Von Holger Gutte
Wir hatten eine gewisse Krise. Aber wir können jetzt durchaus sagen: Wir haben das Tal durchschritten“, sagt Torsten Hölzel. Der Geschäftsführer der Applikationstechnik Neugersdorf GmbH (ATN) denkt sogar über Neueinstellungen nach. Die Auftragslage sieht sehr gut aus. Für die 43 Mitarbeiter und sechs Auszubildenden ist die Arbeit über das Jahresende hinaus gesichert.
„Und es gibt bereits wieder drei Großprojekte, die momentan in der Angebotsphase stecken, bei denen wir uns aber durchaus gute Chancen bei der Auftragsvergabe ausrechnen. Man merkt, dass es der deutschen Automobilindustrie etwas besser geht“, sagt der ATN-Geschäftsführer. VW, Audi und Skoda haben wieder Scheiben-, Cockpit- und Reserveradklebeanlagen für neue Modelle bestellt. Und genau darauf hat sich das Neugersdorfer Unternehmen spezialisiert und sich mittlerweile weltweit einen Namen gemacht.
Torsten Hölzel ist erst vor wenigen Tagen von einem europäischen Forum für Klebeanlagen in Heidelberg zurückgekehrt, für das man ihn eingeladen hatte, um über den neuesten Stand und den Trend in dieser Branche zu berichten.
Dank ihrer Referenzen hat es jetzt die Applikationstechnik Neugersdorf GmbH erstmals geschafft, einen Auftrag für Großfahrzeuge zu erhalten. Für eine Tochterfirma von Daimler-Chrysler in Ulm wird für die Produktion des Evo-Reisebusses die gesamte Technik für den Einbau der Seitenwände geliefert. „Wir wollen nun versuchen, im gesamten Nutzfahrzeugsektor Fuß zu fassen und diesen Bereich für uns zu erschließen“, berichtet der Geschäftsführer. Die erste Klebetechnik für einen Evo-Bus ist vor drei Wochen an das Werk in Ulm verschickt worden.
Und wenn jetzt gerade in Changchun in China die Produktion des neuen VW-Passat in Betrieb genommen wird, kommt auch dort die vollautomatische und robotergesteuerte Klebetechnik aus Neugersdorf zum Einsatz. Neben dem asiatischen Markt wird nun so langsam auch der osteuropäische Markt für ATN interessanter. Für VW sind bereits in den vergangenen Jahren Montage-Anlagen für Werke in Polen, Tschechien und der Slowakei entwickelt und produziert worden. Nun kommt der russische Markt hinzu. Für ein Tochterwerk von Fiat sind schon die ersten Scheibenklebeanlagen in die Stadt Naberezhnye Chelny, etwa 1 300 Kilometer von Moskau entfernt, geliefert und dort aufgebaut worden.
Und: ATN entwickelt jetzt auch modernste Klebetechnik für ein Automobilwerk in Iran. „Die sind dort in Teheran über das Internet auf uns gestoßen und wollten gleich, dass wir innerhalb eines Jahres drei Anlagen liefern“, schildert Torsten Hölzel. Noch vor einem Jahr sah es mit der Auftragslage ganz anders aus. Der Krise in der Automobilbranche geschuldet, musste auch Torsten Hölzel etwa 20 Mitarbeiter entlassen. Jetzt sucht das Unternehmen Softwareentwickler, Ingenieure für die Forschungs- und Entwicklungsabteilung und Projektingenieure.