Von Stefan Schroeter
Wiedemar. Der Steinschlag in der Frontscheibe wird bald vergessen sein: Ein Mitarbeiter der FGC Service GmbH Wiedemar drückt mit einer Spezial-Vorrichtung Kunstharz in die beschädigte Stelle. „Wenn das ausgehärtet und abgeschliffen ist, sieht man davon fast nichts mehr“, erklärt Geschäftsführer Stefan Randak.
In den Fahrzeug-Dokumenten bleiben solche früheren Schäden allerdings festgehalten, um dem künftigen Besitzer reinen Wein einzuschenken. Denn die Transporter, die in Wiedemar auf Vordermann gebracht werden, sollen wieder verkauft werden. Das Flotten-Gebrauchtwagen-Center (FGC) der Daimler-Chrysler Vertriebsorganisation Deutschland (DCVD) in Wiedemar bei Leipzig ist Europas größter Wiederverkäufer von gebrauchten Mercedes-Benz-Transportern und leichten Lkw.
7 000 Gebraucht-Transporter der Marken Vito, Sprinter und Vario gingen im vergangenen Jahr den Weg über Wiedemar. Das ist ein reichliches Drittel der Fahrzeuge in dieser Klasse, die der Konzern bundesweit zum zweiten Mal vermarktet. Ein Geschäft mit Steigerungsraten: In diesem Jahr rechnet DCVD-Geschäftsleiter Uwe Röhrig damit, 7 300 Transporter aus Wiedemar zu verkaufen. Hinzu kommen 1 300 leichte Lkw der Marke Atego. Weiteren Schwung erhält das Geschäft, wenn das FGC ab Oktober auch die Fahrzeuge aufbereitet, die von der Daimler-Chrysler-Bank aus Insolvenzfällen übernommen werden: Das sind jährlich noch einmal fast 13 000 Pkw, Transporter und Lkw. Um die Arbeit zu schaffen, soll die Zahl von derzeit 54 Mitarbeitern im nächsten Jahr verdoppelt werden. Das Zweit-Geschäft gewinnt für den Konzern mit dem Stern immer mehr Gewicht. „In wirtschaftlich schwierigen Zeiten sind gebrauchte Fahrzeuge oft eine Alternative zum Neuwagen“, sagt Röhrig.
Das Ziel sei, in Deutschland außer den 70 000 neuen Mercedes-Transportern künftig halb so viele Fahrzeuge auch aus zweiter Hand zu verkaufen. „Wer mit einem gebrauchten Fahrzeug zufrieden ist, kauft auch mal ein neues“, glaubt der Manager. Die Transporter, die in Wiedemar aufbereitet werden, stammen von Flottenkunden: von Autovermietern wie Hermes und Großunternehmen wie Siemens oder der Deutschen Bahn.
Günstige Lage
am Schkeuditzer Kreuz
Meist haben die Fahrzeuge ein bis zwei Jahre auf dem Buckel und bis zu 50 000 Kilometer auf dem Tacho. Kfz-Ingenieure des Tüv Sachsen halten Schäden fest, die in der Werkstatt zu beheben sind. Nach spätestens fünf Tagen sieht das Gebraucht-Fahrzeug fast aus wie neu gebaut. Über die elektronische Verkaufs-Plattform des Konzerns kann es dann europaweit an die eigenen Verkaufs-Niederlassungen, Werkstätten oder freie Händler vermittelt werden.
Das FGC vermarktet seit 1996 zentral die zurückgenommenen Mercedes-Transporter. Zunächst am Konzernsitz Stuttgart aufgebaut, wurde das Geschäft im Mai 2001 an den günstiger gelegenen Standort Wiedemar am Schkeuditzer Kreuz verlagert. Ein Jahr später übernahm das FGC die Aufarbeitung, die bis dahin von Dienstleistern erledigt wurde, in eigene Regie, und investierte in die nötigen Anlagen elf Millionen Euro. Röhrig kann sich gut vorstellen, dass das Center noch weiter wächst: „Platz haben wir hier jedenfalls genug.“