Herr Geisler, wie oft finden Veranstaltungen wie der Tag der Ausbildung statt und welchen Zweck verfolgen sie?
Den Tag der Ausbildung gibt es seit neun Jahren. Er findet jährlich im September statt und gilt als gesetzte Größe im Landkreis. Federführend für die Bildungsmesse ist das Referat Wirtschaftsförderung des Landratsamtes. In Sachsen gibt es mehrere größere Bildungs- und Ausbildungsveranstaltungen. So etwa die Woche der offenen Unternehmen, den Girls- und Boysday oder die Messe Karriere Start in Dresden.
Solche Bildungsveranstaltungen bieten die Möglichkeit, einen Einblick in die scheinbar unergründliche Vielfalt der Arbeitswelt zu bekommen, sich über Anforderungen der beruflichen sowie schulischen Perspektiven der Region zu informieren und mit Fachleuten ins Gespräch zu kommen.
Was genau erwartet Besucher des Tags der Ausbildung 2010?
Neben Informationen über die verschiedenen Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten werden ebenso Vorträge und Coachings zu vielen Berufszweigen, Bewerbertrainings sowie individuelle Beratungen angeboten. Als erstes Ziel gilt es, unseren Jugendlichen in ihrer Heimat eine Zukunft zu bieten. Das ist nur mit einer fundierten Ausbildung oder einem Studium möglich. Unsere Werbemaßnahmen richten sich in erster Linie an Kinder und Jugendliche im Landkreis. Egal, ob Förder- oder Realschüler, ob Gymnasiast oder ausbildungssuchende Jugendliche: Wir bieten gemeinsam mit der regionalen Wirtschaft ein breites Spektrum.
Welche Erfahrungen hat man bei vorhergehenden Aktionstagen in Pirna gemacht?
Als Erfahrungswert vergangener Jahre spiegelt sich auch das wider, was gegenwärtig als „Fachkräftemangel“ bezeichnet wird. Noch vor ein paar Jahren hatten wir 50 Prozent weniger Aussteller auf unserer Ausbildungsmesse. Es ist spürbar, dass derartige Aktionstage mehr an Gewicht in der Wirtschaft erlangen. Diesmal haben sich mehr als 100 Aussteller angemeldet.
Ein Schwerpunkt sind diesmal akademische Berufe. Warum?
Etliche Unternehmen bieten neben der klassischen dualen Ausbildung einen BA-Studiengang an. Das bewog uns dazu, in diesem Jahr und auch künftig den Tag der Ausbildung als Bildungsmesse für Berufs- und Studienorientierung zu gestalten. Mit der Nähe zu Dresden und seinen Hochschulen finden Studierende erstklassige Bedingungen. „Pack dein Studium. Am besten in Sachsen“, heißt es 2010 ebenfalls auf unserer regionalen Bildungsmesse. Auch wenn wir im Landkreis über keine Hochschule verfügen, benötigen wir Fachkräfte, die unsere Wirtschaftslandschaft wettbewerbsfähig gestalten.
Gab es zum Thema Studium eine ansteigende Nachfrage?
Unsere eigene Einschätzung hat gezeigt, dass die Besucher mehr Informationen zu diesen Themen wünschen. Die ersten Schritte in diese Richtung gehen wir dieses Jahr.
Welche Unterschiede gibt es bei den Ausbildungswünschen zwischen Mädchen und Jungen?
Auch auf unserer Bildungsmesse gibt es die typischen geschlechterspezifischen Berufe. Wir merken aber zunehmend, dass sich die gedanklichen Hemmnisse auf beiden Seiten legen. Immer wieder berichten uns Aussteller, beispielsweise Firmen aus der Metallindustrie, dass sich etliche Mädchen für solche Berufsrichtungen entscheiden.
Wie schwer ist es, künftige Arbeitnehmer, aber auch Arbeitgeber zur Teilnahme an solchen Aktionstagen zu bewegen?
Wir haben seit drei bis vier Jahren mehr Besucher als zuvor. Sowohl die Teilnehmerzahlen, von Ausstellern, als auch die der Besucher sind stets gestiegen. Das Fachprogramm wird immer umfangreicher. Darüber hinaus hat sich die Qualität der Darbietungen von den Unternehmen aus der Region verbessert. Ich bin jedes Jahr wieder von der Vielfalt der Angebote begeistert.
Über welche Probleme klagen Arbeitgeber, die auf der Bildungsmesse informieren?
Aus den Gesprächen mit Arbeitgebern hat sich ergeben, dass viele über zu wenige Bewerbungen klagen. Außerdem würden Bewerbungen zunehmend eine schlechtere Qualität haben. Aus diesem Grund soll nicht nur bei unserem Ausbildungstag entsprechendes Wissen vermittelt werden. Er soll nur ein Teilstück des Weges sein, den wir einschlagen werden. Die Zusammenarbeit zwischen unseren Schulen und der regionalen Wirtschaft steht im Fokus weiterer geplanter Maßnahmen. Auch hier wünschen sich ausbildende Unternehmen in der Region einen „direkten Draht“ zu den Schulen um die Ecke.
Das Gespräch führte Stephan Klingbeil