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Fleischerei Münch erweitert sich

Die Firma besteht seit 110 Jahren und wird in vierter Generation geführt. Sie hat so viele Mitarbeiter wie nie.

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Von Jürgen Müller

Andreas Münch kommt aus dem Kühlhaus, wäscht sich die Hände, legt die Gummischürze ab. Soeben sind Schweinhälften angeliefert worden. Die werden sogleich von ihm und seinen Mitarbeitern verarbeitet. „Frische, solide handwerkliche Tradition, Individualität und Kundenfreundlichkeit sind die Dinge, mit denen wir punkten möchten, in denen wir der Konkurrenz in den Großmärkten einen Schritt voraus sind“, sagt der 47-Jährige. Seit dem Jahr 2000 ist er der Inhaber der Fleischerei auf der Königstraße in Lommatzsch, übernahm sie von seinem Vater Gottfried Münch. Urgroßvater Oswald Münch hatte sie 1902 gegründet. Das Unternehmen feiert in diesen Tagen 110-jähriges Bestehen.

Fünf Leute eingestellt

Fleischermeister Andreas Münch führt die Tradition in vierter Generation fort. Münch ist mittlerweile der letzte in Lommatzsch ansässige Fleischer. Seine Produkte verkauft er aber nicht nur in der Stadt, sondern auch in Radebeul. Dort betreibt sein Bruder zwei Filialen, die ausschließlich mit Produkten beliefert werden, die in Lommatzsch hergestellt werden. Demnächst kommt ein Geschäft in Meißen dazu. Andreas Münch eröffnet eine eigene Filiale mit Imbiss und Mittagessen im neuen Netto-Supermarkt an der Dresdner Straße. Am 25. Januar geht es los. Fünf Sitzplätze und zahlreiche Stehplätze wird es dort geben. Vier Verkäuferinnen und einen Fleischer hat er für Meißen eingestellt. Insgesamt zählt die Firma dann zwölf Mitarbeiter, so viele wie noch nie.

Bisher war die Produktion nicht ausgelastet, mit der neuen Filiale stößt Münch aber jetzt an seine Grenzen. Über eine Vergrößerung denkt er nicht nach, jedenfalls in absehbarer Zeit nicht. Denn das Geschäft ist deutlich schwieriger geworden. „Die Kunden sind anspruchsvoller geworden, Hausschlachtenes, Leber- und Blutwurst sind nicht mehr so gefragt. Wir haben auf die Kundenwünsche reagiert, bieten viel Hochwertiges, Fettarmes wie Schinken und magere Salami an“, sagt der Fleischermeister. Das werde sehr gut angenommen. Er hat neue Produkte kreiert wie mediterranes Schweinefilet, Honig-Fenchel-Schinken oder luftgetrocknete Salami. Wichtig ist für ihn, dass in seinen Produkten keine Konservierungsstoffe vorkommen, außer dem unverzichtbaren Nitritpökelsalz.

Die neue Filiale in Meißen wird von Montag bis Sonnabend täglich von 8 bis 20 Uhr geöffnet sein. Derartige Öffnungszeiten rentieren sich in Lommatzsch aber nicht, sagt Andreas Münch. Allerdings hat die Fleischerei seit eineinhalb Jahren auch über Mittag offen. Er hat beobachtet, dass viele Kunden in dieser Zeit kommen und einen Imbiss einnehmen wollen. „Die standen dann vor verschlossener Tür. Doch wir wollen auch diese Kunden nicht enttäuschen“, sagt er, der seit zwei Jahren auch Innungsobermeister ist.

Stromkosten vervierfacht

Nicht nur die Fleischerei läuft gut, sondern auch das Essen auf Rädern und der Partyservice. In der nächsten Woche macht die Firma das Catering zu einem Tag der offenen Tür in einer großen Lommatzscher Firma. 400 bis 500 Leute sind dort zu beköstigen. Auch im Schützenhaus, das ja derzeit keinen Pächter hat, sichert die Fleischerei Veranstaltungen wie Betriebsfeiern oder den Abiball kulinarisch ab.

Andreas Münch will nicht klagen, hat aber wie alle Handwerksbetriebe mit den gleichen Problemen zu kämpfen. Beispielsweise mit den hohen Energiekosten. Als er die Firma vor knapp zwölf Jahren übernahm, zahlte er monatlich 800 Mark, also rund 400 Euro, an Stromkosten. Heute sind es 1500 Euro, als fast das Vierfache. Auch beim Tanken tränen ihm die Augen. Wenn er alle drei Transporter voll tankt, sind 350 Euro weg. „Da schüttelt es mich jedes Mal“, sagt er bitter. Und Besserung ist nicht in Sicht. „Ich weiß nicht, wo das noch enden soll“, so Andreas Münch. Auch kann er die Kosten nicht eins zu eins auf die Kunden umlegen. Die würden dann nicht mehr oder weniger kaufen, ein Null-Summen-Spiel. „Ich kann Kosten nur sparen durch hartes Verhandeln mit Lieferanten, aber da ist auch schon das Ende der Fahnenstange erreicht. Und es geht nur mit Gewinnverzicht“, sagt er. Diese Woche wird das Jubiläum gefeiert. Seinen Kunden gewährt er deshalb zehn Prozent Preisnachlass. In 13 Jahren, wenn er 60 wird, möchte er das Unternehmen gern weitergeben. Am besten an seinen Sohn Max, der in einem Gourmet-Restaurant in Dresden Koch lernt. Es wäre dann die fünfte Generation.