens-Werk. „Was wir in einer Stunde gesehen, ja bewundert haben, bestätigt eigentlich nur – unsere Entscheidung den Auftrag nach Görlitz zu vergeben, war goldrichtig“, schwärmte der Vorstandsvorsitzende Timo Rajala nach dem einstündigen Werks-Rundgang. Die Finnen haben in Görlitz einen der größten Turbinensätze bestellt, die jemals für ein Papier- und Zellstoff-Werk gebaut wurden. Das Auftragsvolumen beträgt mehr als 10 Millionen Euro und ist Teil eines Gesamtprojektes zur Modernisierung der Zellstofffabrik Wisaforest in Finnland.
Werner Altmeyer aus Erlangen, der als Vertriebschef den Deal in Gang gebracht hat, sprach von hochkarätigen Mitbewerbern für diesen Turbinenbau. Sie kamen aus Japan, Frankreich und Tschechien. Der finnische Stromversorger entschied sich für das Görlitzer Siemens-Werk, weil hier Turbinen entstehen, die neben ihrem hohen Wirkungsgrad auch sehr flexibel sind und bei veränderten Betriebsstrukturen umgerüstet werden können. Nach der Betriebsbesichtigung begrüßte Finanzbürgermeister Rainer Neumer die finnischen Delegation im Rathaus, bevor dann Ratsarchivar Siegfried Hoche den Gästen die schönsten und wichtigsten Räume zeigte. Besonderes Interesse fand ein Stadtbuch von 1391, das mit originellen Illustrationen auch über die Görlitzer Trendsetter der damaligen Zeit Auskunft gab. Viele glaubten, dass mit der Vertragsunterzeichnung im kleinen Sitzungssaal der Höhepunkt erreicht sei. Doch das war ein Irrtum. Hinterher ging es nämlich noch einige hundert Stufen zum fast 70 Meter hohen Rathausturm hinauf, wo die finnischen Geschäftsleute beim Rundblick über das Panorama der Neißestadt ins Schwärmen kamen. Timo Rajala bekannte dann auch: „Ich beneide Görlitz um seine Historie, denn die hat es bei uns in Finnland durch die Fremdherrschaften nie gegeben.“
Als man sich zurück in die Niederungen des alltäglichen Lebens begab, drehte sich der Gesprächsstoff schon wieder um den Großauftrag, der nun beginnen wird. Liefertermin für die Dampfturbine ist der September 2003.