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Plötzlich ohne Haus und Hof

Am 22. Juni 1945 mussten 25.000 Einwohner des Kreises Zittau ihre Heimat östlich der Neiße verlassen. Sie hofften noch lange, zurückkehren zu dürfen.

Von Dietmar Rößler & Heike Schwalbe
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Vertriebene kurz vor ihrer Ausweisung auf einem Sammelplatz in Kleinschönau, heute Sieniawka in
Polen. Eine seltene Aufnahme, denn fotografieren war damals nicht erwünscht.
Vertriebene kurz vor ihrer Ausweisung auf einem Sammelplatz in Kleinschönau, heute Sieniawka in Polen. Eine seltene Aufnahme, denn fotografieren war damals nicht erwünscht. © Stadtmuseum

Noch vor der schicksalhaften Grenzentscheidung der Potsdamer Konferenz setzten am 22. Juni 1945 die polnischen Besatzungstruppen die Räumung der Gebiete östlich der Neiße durch. Einen Tag zuvor hatte die polnische Regierung den Ausweisungsbefehl gegeben. Offiziell gab es im Vorfeld keine Informationen über die geplante Ausweisung. Der Befehl wurde erst am Morgen des 22. Juni bekannt gemacht. Der von Garnisonskommandant Oberstleutnant Zinkowski unterzeichnete Sonderbefehl konnte deutlicher nicht sein: Die Umsiedlung der deutschen Bevölkerung in das Gebiet westlich des Flusses hatte am 22. Juni 1945 von 8 bis 12 Uhr stattzufinden. Jeder Deutsche durfte nur so viel mitnehmen, wie er tragen konnte, Transporte mit Wagen, Pferden, Ochsen oder Ähnlichem waren nicht erlaubt. Unter Punkt 5 hieß es im Originaltext wörtlich: „Das ganze lebendiges und tote Inventar bleibt als Eigentum der polnischen Regierung.“ Für die Nichtbefolgung des Befehls war die Todesstrafe angedroht.

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