Von Jost Schmidtchen
Der Herbst steht auf der Leiter, das war beim Abfischen in Weißig sehr deutlich zu verspüren, Und angesichts des aus dem Altteich abgelassenen Wassers standen die Fischräuber wie Reiher und Kormoran in respektvoller Entfernung auf dem Trockenen. So ist das eben im Herbst. Die Fische gehörten am Sonnabend den Besuchern, die schon zeitig gekommen waren, um den ersten von drei Fischzügen nicht zu verpassen. Angesichts der vielen Prachtexemplare, die in den Netzen zappelten, gab es vom Rand der Fischgrube spontanen Beifall als Dankeschön für die fleißige Arbeit der Fischer in der Teichwirtschaft Weißig und viele Ah- und Oh-Rufe.
Erst geduscht, dann sortiert
Die sieben Männer am Sortiertisch hatten keine leichte Arbeit, wenn sich der Hebekescher öffnete, denn Graskarpfen haben bis zu 30 Kilogramm Gewicht. Vor dem Öffnen des Keschers wurden die Fische noch mit einem Wasserschlauch sauber geduscht, ehe sie sortiert in die bereitstehenden Hälterbecken wanderten. Dort wird ihnen noch eine Schonzeit bis Silvester und später zugebilligt. Schließlich wollen wir ja das ganze Jahr über Fisch essen. Die kleineren Exemplare werden im nächsten Frühjahr wieder ausgesetzt. Pech hatten nur die Wunschkarpfen der Besucher, die extra wegen Frischfisch gekommen waren. Alles in allem wurden am Sonnabend rund sechs Tonnen Fisch aus dem Altteich geholt.
Die Nachfrage, auch nach Räucherware, war groß. An den Verkaufsständen hatten die Helfer der Teichwirtschaft ebenso alle Hände voll zu tun wie die Männer in der Fischgrube. Das meistgesprochene Wort am Altteich lautete am Sonnabend „Fischsuppe“. Über 1 000 Portionen hatte Helga Bräuer vorbereitet und darüber hinaus jede Menge Gläser fertig zum Mitnehmen abgefüllt. Schon um 10 Uhr wurde Fischsuppe gelöffelt, was das Zeug hielt. Alle Plätze inmitten des Naturmarktes waren besetzt. Gegen Mittag wurde der Andrang noch größer. „Hier schmeckt die Fischsuppe am besten“, bestätigten die Familien Wolf und Knauer aus Hoyerswerda der SZ. Dicht umlagert, besonders von den Kindern, war das Schaubecken. Die Gelegenheit, Fische einmal streicheln zu können, nutzten auch Fritz Kobalz (6) aus Seidewinkel sowie Katharina und Max Winkler (beide 8) aus Königsbrück.
Erlebnis Naturmarkt
Zum Erlebnis Fisch gesellte sich für die Besucher das Erlebnis Naturmarkt inmitten des Naturschutzgebietes Biehla-Weißig. Den Teichwirten Helga und Uwe Bräuer stehen viele treue Markttreibende aus Weißig und Umgebung an der Seite. Elke Pelz vom Weißiger Heimatverein sagte, dass das Fischerfest eine gute Gelegenheit ist, den Besuchern aus nah und fern das Dorf näher vorzustellen. Dazu gab es die Chronik, Ansichtskarten und selbst gemalte Bilder vom Schloss sowie Teichtropfen, Wiesenkräuter und Schlossgeist. Auch Christa Müller aus Weißig war wieder mit ihrer Heidekeramik gekommen und Braumeister Eckhard Göbel von der Bergschlösschenbrauerei Lieske hatte Zwickelbier im Ausschank. „Das ist ein naturtrübes, unfiltriertes Pils, benannt nach dem Probehahn des Braumeisters am Lagertank“, erläuterte er.
Von Krabat bis Keramik
Heimatverbunden mit Weißig und der Teichwirtschaft fühlten sich am Sonnabend auch der Krabatverein, das Museum der Westlausitz und der Heimatverein Königsbrück und Umgebung Carola Kliemank vermittelte Informationen über Krabat und die Tätigkeit des Vereins, Friederike Koch vom Museum hatte jede Menge Publikationen naturkundlichen und archäologischen Inhaltes mitgebracht. Und sie würdigte vor allem die langjährige gute Zusammenarbeit mit der Familie Bräuer. Der halten auch die Königsbrücker Heimatfreunde seit Jahren die Treue. Sie hatten viele Naturprodukte im Angebot, darunter Honig von Imker Claus Hiller und frisches Gemüse aus einem Löbauer Gartenbaubetrieb. Wer auf dem Heimweg mit vollen Fischbeuteln noch nicht ganz überlastet war, konnte am Parkplatz noch einen Eimer mit Spreewälder sauren Gurken aus Lübben kaufen. Die schmeckten inmitten der reizvollen Naturlandschaft des Altteiches genau so gut wie Fisch in allen Variationen.
Abgerundet wurde das Erlebnis Fischerfest mit dem Auftritt der Jagdhornbläser. Damit die „Fischmuffel“ nicht hungern mussten, gab es für sie Hähnchen, Haxen, Würste und Wildschwein am Spieß.