Von Ulrike Keller
Das Handarbeitshaus Gröbern entwickelt sich zunehmend zum Ort der internationalen Patchwork-Begegnung. Am Dienstag reiste erstmals eine japanische Reisegruppe per Bus an, um sich mit Patchworkern der Region auszutauschen. Die 34 Japanerinnen sahen sich bei einer Freilichtpräsentation verschiedenste Näharbeiten der „Dresdner Stichelhexen“ an: von Decken über Taschen bis hin zu Wandbildern. Danach tauschten die Frauen beider Kulturen auf großen Tischen im Hof Stoffe aus. Die Japanerinnen hatten für ihre Deutschland-Reise auf eigenen Wunsch den Zwischenstopp im Handarbeitshaus Gröbern einplanen lassen. Bereits seit drei Jahren erhält das größte Patchwork-Geschäft Deutschlands gelegentlich Besuch aus Nippon. Bisher bestand aber wegen Zeitmangels nie Gelegenheit zum Austausch über Techniken und Stoffe. Das Handarbeitshaus Gröbern verfügt über ein Sortiment von mehr als 3 500 Stoffen. Verkauft werden keine fertigen Patchwork-Arbeiten, sondern lediglich die Stoffe und das Zubehör zum Selbermachen. Der Kundenstamm erstreckt sich inzwischen bis in die USA, nach Australien und Pakistan. Diesen September besteht der Familienbetrieb seit 15 Jahren.
Als Inhaberin Ortrud Krüger das Geschäft im September 1998 eröffnete, deckte es gerade mal die Kosten. Die Bergisch-Gladbacherin hatte mit ihrem Mann frisch den Hof in Gröbern bezogen und in dem 220 Jahre alten Fachwerkhaus die Handarbeit untergebracht. Damals machte der Verkaufsbereich noch den kleineren Anteil aus. Deutlich mehr Platz erhielt die Ausstellung gesammelter Handarbeiten. Heute hat sich das Verhältnis umgekehrt. Die Kunst des Flickwerks – heute Patchwork genannt – war als Technik bereits im Mittelalter verbreitet. Alte Filme belegen, dass die Lederjacken der Ritter aus Stofffetzen zusammen geflickt waren. Eine moderne Patchwork-Decke besteht aus etwa 35 verschiedenen Stoffen. Die hohe Kunst ist, Farben und Muster effektvoll zu arrangieren.