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Fluthelfer sollten sich impfen lassen

Stück für Stück kehrt nach dem Hochwasser wieder Normalität ein. Neben all den sichtbaren Zerstörungen wurde ein Aspekt allerdings wenig beachtet: Weil Abwassertechnik beschädigt wurde, liefen tagelang auch Toilettenabwässer in die Spree – wo Geschädigte und Helfer in der Flut standen.

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Von Christoph Scharf

Stück für Stück kehrt nach dem Hochwasser wieder Normalität ein. Neben all den sichtbaren Zerstörungen wurde ein Aspekt allerdings wenig beachtet: Weil Abwassertechnik beschädigt wurde, liefen tagelang auch Toilettenabwässer in die Spree – wo Geschädigte und Helfer in der Flut standen.

„Hier kann der Hepatitis-A-Erreger lauern“, sagt Amtsärztin Dr. Ilona Walter. Schon bei der Flut 2002 in Dresden wurden deshalb Hilfskräfte vorsorglich gegen die Krankheit geimpft. Feuerwehrleute sind im Regelfall schon wegen ihres höheren Berufsrisikos durch eine entsprechende Impfung geschützt. „Aber ich empfehle auch jedem anderen, sich den Schutz zuzulegen“, sagt die Medizinerin.

Denn Hepatitis-A-Erreger können sich nicht nur im dreckigen Flutwasser tummeln, sondern auch bei Urlaubsreisen über unsauberes Essen oder Trinken aufgenommen werden. „Schließlich reisen die Leute heute viel mehr als früher durch die Welt.“ Aus diesem Anlass besteht die Möglichkeit, sich nicht nur bei den Hausärzten, sondern auch im Gesundheitsamt impfen zu lassen. Vorher wird allerdings getestet, ob das für den einzelnen auch wirklich nötig ist. „Viele über 45-Jährige hatten schon mit Hepatitis-A Kontakt, die brauchen dann keine Impfung mehr“, sagt Ilona Walter. Die anderen bekommen zunächst eine Spritze, nach mehreren Monaten zusätzlich eine zweite – und sind so für mindestens zehn Jahre lang gegen diese Form der Leberentzündung geschützt.

40Keuchhusten-Fälle

Problematisch ist, dass heute von den Erwachsenen kaum noch jemand weiß, ob er noch ausreichend vor den wichtigsten Infektionskrankheiten geschützt ist. „Bei den Kindern ist das anders – durch die Einschulungsuntersuchungen sind im Landkreis zwischen 96 und 98Prozent geimpft“, sagt die Amtsärztin. Erwachsene dagegen haben oft keinen Impfausweis mehr und wissen nicht, wann ihre letzte Impfung gewesen ist. Besser sieht es allerdings oft bei älteren Leuten aus. „Die kommen sich noch ziemlich regelmäßig impfen“, heißt es zum Beispiel bei der Bautzener Hausarztpraxis von Andrea Gneuß – auch ohne den alten Ausweis.

Doch ansonsten ist es längst nicht mehr so, dass wie zu DDR-Zeiten alle gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Kinderlähmung geschützt sind. Eine Statistik darüber führt bei Erwachsenen allerdings niemand. Dabei sind aktuell wieder 40Fälle von Keuchhusten im Landkreis gemeldet.

Die wichtigsten vier Impfungen zahlen alle Krankenkassen. Bei Hepatitis-A sind es immerhin die meisten, so die AOK-Plus oder die Dak. Wer bei einer Kasse versichert ist, die das nicht übernimmt, muss mit 40Euro je Impfung rechnen.