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Fischotter und Eisvogel beobachtet

Für ihr Umweltprojekt wurden Sebastian Radke und Martin Lindner vomGoethe-GymnasiumBischofswerda gestern in Radeberg prämiert.

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Von Helga Koch

Wenn es nach Sebastian Radke und Martin Lindner geht, würde das etwa 300 mal 800 Meter große Areal der Rothnaußlitzer Teiche unter Naturschutz gestellt. Zumindest ist es das große Ziel der beiden Bischofswerdaer Gymnasiasten. Seit 1998 erforschen sie das Teichgebiet und haben dort wahre Schätze entdeckt. Darunter mehrere Tierarten, die vom Aussterben bedroht sind und auf der Roten Liste stehen.

„Wir sind fast täglich an den Teichen, beobachten, notieren, fotografieren. Zuerst haben wir nur Vögel beobachtet. Jetzt umfasst unsere Sammlung schon 1 500 Fotos“, sagt der 17-jährige Sebastian aus Rothnaußlitz. Obwohl er Physik studieren wird und regelrecht ins Schwärmen kommt, wenn er vom Bohrschen Atommodell oder der Schrödinger-Gleichung erzählt, verbringt er mit seinem langjährigen Schulfreund Martin viel Zeit an den Teichen.

Das Rothnaußlitzer Teichgebiet gehört der Treuhand, die Teiche sind verpachtet. Die beiden Zuflüsse liefern nicht genug Wasser, der Wasserstand in den Teichen ist relativ niedrig. Monatlich analysieren die Schüler die Wasser- und Bodenwerte. Vor allem auch wegen der Düngung ist der Nährstoffwert ziemlich hoch, so dass die Teiche stark zuwachsen. Die Waldgebiete ringsum gehören einem Privatmann. „Es gibt Stellen, die von Borkenkäfern befallen sind. Laub- oder Mischwald wären günstiger“, weiß Sebastian. Das gesamte Areal bedürfe umfangreicherer Pflege als bisher, stimmen die Hobby-Forscher überein.

Immerhin haben die beiden Schüler in ihren jahrelangen Beobachtungen 100 Vogel- und mehr als 200 Pflanzenarten registriert und viele seltene Tiere entdeckt, zum Beispiel Fischotter, Eisvogel, Drosselrohrsänger, Rohrweihe, Graureiher und Schwarzstörche. Auch mehrere Fledermausarten gibt es. „In einem halben Jahr haben wir 19 Libellenarten gefunden, zum Beispiel die Südliche Binsenjungfer und die Rote Keulenschrecke“, zählt Martin auf. Laubfrösche, Ringelnattern und Rotbauchunken kommen ebenfalls vor und sollen in diesem Frühjahr untersucht werden. Auch um Moose, Flechten, Großpilze, Käfer, Schmetterlinge, Eulen und Kleinsäuger wollen sich Martin und Sebastian in diesem Jahr intensiv kümmern.

Um die seltenen Tiere und Pflanzen im Rothnaußlitzer Teichgebiet besser zu schützen, müsste ein Naturschutzverein gegründet werden. So steht es als Schlussfolgerung im Forschungsbericht, den die Beiden gestern der Jury in Radeberg präsentierten. Vielleicht wäre sogar die Einstufung als Naturschutzgebiet oder Flächennaturdenkmal möglich. Doch dazu wäre ein umfassendes Gutachten nötig. „Es müsste auf jeden Fall einen Schutzplan geben, der die Bewirtschaftung und optimale Anstauung der Teiche regelt und der die Pflegearbeiten und Sanierungsmaßnahmen festschreibt. Dann würde der Artenreichtum erhalten bleiben“, begründen Martin und Sebastian.

Als Nachwuchs-Forscher haben sich die beiden Schüler schon einen Namen gemacht und den Ökonomie-Preis beim Erfinderwettbewerb des Technologievereins Bautzen bekommen. Sie waren bei der Expo Science Europe in Dresden dabei und fahren als einzige Deutsche im Mai zur Nationalen Expo nach Budapest. Und die Gymnasiasten haben gute Partner an ihrer Seite: Dr. Simone Volkmann und Wolf-Dieter König als Lehrer, Mitarbeiter von Naturschutzzentren, Ornithologen, Botaniker, Vereine, Behörden und Institute.

„Wenn beim Wettbewerb ein Preis für uns rausspringt, wär‘ das gut. Wir könnten zum Beispiel den Zufluss zu den Teichen reparieren“, sagte Martin vor der Preisverleihung. In den nächsten Monaten werden sie außerdem noch verschiedene neue Bestimmungsbücher brauchen. Einige liegen vielleicht morgen schon auf Sebastians Gabentisch. Die hat er sich zum 18. Geburtstag gewünscht.