Von Jana Mundus
Der Sonnabend ist ein guter Tag fürs Café Prag. Wenn es ab 19 Uhr Livemusik in der oberen Etage gibt, sind die Tische rundherum voll. Die Zuschauer holen sich ihr Essen selbst – vom Italiener, beim Japaner, Araber oder Inder. Während das Café oben gut besucht ist, ist es unten leer. In die Markthalle, die zum großen Teil hinter dem historischen Gebäude in einem Neubau entstand, verirren sich nur wenige. Nicht nur am Sonnabend, sondern auch an anderen Tagen. Der Frust bei den dortigen Mietern steigt, die finanziellen Sorgen werden größer. Weil der Umsatz fehlte, zog der erste Mieter bereits aus. Ein paar andere geben sich nur noch wenige Monate, bis auch sie die Notbremse ziehen müssen.
Von heute auf morgen verließ der Betreiber des Bratwurststands Anfang März das erst im Dezember wiedereröffnete Café Prag. „Das war zwar sicherlich nicht schön, aber für mich die einzige Möglichkeit“, erzählt er. Seinen Namen will er lieber nicht in der Zeitung lesen, schließlich hofft er, nach dem Scheitern anderswo wieder Fuß zu fassen. Als Grund für das Aus nennt auch er fehlende Einnahmen. Seine außergewöhnlichen Bratwurstkreationen fanden zu wenige Käufer. Und das, obwohl er zusätzlich durch ein Fenster nach draußen verkaufen konnte. Doch auch dort, unter den großen Säulen des Haupteingangs aufseiten des Altmarkts, fiel das Angebot nur wenig auf. Durch den Denkmalschutz des Gebäudes verbietet die Stadt eine knallige, auffällige Außenwerbung.
Die Stimmung in der Markthalle ist derzeit nicht die beste. Um die Mittagszeit ist an den Ständen noch etwas los, am Nachmittag kommen nur noch vereinzelt Kunden, am Abend ist es ruhig. Der Einzige, der bei schönem Wetter momentan bester Laune sein kann, ist der Betreiber des italienischen Eiscafés. An ein paar Tischen sitzen seine Kunden auch vor dem gläsernen Turm und schlemmen in der Sonne. Für die Anbieter von Käse, Fisch, Obst und Gemüse, süßen Donuts oder asiatischen Gerichten aus dem Wok scheint es ungleich schwieriger zu sein.
„Die Leute erwarten eine Markthalle, aber das Angebot stimmt dafür nicht“, meint ein Mieter, an dessen Stand ebenfalls gerade Flaute ist. Seinen Namen will auch er nicht nennen, zu groß ist die Angst, dass es Probleme mit dem Vermieter gibt. „Wer hier einkaufen geht, der will auch einen Bäcker, Fleischer oder Blumenhändler haben.“ Er habe das Gefühl, der Betreiber, die Patrizia Immobilien AG, hätte zu wenig über das Konzept einer Markthalle nachgedacht. Außerdem sei der Raum zu verwinkelt. „Fakt ist, dass sich hier unten keiner hinsetzt und isst. Das sieht eben in der oberen Etage anders aus.“ Trotzdem sitzen die Mieter alle in einem Boot, beteiligen sich mit ihren Nebenkosten beispielsweise auch an den Gagen für die Musiker, die am Freitag und Sonnabend im Café auftreten. „Klar sind wir nicht glücklich, dass wir hier unten nicht davon profitieren.“
Über ihre Probleme haben die Standinhaber auch mit der Marktleitung und sogar mit dem Chef der Patrizia gesprochen, der vor Kurzem extra zu einer Versammlung von Augsburg nach Dresden kam. Bis Juni zahlen sie nun erst einmal keine Miete, nur die Nebenkosten, die für viele aber trotzdem zwischen 1.000 und 2.000 Euro liegen. „Mit unseren Tageseinnahmen können wir das nicht mehr lange stemmen“, so der Mieter. Der Auszug droht.
Marktleiter Sebastian Stampfl mahnt zur Geduld. Es dauere eben seine Zeit, bis sich das Angebot herumgesprochen hat. „Handel muss sich etablieren“, sagt er. In den vergangenen Monaten sei in Werbung investiert worden, zum Beispiel auch im Radio. Erste positive Effekte würde es geben. In Zukunft müsse die untere Etage noch stärker als Markthalle etabliert werden, die Gastronomie oben funktioniere gut. „Wir sind deshalb schon im Gespräch mit einem Bäcker“, fügt er hinzu. Trotzdem könne es sein, dass einige Mieter vielleicht doch nicht den erhofften Umsatz erzielen. „Das ist dann eben der Punkt, an dem wir gemeinsam erkennen müssen, dass das Angebot vielleicht doch nicht richtig ins Konzept passt.“ Solche Entwicklungen wären aber normal. „Es gibt weiterhin Interessenten für Stände.“