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Teichwirte bangen um ihre Fische

Die Trockenheit bedroht die Fischwirtschaften. Ein Notabfischen ist für sie nicht mehr ausgeschlossen. Helfen können aber die Bürger.

Von Steffen Gerhardt
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Statt Wasser Stalldung. Rüdiger Richter nutzt mit seiner Teichwirtschaft Kreba die Trockenheit dafür aus, um mit Haufen von Stalldung beim Anstauen für Futter für die neue Fischbrut zu sorgen.
Statt Wasser Stalldung. Rüdiger Richter nutzt mit seiner Teichwirtschaft Kreba die Trockenheit dafür aus, um mit Haufen von Stalldung beim Anstauen für Futter für die neue Fischbrut zu sorgen. © André Schulze

Die Stimmung unter den Teichwirten der Oberlausitz droht zu kippen. Vor ihnen steht das dritte trockene Jahr in Folge - und dadurch fehlt ihnen das Wasser in ihren Teichen. Als "sehr grenzwertig" bezeichnet Rüdiger Richter die gegenwärtige Situation. Der Inhaber der Teichwirtschaft Kreba hat seine Teiche westlich des Schlossparkes von Kreba. Gespeist werden sie vom Schwarzen Schöps - und dieser führt noch Wasser. 

"Im Moment kommt  wenig an, was mit dem gedrosselten Ablauf der Talsperre Quitzdorf zusammenhängt. Aber auch die Wasserentnahme durch Gartenbesitzer entlang des Schöps macht sich bemerkbar", berichtet Rüdiger Richter. Der Landkreis hat inzwischen die Entnahme von Wasser aus öffentlichen Gewässern mit Pumpen verboten, aber das scheint bei den Leuten noch nicht überall angekommen zu sein. "Es müssten 50 bis 100 Liter mehr in der Sekunde fließen, dann wäre das größte Übel beseitigt", sagt Richter.   

Bis zu 80 Zentimeter Wasser fehlen

Es fehlt der kontinuierliche Zufluss, um das Wasser zu halten. Aber so verdunstet und versickert mehr Wasser als neues dazukommt. Rüdiger Richter seine Teiche sind zwar alle gefüllt, aber der Wasserspiegel liegt bis zu 40 Zentimeter unter der Stauhöhe in den Teichen. Vom Notabfischen will Rüdiger Richter jetzt noch nicht sprechen. "Aber bleiben größere Niederschläge in den kommenden Monaten aus, werden wir nicht umhinkommen, zeitiger abzufischen", ist sich der Teichwirt bewusst.

Ein weiterer Aspekt der niedrigen Wasserstände ist, dass die Feinde der Fische, wie Kormorane und Reiher, leichtes Spiel haben, um an ihre Beute zu kommen. Die Fische können nicht mehr Zuflucht im Schilf am Ufer suchen, weil es dort kein Wasser mehr gibt. Das Schilf steht im Trockenen. Teichwirt Armin Kittner sagt, dass die Fischfresser zwar ein ständiges Problem sind, aber die Trockenheit für ihre Beutezüge besonders förderlich ist. Der Inhaber der Teichwirtschaft Petershain spricht von fehlenden Wasserständen zwischen 30 und 80 Zentimetern in seinen Gewässern. "Wir fischen im halb vollen Teich", sagt Kittner. 

Notabfischen bereits im Juli

Um ein Notabfischen wird sein Betrieb nicht umhinkommen. "Wir rechnen mit den ersten Fischzügen bereits im Juli", sagt er. Deshalb werden in die Teiche, die zuerst abzufischen sind, mit größeren Fischen besetzt, damit sie dann ihr Verkaufsgewicht haben. Kittner ist sich sicher, dass die beiden trockenen Jahre sich in dieser Saison besonders bemerkbar machen, vor allem bei den Himmelsteichen. Das sind die Gewässer ohne Zulauf. Nur vom Regen und der Schneeschmelze füllen sie sich. "Aufgrund des ausgebliebenen Winters kommt die ausgebliebene Schneeschmelze zur Trockenheit noch hinzu", so Kittner.

 Eine Woche durchweg Regen, mit 60 Liter auf den Quadratmeter, das wünscht sich Armin Kittner. Aber das ist durch menschliches Handeln nicht zu beeinflussen. Andererseits können die örtlichen Teichwirtschaften unterstützt werden. Wenn mehr Fisch bei ihnen gekauft wird. Hier kann jeder Einzelne etwas tun, in dem er seinen Fisch nicht aus dem Supermarkt holt, sondern beim Direktvermarkter, frisch aus dem Teich.   

Fischabsatz ist zurückgegangen

Wenn auch die Trockenheit das drückendste Problem für die Fischer ist, haben sie ebenso unter den Folgen der Corona-Krise zu leiden: Keinen Absatz mehr für Schulküchen,  Kantinen und Gaststätten gehabt, die Wochenmärkte blieben einige Zeit geschlossen und der Handel nimmt weniger an Fisch ab.  Das zahlt sich negativ in der Betriebsbilanz aus. 

In Sorge ist der Sächsische Landesfischereiverband um den Fortbestand der Teichwirtschaften in Sachsen. Denn die Trockenheit ist kein lokales Problem mehr, sondern betrifft ganz Sachsen, wie Geschäftsführer Andreas Stummer sagt. "Die ehemalige Kohleregion um Leipzig ist noch stärker betroffen als die Oberlausitz. Vor allem die Teiche mit kleinem Einzugsgebiet beziehungsweise ohne Zufluss liegen trocken oder sind vom Austrocknen bedroht."  

Für Prognosen noch zu früh

Der Landesfischereiverband ist zwar mit der Politik im Gespräch, aber Begehrlichkeiten nach finanzieller Unterstützung kommen auch von der Land- und Forstwirtschaft wegen der Trockenheit. "In den letzten beiden Jahren ist die Fischwirtschaft noch mit einem blauen Auge davongekommen. Da haben die Effekte des warmen Wassers - wie gutes Fischwachstum - die negativen Folgen der Trockenheit noch ausgeglichen", schätzt der Geschäftsführer ein. Für eine Prognose für dieses Jahr sei es aber noch zu früh. 

Rüdiger Richter nutzt mit seiner Teichwirtschaft Kreba die Trockenheit praktisch aus. Fünf Teiche blieben nach dem Abfischen im Frühjahr trocken. "Hier haben wir Getreide ausgesät, das später nach dem Wiederauffüllen des Teiches als Nahrungsquelle dienen soll", erzählt Rüdiger Richter. Zudem setzen er und seine Mitarbeiter Haufen von Stalldung entlang des Zulaufes, die ebenfalls beim Anstauen für Futter für die neue Fischbrut sorgen soll. Die Idee ist nicht neu. Schon in alten Zeiten wurden trockene Teiche für die Landwirtschaft genutzt.

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