Von Mario Heinke
Anfang nächsten Jahres werden weitere Flüchtlinge in Zittau-Süd untergebracht. Der Landkreis hat sich mit dem Grundstücksbesitzer des derzeit als Bürogebäude genutzten Hauses Am Portsmouther Weg 1 im ehemaligen Armeegelände geeinigt. Das bestätigte Gerlind Walter vom Büro des Landrates auf Anfrage der SZ. Weitere Einzelheiten konnte sie jedoch nicht nennen.

Das Gebäudes sei nach dem Abwägen der Rahmenbedingungen als beste Lösung für den Zweck der Unterbringung von weiteren Flüchtlingen im Stadtgebiet ausgewählt worden, hatte die Stadt Zittau bereits im September erklärt und einen positiven Bauvorentscheid erteilt. Derzeit sind in Zittau im ersten Heim und in Wohnungen knapp 300 Asylbewerber untergebracht. In das neue Heim sollen nach SZ-Informationen zwischen 100 und 130 Menschen einziehen.
Am Donnerstag lädt die Kreisverwaltung die Anwohner zu einer Informationsveranstaltung in den Hörsaal 104 im Haus VII der Hochschule Zittau am Schwenninger Weg 1 ein. „Das Landratsamt beabsichtigt, in Ihrer Nachbarschaft Flüchtlinge unterzubringen“, heißt es in der Einladung. Mitte September waren die Pläne zur Eröffnung eines zweiten Asylbewerberheimes in Zittau erstmalig bekannt geworden. Seither verhandelte der Kreis über die Modalitäten mit dem Grundstücksbesitzer, weil das Bürogebäude für die Nutzung als Asylbewerberheim noch umgebaut werden muss.
Das im ersten Obergeschoss des Bürogebäudes ansässige Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik hatte damals erklärt, den Plänen nicht im Wege stehen zu wollen. Die Forscher werden vor dem Einzug der Asylbewerber am 8. Dezember ausziehen. Der zum Jahresende auslaufende Vertrag sei nicht verlängert worden. „Wir ziehen in die dritte Etage des Arbeitsamtes“, erklärte Martin Kausch, Gruppenleiter am Fraunhofer-Institut gegenüber der SZ.
Heidi Hempel hingegen macht keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung, denn sie muss jetzt ausziehen. Sie betreibt seit fast 20 Jahren das Bewegungsstudio „Slender You“ im Dachgeschoss und war die erste Gewerbemieterin im Haus. „Die Entscheidung schlägt mir auf den Magen“, sagte die Oderwitzerin gestern. Die Studiobesucher trainieren bei ihr auf sechs elektromotorisch angetriebenen Bewegungstischen. Die Geräte bewegen und massieren dabei gezielt unterschiedliche Körperteile. Anders als im klassischen Fitnessstudio wird der menschliche Bewegungsapparat dabei geschont. Das Training ist somit besonders für ältere Menschen geeignet. Bei Heidi Hempel trainieren derzeit rund 50 Frauen aus der Region ein- oder zweimal in der Woche.
Sie fühlt sich nun etwas alleingelassen. Von den Plänen, Flüchtlinge im Haus unterzubringen, erfuhr sie im September aus der Zeitung. Seither sei sie auf der Suche nach geeigneten Räumen, weil ihr zum 29. Februar 2016 gekündigt wurde, so Frau Hempel. Anfang des Jahres könne sie mit ihrem Studio ins Bürohaus am Kaufland in der Christian-Keimann-Straße ziehen. Die Räume habe sie bereits angeschaut und den Mietvertrag werde sie demnächst unterschreiben. Unklar ist aber weiterhin, wer die Umzugskosten übernimmt. Weder vom Landkreis noch von der Stadt habe sie bislang etwas gehört. „Ich kann mir den Umzug nicht leisten“, sagt die Rentnerin. Sie hofft, dass Zittaus Oberbürgermeister Wort hält. Er habe ihr in einem persönlichen Gespräch jedwede Unterstützung zugesagt.
Auf Nachfrage der SZ erklärte der OB am Montag: „Wir werden für Frau Hempels Umzug eine Lösung finden.“ Er beruft sich auf Absprachen mit der Kreisverwaltung.