Von Katarina Lange
Der Stürzaer Bach hat vor nichts und niemandem Halt gemacht. In der Nacht zu Montag verwandelte sich das sonst kleine Rinnsal in einen reißenden Strom, überflutete Häuser und Grundstücke. Wie viele Familien in und um Dürrröhrsdorf-Dittersbach betroffen sind, wird noch ermittelt. Eine von ihnen ist Familie Eisold, die an der Hauptstraße in Dürrröhrsdorf eine Tischlerei betreibt.
„So etwas haben wir in den letzten Jahrzehnten nicht erlebt“, sagt Juliana Eisold. Schon am Donnerstag sei der Bach nach einem heftigen Regenguss kurz über die Ufer getreten. Dass es am Montag noch schlimmer kommt, ahnte keiner. „Alle Gewerberäume standen plötzlich unter Wasser“, erzählt die Unternehmerehefrau. Wie groß der Schaden ist? Juliana Eisold zuckt mit den Schultern. Ihr Mann Martin und sie haben bereits begonnen, eine Liste zu erstellen. „Zahlen kann ich noch nicht nennen, dafür ist es zu früh“, sagt sie.
Raritäten landen auf dem Müll
Bis zu 40 Zentimeter hoch stand das Wasser in den Räumen der Tischlerei. Das Küchenstudio, in dem mehrere Einbauküchen aufgestellt sind, stieg der Pegel auf etwa zehn Zentimeter – genauso hoch wie die Füße der Unterbauschränke. „Ob wir die Küchen noch verkaufen können, steht noch nicht fest“, sagt Juliana Eisold. Das Holz könne trotzdem feucht geworden sein.
Härter getroffen hat es das benachbarte Lager. Hier muss fast alles entsorgt werden. Darunter wertvolle Raritäten, wie Möbelstücke aus den Vierziger- und Fünfzigerjahren. Sie sollten professionell restauriert werden. Jetzt sind sie ein Fall für den Sperrmüll. Auch Tischlerei-Schablonen, nach deren Vorbild zum Beispiel runde Schränke angefertigt werden, sind wegen der die Feuchtigkeit aufgequollen. Noch steht ein Großteil in den Lagerräumen. Um alles zu entsorgen, sind mehrere Container nötig. Einen hat der Betrieb auf eigene Faust organisiert. Dass er überhaupt einen bekommen hat, sei ein Glücksfall gewesen. „Denn Container sind derzeit überall Mangelware“, sagt Juliana Eisold.
Sie und ihr Mann konnten zumindest Werkzeuge und Maschinen retten. „Gestern lief die Produktion schon wieder an“, erzählt die Dürrröhrsdorferin. Die Auftragsbücher seien voll und müssten abgearbeitet werden. Den Kopf hängen lassen, das kann sich der Familienbetrieb nicht leisten. „Es muss ja weiter gehen“, sagt sie optimistisch. Unterstützung bekam die Familie auch von den Nachbarn. Viele von ihnen packten sofort bei den Aufräumarbeiten mit an. Ihr Engagement sei beispiellos.
Juliana Eisold ist sich bewusst, dass sie Glück hatte. „Andere Familien haben alles verloren, den kompletten Haushalt, das Auto, das Zuhause“, sagt sie ergriffen. „Bei uns hängen zwar keine Tomaten mehr am Strauch, dafür ist niemand zu Schaden gekommen.“
Während Dürrröhrsdorf-Dittersbach recht glimpflich davon gekommen ist, hat der Stürzaer Bach in Stürza eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Mindestens fünf Brücken, die zu privaten Grundstücken führen, sind teilweise oder komplett zerstört. Die Flut hat große und tiefe Löcher in das Erdreich gegraben. An der Hohnsteiner Straße, der Ortsdurchfahrt, ist ein Teil der Straße abgerutscht.
Hilfsbörse wird eingerichtet
„Firmen und Privathaushalte haben den Hochwasseropfern zahlreiche Hilfen angeboten“, teilt Bürgermeister Jochen Frank (Unabhängige Bürger) mit und bedankt sich dafür. Die Gemeinde hat sich deshalb dazu entschieden, eine Hilfe-Tauschbörse einzurichten. Um die Angebote besser koordinieren zu können, sollten sich Hilfesuchende und freiwillige Helfer bei der Gemeindeverwaltung melden: Kontakt unter 035026/97510. Geldspenden können auf ein Spendenkonto eingezahlt werden.
Spendenkonto: Ostsächsächsische Sparkasse Dresden, BLZ 850 503 00, Kontonummer 3000060641, betreff: Fluthilfe.